Kuba 27.11. - 12.12.2016

27.11.16 (Philip) Anreise und Havanna

 

Wir sind am Morgen noch eine Stunde in Panama herumgeirrt, auf der Suche nach einem Supermarkt. Schliesslich haben uns fast alle, die bereits in Kuba waren gesagt, dass wir Dinge wie Shampoo und Farbstifte mitbringen sollen. Diese sind in Kuba nicht oder nur sehr teuer erwerbbar und eignen sich daher gut als Geschenke.

Der Flug war angenehm, das einzige was uns erstaunt hat war, dass sämtliche Passagiere mehrere Handgepäckstücke dabei hatten. Und nicht etwa kleine Taschen, sondern grosse Koffer.

Neben uns sass ein ca. 40. Jahre alter Herr mit Goldketten, Golduhr und einer goldigen Sonnenbrille. Wenn er etwas von der Flugbegleitung wollte hatte er diese nicht gefragt, nein, er zischte und pfiff. So wie wenn man einem Hund rufen würde. Wir empfanden das als ziemlich unfreundlich und haben gedacht was für ein unsympathischer Sack. Am Flughafen angekommen durften wir gleich die Kubanische Organisation in den Abläufen feststellen. Der Passkontrolle folgt eine Gepäckdurchleuchtung welche einen bedeutend geringeren Durchsatz hat als die Passkontrolle. So kommt es, dass irgendwann kein Platz mehr für eine Schlange vor der Gepäckdurchleuchtung ist und es bildet sich ein Schwarm. Doch irgendwann ist auch kein Platz mehr für ein Schwarm aber die Zöllner schleusen unbekümmert immer mehr Menschen in diesen Bereich. Etwa so wie bei einer Rolltreppe die in einen geschlossenen Raum führt, was man erst auf der Rolltreppe bemerkt. Ich mache diesen Vergleich da ich dies mal im Europapark erlebt habe. Oberhalb der Rolltreppe hat sich eine Schlange gebildet was die Leute unterhalb der Rolltreppe nicht bemerkt hatten. Schliesslich versuchten die Einen auf der Treppe in Gegenrichtung zu gehen um an Ort und Stelle zu bleiben. Da aber bereits zu viele Menschen auf der Treppe waren funktionierte dies auch nicht und manche kletterten über das Geländer und es gab ein riesiges Chaos bis jemand dann endlich den Notaus Schalter der Treppe betätigt hatte. Eine wirklich witzige Situation die aufzeigt wie schlecht unorganisierte Menschenmassen funktionieren. Da kann man definitiv nicht von Schwarmintelligenz sprechen.

Zurück zum Flughafen. Wir haben uns dann angepasst und gedrängelt wie es alle anderen auch machten. Nach gut einer Stunde waren wir dann vorbei und kamen in der Gepäckhalle an, wo einem bereits das erste mal auffällt, dass hier überall geraucht werden darf.

Nachdem wir unsere 1000 Euro zu einem unglaublich schlechten Wechselkurs in CUC (Cuba Peso Convertible) gewechselt hatten, suchten wir uns ein Taxi. Besser gesagt versuchten wir mit den vielen Taxifahrer zu verhandeln die mit ihren gelben (offiziellen) Taxis direkt vor dem Flughafen warten um uns frische Touristen abzuzocken.

Wir fanden keine anderen Taxis und haben nach einer Weile immerhin 25 CUC anstatt 35 bezahlt. Für alle die mal vorhaben nach Kuba zu gehen: An den gelben Taxis vorbeigehen auf den hinteren Parkplatz, dort ein Oltimertaxi für maximal 15 CUC nehmen. Es gibt auch noch günstigere Möglichkeiten auf Ladeflächen von Sammeltaxis wo man 20 CUP pro Person zahlt.

Wer jetzt denkt, wieso sollte das günstiger sein? Der muss genau lesen. Ja, es gibt in Kuba noch eine Währung. Den CUP (Cuba Peso National). Während der CUC direkt an den Dollar gekoppelt ist, entspricht 1 CUC = 25CUP. Der CUP wird hauptsächlich von den Einheimischen genutzt und findet auf Märkten, in Cafés und Restaurants in weniger touristischen Gebieten Anwendung. Wo die Preise in CUP angegeben werden, kann man meistens auch mit CUC zahlen, dies jedoch mit, vom Verkäufer frei wählbaren Wechselkurs. Aber der Preis ist meistens nicht nur von der Währung abhängig sondern häufig davon, ob man Tourist oder einheimisch ist. Aber dazu später mehr.

Obwohl der CUC 1:1 an den Doller gekoppelt ist, kann man natürlich nicht mit Dollar zahlen oder den Dollar 1:1 wechseln, nein, man zahlt für den Dollarwechsel bis zu 10% Strafsteuer. Man stelle sich vor, Cuba würde den Dollar akzeptieren, da würde sich Fidel gleich im Grab umdrehen. Wobei ich zu einem wichtigen Punkt komme. Ja Fidel Alejandro Castro Ruz ist einen Tag vor unsere Ankunft in Cuba gestorben. Fidel Castro, von dem man halten konnte was man will, welcher aber unbestritten ein sehr intelligenter Mensch war welcher bedeutende Geschichte geschrieben hatte und Kuba nicht nur verändert, sondern gestaltet hatte, musste ausgerechnet einen Tag vor unserer Ankunft den Löffel abgeben. Wir dachten uns ja das wird ein interessantes Kuba sein, in welches wir reisen, aber von wegen. Kuba trauerte und wenn getrauert wird, wird nichts getrunken, nicht getanzt und nicht gefeiert. Das heisst im Klartext; Keine Musik und kein Alkohol. Und da Fidel nicht nur irgend ein Kubaner war sondern der bedeutendste Kubaner seiner Zeit, wurde nicht nur einen Tag sondern gleich 9 Tage Trauer verordnet. Verordnet daher, da es in dieser Zeit strafbar war, Alkohol an Kubaner auszuschenken oder zu verkaufen.

Nicht das es ein Problem wäre neun Tage nichts zu trinken oder keine Musik zu hören. Aber wenn man mich zuvor gefragt hätte, worauf ich mich in Kuba freue, wären Mojito, die Musik und die festliche Mentalität der Kubaner neben Kaffee und den vielen 50 Jahre Oldtimer ganz oben auf der Liste gewesen.

So haben wir Havanna bei unserer Ankunft ziemlich ruhig erlebt. Nach der Taxifahrt sind wir bei Jany in unserem casa particulares angekommen, welches wir zuvor über Airbnb gebucht hatten.

Es wurde uns vom Reisebüro nahegelegt die Unterkünfte im Voraus zu buchen da Kuba momentan zu den Top Reisedestinationen gehöre und man daher Probleme haben kann eine Unterkunft zu finden. Wir können das nicht bestätigen, denn sobald man mit einem grossen Rucksack auf der Strasse unterwegs ist, wird man alle zwei Minuten angesprochen; Casa?

Auch kann man durch die Strasse laufen und sieht überall die Logos welche die Casa Particulares kennzeichnen.

Unsere Unterkunft war ziemlich einfach aber völlig ausreichend. Es war ca. 15min zu Fuss vom sehr schönen aber auch teureren Stadtteil Havanna Vieja entfernt. Die Gegend ist ziemlich verarmt und unsauber, aber die Leute auf der Strasse waren durchaus freundlich und wir haben uns auch Nachts nie unsicher gefühlt. Allgemein gilt Kuba als sehr sicher. Gewaltdelikte auf Touristen kommen kaum vor. Gründe dafür sind meines Wissens die hohen Strafen welche Gewaltdelikte, besonders auf Touristen, zur Folge haben. Die Tatsache, dass die Gesellschaft finanziell weniger stark gesplittet ist, als in den meisten anderen Ländern. Klar gibt es viele arme Menschen, aber hungerleidende und Obdachlose gibt es sicherlich weniger als in vielen westlichen Kulturen bzw. Regierungssystemen. Und der dritte Punkt ist sicherlich das Nichtvorhandensein von Schusswaffen.

Jany, unsere Casa-Mutter, (diese Bezeichnung haben wir uns angeeignet da wir immer wieder die Namen der Gastgeberinnen vergessen hatten und es immer ältere, sehr fürsorgliche Damen waren) hat bei unserer Ankunft gleich diverse andere Casas in Kuba aufgezeigt, welche sie für uns buchen könne und verschiedene Frühstücksoptionen aufgezählt die ihre Mutter für uns zubereiten würde und und und. Das meiste was sie erzählte haben wir verstanden, waren aber gleich etwas überfordert da wir gerade angekommen waren und nicht in der Stimmung waren weitere Reiseplanung zu betreiben. So waren wir zurückhaltend mit unseren Antworten, was für sie so wirkte als würden wir sie nicht verstehen. Also nahm sie das Telefon und rief Louis an. Louis ist ein 20 Jähriger Basler der vor einem Jahr nach Kuba ausgewandert war um dort seine Fähigkeiten als Boxer zu verbessern. Jugendlicher Leichtsinn? Absolut. Aber mutig ist der Junge Mann, vielleicht etwas blauäugig, aber mutig. Schliesslich konnte er kein Wort Spanisch als er sein one-way-ticket nach Havanna gekauft hatte. Und Kuba ist nicht unbedingt der einfachste Ort um Spanisch zu lernen. Es wird sehr schnell und undeutlich gesprochen, viele Buchstaben und Wortendungen verschluckt und viel Slang verwendet. Aber Louis hat sich schnell angepasst und spricht erstaunlich gut Kubanisch, soweit wir das beurteilen können. Spricht er Schweizerdeutsch ist es eine Mischung aus Baslerdiitsch und Schippi Slang. Ich habe ihn dann bald gefragt von wo aus Osteuropa er Vorfahren habe, worauf er mir erklärte, dass sein Slang nicht durch seine Familie sondern durch seine Jugendfreundschaften geprägt sei. Sein ganzer Stammbaum seien Schweizer. Ja Louis hat sich in Havanna sehr schnell eingelebt und auch schnell Freunde gefunden.

Sein etwas machohaftes auftreten und sein sehr einfaches Frauenbild, würde in der Schweiz sicherlich anders wahrgenommen werden. Aber in Havanna fällt das nicht auf. Seine Boxkarriere musste er leider aufgeben, aufgrund einer Entzündung im Brustkorb. Er verdient ein wenig Geld als Maultier und wird vermutlich auch noch ein wenig Geld auf der Seite haben, von seiner Lehre die er bei der UBS gemacht hatte. Ja, richtig gelesen, als Maultier. Maultiere sind keine Kubaner, oder haben neben dem Kubanischen Pass noch einen anderen. Sodass sie bis zu 3mal im Monat problemlos nach Cancun, Panama, oder Bogota fliegen können um dort für Kuba einzukaufen.

Die meisten kaufen auf Bestellung, manche aber auch aus dem eigenen Sack um dann das ganze an den Schwarzmarkt zu verkaufen. Und was wird gekauft? Alles was irgendwie ins Gepäck passt. Kleinere Flachbildschirmfernseher, Elektronikartikel, Markenkleidung, Schmuck, Hygieneartikel usw.

Einfach möglichst viel. Das geht soweit, dass die Mulis mehrere T-Shirts übereinander und mehrere Armbanduhren anziehen damit sie mehr ins Flugzeug bringen. Diese Mulis waren auch der Grund dafür, dass unser Flugzeug mit Handgepäck überfüllt war. Durch die Mulis kommen die Kubaner an alle Produkte die sie brauchen oder einfach wollen. Aber halt einfach teurer, da das Maultier auch immer noch seinen Flug, seine Lebensunterhalt und das nötige Kleingeld für die Zöllner auf die Waren schlägt. Und das mit den Zöllnern ist besonders interessant. Als wir durch die „Nichts zu deklarieren“ Schneise gegangen sind, hatte es mehrere Maultiere, die mit ca. 200kg Gepäck an den Zöllnern vorbeigegangen sind. Es interessiert irgendwie niemanden, obwohl es klar verboten ist. Das ist bei vielen Sachen so, illegal aber toleriert.  Schliesslich wollen auch die Zöllner gerne ein wenig mehr und mit dem regulären Monatslohn wäre dies kaum möglich.

Aber zurück zu Louis. Er hat uns erzählt, dass er künftig als Touristenführer Geld verdienen wolle und ob wir Interesse haben mit ihm eine Führung durch Havanna zu machen. Eigentlich sind wir nicht so begeistert von Stadtführungen, da wir Städte meist lieber selbst erkunden. Wir hatten uns dann noch eine Weile mit Louis unterhalten und er hat uns viele spannende Sachen über Kuba erzählt. Später hat er uns ein Platz gezeigt wo man für 15 CUP, also ca. 60Rp. eine kleine Pizza essen kann. Halt mit Ketchup anstatt Tomatensauce, aber ich hatte wirklich schon schlechtere Pizzas für das 20fache. Weil es gerade geregnet hatte sind wir in einen Coiffeursalon gegangen um die Pizza zu Essen. Der Coiffeursalon gehört einer bekannten von Louis. Es war eine schräge Situation als Louis an die Türe klopfte und uns eine etwas verschlafene ältere Frau hereingebeten hatte. Anschliessend kam noch ihr Mann aus dem oberen Stockwerk und die ca. 5 jährige Tochter, welche auch uns, völlig Fremde, mit einem Kuss auf die Wange begrüsste. Jetzt mal ehrlich. Ich wäre mässig begeistert wenn ich geweckt werden würde damit ein bekannter mit ein paar Touristen seine Pizza in meinem Geschäft essen kann. Aber so unterscheiden sich die Leute und die Kulturen. Überall wo wir waren, hatten die Menschen täglich mehrere Besucher. Dafür braucht es keine Voranmeldung. Man geht einfach in der Selbstverständlichkeit, dass Gastfreundschaft angeboten wird. Und so hat auch diese Familie in diesem Coiffeurgeschäft völlig interessiert gewirkt und war wahnsinnig freundlich. Also entweder ist es die Mentalität oder sie waren verdammt gute Schauspieler.

Nachdem wir dann gegangen sind hat uns Louis nochmals nach der Stadttour gefragt und dass er uns die Führung für 10 CUC machen würde da wir seine ersten Kunden wären. Schliesslich konnten wir nicht nein sagen und haben ihm zugesagt.

Wir sind dann alleine noch weitergezogen um die Altstadt zu erkunden. Als wir kurz auf einer Kreuzung stehen geblieben sind, um uns zu orientieren, wurden wir von einen älteren Kubaner angesprochen. Was wir suchen, woher wir kommen usw.

Er wollte uns unbedingt eine Bar mit Dachterrasse zeigen die sehr schön sei, worauf wir einwilligten und mit ihm zur Bar liefen. Dort angekommen hat er uns einen Tisch organisiert und ist auch gleich hin gesessen. Es war etwas schräg, jedoch schnell klar was seine Masche war. Als wir beide einen Mojito bestellten fragte er ob er auch einen dürfe worauf wir natürlich nicht mehr nein sagen konnten. Der Mojito kostet 3 CUC. Das ist ein guter Touristenpreis für einen richtigen Mojito. 5 mal so teuer wie die Pizza aber doch noch ca. 10 Franken günstiger als ein Mojito in der Schweiz.

Wir bestellten also alle einen Mojito worauf ihm die Serviererin gesagt hatte, dass er als Kubaner nur einen ohne Alkohol bekomme. Das war der Zeitpunkt, als wir das mit den Tagen der Trauer und dem Alkoholverbot erfahren haben. Und gleichzeitig der Zeitpunkt als der fröhliche alte Mann etwas grimmig wurde. Er begann sich über die aktuelle Situation in Kuba zu beschweren und fragte uns, wieso ihm jemand vorschreibe wie lange er zu trauern habe. Er erzählte uns, dass er eigentlich Maschineningenieur sei, am Tag als Automechaniker arbeite da es ja keine Arbeitsplätze für Ingenieure gebe. Am Morgen früh gehe er Hummer fischen, was eigentlich illegal ist, da das Fischen von Hummern dem Staat vorbehalten sei. Und am Abend arbeitet er als Tellerwäscher in einem Hotel. Er brauche alle drei Jobs, um einigermassen zu leben. In einem anderen Land wäre er ein wohlhabender Mann.... Er steigerte sich immer mehr hinein und meinte, dass Fidel ein Diktator gewesen sei und Kuba dringend eine Veränderung brauche und und und. Ich konnte seinen Unmut nachvollziehen und war zu gleich etwas erschrocken wie schlecht er über Fidel und sein Lebenswerk gesprochen hatte.

 

Wir tranken unseren Mojito aus und spazierten durch ein sehr ruhiges Havanna zurück zu unserer Unterkunft. 

 

Am nächsten Morgen durften wir zuerst das Frühstück geniessen, welches uns Janys Mutter serviert hatte. Getoastetes Brot mit Butter, Eieromelette  und einen verdammt guten Kaffee. Man war der Kaffee gut. Allgemein ist der Kaffee unglaublich gut in Kuba. Pechschwarz und so stark und geschmackvoll wie man ihn nur mit einer richtig guten Kolbenmaschine oder natürlich mit den Bialetti Kaffeekochern hinkriegt. Und das beste ist, egal wo man ist, man kann rauchen. Das ein guter Kaffee mit einer Zigarette noch besser wird, ist für einen Nichtraucher vermutlich nicht nachvollziehbar, aber es ist wirklich so ;-). Wir genossen unser Frühstück und verwunderten uns über einen ca. 4 jährigen Jungen welche mit einem Ipad neben uns sass und ein Computerspiel spielte. Sein älterer Bruder sass im Wohnzimmer und spielte ebenfalls ein Computerspiel auf einem grossen flatscreen. Von wegen die Kubaner leben in den 50ern und von wegen die Kubaner sind sehr arm und können nichts importieren.

Es ist unterschiedlich. Sobald man irgendwie im Tourismus arbeitet sind die Einnahmen durch die unverhältnismässigen Preise oder die Trinkgelder ausreichend um sich einige Luxusgüter zu kaufen. Und ja, man kann eigentlich alles erwerben das irgendwie durch die Mulis importiert werden kann. Es ist einfach teurer und komplizierter bis man es bekommt. Arbeitet man nicht im Tourismus sondern z.B. als Zahnärztin, was einer der besser bezahlten Jobs ist, verdient man 50 CUC im Monat. Was nur bei einem sehr sparsamen Lebensstil knapp ausreicht. Die meisten Kubaner leben schon in sehr einfachen, armen Verhältnissen, man hat als Tourist halt meist nur mit den jenen zu tun die im Tourismus arbeiten.

 

Nach dem Frühstück hat uns Louis für seine Stadtführung abgeholt. Wir gingen zuerst einen Espresso trinken für 12CUP und spatzierten anschliessend durch die Schwarzmärkte und durch den eigentlichen Stadtkern. Als wir dann später in Richtung Havanna Vieja steuerten haben wir auf einer Allee einen Halt gemacht. Ich habe Louis gefragt wie er es erlebe bezüglich der Zufriedenheit der Kubaner mit der aktuellen Lage. Louis meint, dass die meisten Habaneros eher unzufrieden seien. Er drehte sich um und fragte eine alte Frau die auf einer Bank sass, ob sie traurig über den Tod von Fidel sei. Worauf die Frau beklagte, dass sie sehr traurig sei da Fidel sehr viel gutes geschaffen habe. Sie erzählte, dass ihr Mann eine sehr gute medizinische Versorgung hatte als er erkrankte und dies für sie nichts gekostet hatte und auch, dass jeder studieren könne, ohne dass er dafür Geld brauche. Auch betonte sie, dass man wenig bekomme, aber jeder bekomme etwas.

Die alte Frau hat eine Rente von 7 CUC pro Monat.

Louis war schwer beeindruckt wie stolz die Frau auf ihr Kuba ist und schenkte ihr die letzten 5CUC die er im Portemonnaie hatte. Die Frau war derart überrascht, dass sie vor Freude zu weinen begann und bedankte sich mehrmals bei Louis.

Ich hingegen war überrascht von Louis, ich hatte ihn bislang nicht so eingeschätzt. Anschliessend gingen wir in der Altstadt in ein Café welches uns Claudi und David empfohlen hatten. Auch hier war der Espresso wieder bombastisch. Danach spazierten wir zu einer Boxschule die aber leider gerade geschlossen hatte.

Bei der Führung durch die Altstadt war Louis immer wieder auf sein Handy fixiert und versuchte uns zu erzählen, wann welches Gebäude entstanden sei und manchmal auch welche geschichtlichen Hintergründe diese haben. Aber bezüglich der Kubanischen Geschichte war Louis def. nicht der richtige Reiseführer. Wir haben ihm das auch gesagt als er am Abend auf einer sehr schönen Dachterrasse eines Hotels nach einem Feedback fragte. Wir haben ihm geraten sich bei seinen Stadttouren auf die Plätze zu fokussieren die man normalerweise als Tourist nicht sieht. Die extrem günstigen Hinterhof Cafés und die versteckten Zugänge zu den vielen Dachterrassen, der Kubanische Schwarzmarkt und die Boxschule usw. Diese Orte waren für uns interessant. Um die Altstadt zu erkunden braucht man keine Stadtführung und wenn man eine Führung aufgrund des architektonischen oder geschichtlichen Interesse machen will, sollte man dies besser vor Ort bei einem Professionellen machen. Uns hat die etwas andere Stadtführung von Louis aber sehr gefallen und würden ihn durchaus weiterempfehlen:

 

Louis Laissue

Tel fix. Kuba +53 78604436

Tel mob, Kuba +53 55104255

Tel mob. Schweiz (Whats app) +41792955081

 

e-mail: l.laissue@gmx.ch   

30.11.16 (Philip) Trinidad

 

Am dritten Tag sind wir mit einem colectivo taxi nach Trinidad gefahren. Zusammen mit einem italienischen Pärchen hat die dreistündige Fahrt 30CUC pro Person gekostet. Ich habe meist keine Probleme wenn die Chauffeure zu schnell fahren und mein Empfinden für eine zu hohe Geschwindigkeit lässt sicherlich genügend Raum offen. Aber diese Fahrt war wirklich gefährlich, vermutlich das Gefährlichste, was wir bislang erlebt haben. Ich habe dem Chauffeur gesagt, dass wir keine Lust haben Fidel zu treffen und er daher doch bitte langsamer fahren soll, aber es hat nicht wirklich geholfen.

Mit viel Glück sind wir dann in Trinidad angekommen wo wir gleich von unserer Casamutter Olga ein Nachtessen (Poulet, Reis, Bohnen, Früchte) bekamen. Die Unterkunft von Olga war wirklich schön und auch sehr sauber. Wir versuchten uns mit Olga ein wenig zu unterhalten und fragten sie natürlich auch ob sie traurig über den Tod Fidels sei. Sie erklärte uns, dass sie sehr traurig darüber sei und Angst vor der Zukunft Kubas habe.

Allgemein war hier in Trinidad die Trauer viel stärker spürbar als in Havanna. Das Städtchen war am Abend wie ausgestorben und es gab keinen tropfen Alkohol für niemanden.

Am zweiten Tag durften wir zuerst Olgas reichhaltiges Frühstück geniessen. Mit Honig übergossene frittierte Platanochips, Eieromelette, Brot mit Butter und Honig, ein Teller voller Früchte aus ihrem Garten, frischer Fruchtsaft und natürlich einen halben Liter unglaublich starker, schwarzer, Kubanischer Kaffee.

Danach mussten wir die 100000kCal die wir grade zu uns genommen haben wieder abbauen und haben uns Fahrräder gemietet um damit an einen Strand zu fahren. Es hat wirklich unglaubliche schöne, karibische Strände mit Kokospalmen und hellblau leuchtendem Wasser. Wie im Prospekt. Bei jedem der kleinen Strände wartete beim Parkplatz ein Herr, der versucht hatte die Vorbeifahrenden anzuwerben und es war schnell klar, dass sie für die Strände etwas verlangen. Als wir uns dann bei einem schönen Strand niederlassen wollten, wurden wir aufgefordert Parkgebühren für unsere Fahrräder zu bezahlen. Ich musste zuerst lachen und habe ihn gefragt ob wir dann auch noch Parkgebühren für unsere Schuhe zahlen müssen. Der Herr meinte das aber im vollen Ernst und wollte 1CUC pro Fahrrad. Das ist nicht viel, aber bei solchen Sachen geht es ums Prinzip. Irgendwann hat dies einer bei dummen Touristen mal ausprobiert und die haben es bezahlt. Und nun hat es an jedem Strand ein Typ der von jedem Tourist Geld verlangt. Ich habe mich dann vorerst geweigert und ihm gesagt, dass ich keine Parkgebühren für mein Fahrrad bezahlen werde. Ich werde sicherlich an der Bar etwas konsumieren aber Parkgebühren für Fahrräder zahle ich nicht. Er hat mir dann verboten mein Fahrrad auf dem Parkplatz abzustellen und mir gesagt, dass es ausserhalb des Parkplatz sehr gefährlich sei wegen den vielen Dieben die es hier habe....

Könnte ich besser spanisch sprechen hätte ich gerne noch mit ihm diskutiert und ihn gefragt, wo sich denn die vielen Diebe verstecken, ob diese in den Bäumen warten oder sich Erdlöcher graben. Nein mal ehrlich, es hatte weit und breit niemanden und wir hatten Schlösser um die Fahrräder abzuschliessen. Also nahmen wir unsere Fahrräder und platzierten sie 100m ausserhalb des Parkplatzes. Wir breiteten uns am Strand aus bis ein anderer Herr kam der uns drohte, dass er jetzt die Polizei rufe, denn es sei illegal die Fahrräder dort zu platzieren wo wir sie abgestellt haben.

Wir waren uns sicher, dass dies auch eine Lüge war, hatten aber keine Lust zu streiten, da einerseits unser Wortschatz dafür nicht ausreicht und es sich vor allem nicht lohnt sich für 2 CUC aufzuregen. Schliesslich bezahlten wir etwas wehmütig die Parkgebühr.

Hätten sie einfach 2CUC Eintritt verlangt, hätten wir es ohne Fragen bezahlt. Nur kann man in Kuba keinen Strand privatisieren und somit auch kein Eintritt dafür verlangen, was wiederum der Grund ist, dass sie es mit den Parkgebühren versuchen. Und sobald Touristen dies akzeptieren, wird es zur Regel und nur eine Frage der Zeit bis sie versuchen das Doppelte zu verlangen.

Ich muss dazu vielleicht noch sagen, dass ich es durchaus Ok finde, wenn ein armes Land versucht möglichst viel Geld mit dem Tourismus zu machen. Es ist jedoch häufig eine Bereicherung derjenigen, die frech genug sind irgendwelche unsinnigen Gelder zu verlangen. Auch ist es nicht unbedingt die beste Werbung, wenn sich die Touristen im Nachhinein abgezockt fühlen. Aber so fühlen sich vermutlich auch die Meisten, die in der Schweiz Skiferien machen...

In Kuba ist dies ein wenig Speziell. Einerseits gibt es bei Eintrittspreisen meist Einheimische und Touristenpreise, die sich teils um Faktor 20 unterscheiden. Das sind aber Dinge wie Parkeintritte die man nur aus Interesse bezahlt und selber entscheiden kann ob man das will oder nicht. Es ist auch absolut in Ordnung, dass ein Volk mit einem Durchschnittseinkommen von ca. 40Sfr. Pro Monat sich selbst Vergünstigungen schafft. Auch das der öffentliche Transport der Kubaner nicht genutzt werden darf und man somit nur mit dem Taxi oder den 10mal teureren Touristenbussen reisen kann ist durchaus verständlich, bei einem Land das derartige Transportprobleme hat.

Das einzige was mich aufregt sind die Abzockversuche gegen die man sich ständig wehren muss.

Ein Beispiel ist der Kauf von Trinkwasser. Eine 1.5lt Flasche Trinkwasser kostet in Kuba 70cent. Mit Ausnahme der spez. Touristenshops ist der Preis auf der gesamten Insel einheitlich. Dennoch haben wir es zweimal erlebt, dass jeweils im gleichen Shop einfach das doppelte verlangt wird. Beides mal haben wir interveniert und erklärt, dass dies nicht stimmen könne. Einmal bekamen wir sie dann für den richtigen Preis und das andere Mal hiess es; „Nein entweder 1.5 CUC oder kein Wasser“. Trotz eines Preisschildes, das den Preis klar definierte blieb die Verkäuferin auf ihrem Standpunkt und verkaufte uns kein Wasser.

Es ist verständlich, dass in einem Land mit derart geringem Einkommen jeder versucht in die eigene Tasche zu wirtschaften, würden wir sicherlich auch so machen. Aber es Nervt ungemein, wenn man über jeden Scheiss verhandeln muss. Auch die Taxifahrten ziehen immer eine Preisverhandlung mit sich, wobei man schnell mal den doppelten oder dreifachen Preis bezahlt, wenn man sich nicht wehrt. Diese scheiss Verhandlerei...Aber das hatten wir schon mal.

 

Wir genossen dann den wunderschönen Strand und bekamen vom Parkwächter als Friedensangebot noch zwei Orangen geschenkt. Auch ihm war die Situation vermutlich nicht ganz recht.

Am Abend gingen wir im Städtchen Nachtessen. Für Ilona gab es ein Fischfilet und ich genoss einen Hummer der sogar in den touristischen Orten wie Trinidad bereits für 10CUC serviert wird.

Anschliessend erkundeten wir das Städtchen und tranken Softdrinks und Espresso.

 

 

Da Trinidad ein wirklich schönes Städtchen ist und wir es bislang nur im dunklen gesehen hatten verbrachten wir den darauffolgenden Tag gleich nochmals an diesem Ort. Am Tag sind die Gassen mit diversen Märkten versehen und an jeder zweiten Ecke versuchen die Leute einem hartnäckig etwas anzudrehen. Wir suchten einen gemütlichen Ort und kümmerten uns wiedermal um unser Reisetagebuch.

Am dritten Tag in Trinidad fuhren wir mit einem Taxi in die nahegelegenen Berge. Der Taxifahrer hat wie viele Kubaner längere zeit studiert und fand dann keinen Job, wodurch er sich entschlossen hatte sein Lebensunterhalt als Taxifahrer zu verdienen.

Er hatte Englisch und Geschichte studiert, was die Fahrt für uns sehr spannend machte, da wir uns mal ein wenig ausgeprägter über die Lage und die Situation in Kuba unterhalten konnten. Auch ihn haben wir nach ein paar Minuten smaltalk über seine Zufriedenheit mit der aktuellen politischen und wirtschaftliche Lage Kubas gefragt. Er sagte uns zuerst, dass er gerne ehrlich antworte, da wir jetzt zu dritt in einem Taxi sitzen. An der Öffentlichkeit würde er uns keine Antwort auf diese Frage geben.

Ihr könnt euch ja vorstellen was der Konsens seiner Aussage war. Und er riet uns dann noch das Buch Animal Farm (George Orwell) zu lesen, das beschreibe Kuba ziemlich gut. Auch meinte er, dass sich in naher Zukunft nichts verändern werde, da einerseits Raúl Modesto Castro Ruz, der ja bereits seit 2008 an der Macht ist, keine Veränderungen herbeiführen werde und jetzt wo die Amerikaner diesen Vollidioten gewählt haben, kaum eine Aussicht auf eine Besserung bestehe. Obwohl es etwas unpassend war musste ich lachen, und dachte mir, stimmt, die Amis haben ja wirklich Donald Trump gewählt. Es ist mir immernoch nicht ganz bewusst weil ich es einfach nicht glauben kann, dass so eine Person wirklich durch freie Wahlen gewählt werden kann. Ja, es gibt noch viele andere mächtige Psychopathen aber meines Wissens, kein vergleichbarer der wirklich demokratisch gewählt wurde.

Ja, Ok die Schweiz hatte sich bei den letzten Nationalratswahlen auch ganz üble Patzer wie z.B. Erich Hess oder Magdalena Martullo-Blocher geleistet. Aber die haben wenigstens nicht viel Macht und def. keinen Einfluss auf die Weltpolitik.

Zurück nach Kuba.

Wir besuchten anschliessend eine Kaffeeplantage wo uns aufgezeigt wurde, wie dieser unglaublich gute Kaffee vom Baum bis in die Tasse gelangt. Hmm, Kubanischer Kaffee. Sogar Ilona, die Kaffee eigentlich nicht mag, hatte in Kuba einige Espressos getrunken. Nicht ganz freiwillig, da man häufig nicht gefragt wird, aber sie war durchaus überrascht wie gut er ist.

Bei diesen Kaffeebauern wurde uns aufgezeigt in welch armen Verhältnissen die Leute leben die nicht im Tourismus arbeiten. Ein Kaffeebauer darf seinen Kaffee ausschliesslich an den Staat verkaufen und verdient dabei etwa 10 CUC im Monat. Dabei hat er eine klare Menge zu liefern die abhängig von seiner bewirtschafteten Fläche ist. Natürlich versuchen die Meisten noch etwas nebenbei zu produzieren, was sie unter der Hand, Freunden und Bekannten verkaufen. Die Führung und auch der anschliessende Kaffee war gratis. So gaben wir der Familie natürlich gerne ein Trinkgeld.

In den Bergen angekommen wanderten wir 1h durch den schönen tropischen Wald, bis wir zu einem Wasserfall kamen, bei man baden kann. Der Wanderweg befindet sich in einem Nationalpark. Touristen zahlen dafür 10CUC Eintritt, während Kubaner 10CUP bezahlen. Aber das ist meiner Meinung nach Ok, da es wirklich ein schöner Park ist, der auch sanitäre Anlagen zur Verfügung stellt. Das Klima in den „Bergen“ (ca. 1000müM) ist sehr angenehm und das Bad unter dem Wasserfall wirklich erfrischend.

 

Am Abend gingen wir nochmals nach Trinidad um etwas feines zu essen und organisierten gleich den Weitertransport nach Varadero. Anschliessend sind wir ins casa Suiza gegangen und haben dort mit einem Schweizer, den wir am Strand kennen lernten, einen Kaffee getrunken. Daniel ist ca. 40 Jahre alt und ist mit einer Kubanerin verheiratet. Er hatte seine Frau bei einer Hochzeit eines Freundes kennengelernt und hatte sich Hals über Kopf verliebt. Er rechnete sich aus, dass er mit seinen Ersparnissen in Kuba bis zur Pension ohne Arbeit leben könnte und fand diesen Gedanken ziemlich ermutigend. Klar, wer nicht. Also wanderte er auf Kuba aus, heiratete dort und begann ein casa particulares aufzubauen. Daniel ist ein sehr sympathischer Mensch und ein super Gesprächspartner. Seine Ansicht gegenüber Kuba ist sehr gelassen und durchaus positiv. Vielleicht auch daher, da er mit seinem Schweizer Pass eine gewisse Gelassenheit haben kann. Sein casa in Trinidad (casa Suizo) ist unglaublich schön gestaltet, etwas teurer als das was wir hatten aber den Preis aus meiner Sicht durchaus wert.

Wir rauchten einige Zigaretten und quatschten 2-3 Stunden bis wir uns von Dani verabschiedeten.     

04.12.16 (Philip) Varadero

 

Das colectivo taxi war diesmal ein Lada, der wie viele andere Dinge von den Russen importiert wurde. Die colectivo Taxis können in drei Kategorien unterteilt werden. Am häufigsten sind die amerikanischen Oldtimer Chevrolet, Ford, Buick, Cadillac usw, aus den 50ern. Kaum einer enthält noch den Originalmotor. Die meisten wurden auf einen Mercedes Diesel „umgerüstet“. Dennoch ist es erstaunlich, dass diese immer noch so gut im Schuss sind, wenn man bedenkt, dass sie seit über 60 Jahren aktiv gebraucht werden. Es ist wirklich erstaunlich wie gut die Kubaner alles immer wieder irgendwie reparieren können.Not macht halt erfinderisch.

 

Die zweite Kategorie sind die Ladas und die Moskwitschs, die die Russen in den 70er und 80er Jahren brachten. Und die dritte Kategorie sind ausgediente Mietfahrzeuge aus den 90ern, wovon es aber am wenigsten gibt. Die Aktuellen Mietautos sind meist von Chinesischen Herstellern und werden sogar in Kuba keine 20 Jahre überleben. Damit will ich nicht behaupten, dass die Chinesen nicht in der Lage wären Qualitätsprodukte herzustellen. Aber was die aktuellen Fahrzeugkopien betrifft, ist dies leider so. Wenigstens sind die Motoren von Mitsubishi und werden dadurch das Chassis überleben. Diese können dann irgendwann für eine amerikanischen 50er Oldtimer verwendet werden. Auch interessant sind die vielen Elektroroller die die Kubanische Regierung von den Chinesen importiert.

In Varadero angekommen suchten wir uns zuerst eine Unterkunft. Als wir durch die Gassen liefen gabelte uns ein junger Kubaner namens Andri auf und sagte uns, dass er eine Unterkunft für uns wisse. Wir liefen mit ihm ein paar Strassen entlang und fanden nach 4 Absagen eine Unterkunft bei Barbara oder Regula oder so. Wir verhandelten auf 30 CUC pro Übernachtung und bekamen gleich einen Espresso. Regla, die wir zuerst fälschlicherweise Barbara und dann Regula nannten, keine Ahnung wieso, ist Journalistin. Auch mit ihr sprachen wir über ihre Einstellung zu Kuba und die möglichen Veränderungen die der Tod Fidels mit sich bringen könnte. Sie schaute dem Ganzen ziemlich nüchtern entgegen und meinte: „Kuba habe extrem viel Potential das nicht  genutzt werde. Viele sehr gut ausgebildete Menschen die als Taxifahrer arbeiten da sie keine andere Perspektive haben. Klar streben die Menschen nach mehr Luxus, schliesslich sehen sie auch wie die Leute in der „westlichen Welt“ leben. Und klar seien dadurch viele unzufrieden, da sie wissen das sie in einem anderen Land mehr Chancen hätten. Aber Schau dich um!! Alle haben Speck auf den Knochen, niemand muss hungern. Jeder bekommt die bestmögliche medizinische Versorgung ohne dafür etwas zu bezahlen und jeder kann eine gute Ausbildung geniessen, ohne das er dafür reiche Eltern haben muss. Wenn sich Kuba der Welt öffnet wird es schnell viele internationale Investoren geben und die Schere zwischen arm und reich wird sich schlagartig öffnen. Dadurch wird die Kriminalität zunehmen und der Tourismus und die Gelassenheit des Kubanischen Lebensstils vermutlich abnehmen. Also was würdet ihr bevorzugen?“

Natürlich waren das nicht genau ihre Worte, aber das, was ich sinngemäss verstanden habe. Mich hat ihre Aussage ziemlich beeindruckt, da sie es auf den Punkt gebracht hat. Ein schlagartiger Wechsel in ein kapitalistisches System würde meiner Meinung nach für deutlich mehr als 50% der Kubaner eine geringere Lebensqualität bedeuten.

Aber zurück zur Realität, schliesslich sind solche Vorhersagen immer schwierig und häufig falsch.

Wir bezogen die Unterkunft und sind anschliessend ins neben gelegene Dorf Santa Marta gewandert da dort Thomas und Yissel wohnen. Thomas hat letzten Sommer mit René zusammen gearbeitet wodurch wir seine Kontaktdaten hatten. Wir hatten im Voraus mit Thomas ein paar Mails ausgetauscht, da wir wussten das er Geld mit Taxifahren verdient und es immer interessant ist, ausgewanderte Schweizer zu treffen. Doch sobald wir in Kuba waren funktionierte das Internet nicht mehr so richtig. Das heisst, ja es hat Internet, man kann in öffentlichen Parks eine Karte kaufen auf welcher ein Code steht, der einem 1h Internet ermöglicht. Nur teilt man den Router mit ewa 300 anderen Menschen die alle möglichst viele Downloads machen usw. Man kann sich vorstellen, wie schnell dann die Verbindung ist. So verzichteten wir nach einem kläglichen Versuch auf Internet und somit auch auf die Kommunikation mit Thomas. Da wir jedoch seine Adresse hatten beschlossen wir ihn einfach zu besuchen.

Thomas, lebt wie Dani auch seit etwa 10 Jahren in Kuba und ist mit einer Kubanerin verheiratet. Und auch wie Dani betonte er, dass er immernoch mit der gleichen Kubanerin verheiratet sei. Das ist scheinbar nicht so üblich da die Kubaner nicht die treuesten Menschen seien. Wie auch immer. Thomas hat sich vor langer Zeit ein Seegelboot gekauft und hat ohne jegliche Vorkenntnisse den Golf von Mexiko überquert. In Kuba angekommen lebte er in seinem Boot, bis die Stellplatzkosten so teuer wurden, dass er sein Boot an die Kubanische Regierung verschenkte. 6 Jahe später hatte er Yissell kennengelernt und geheiratet. Die beiden sind dabei ein Casa aufzubauen um Einkünfte zu generieren. Sie haben uns dann gleich gefragt ob wir sie zum Nachtessen begleiten. Wir fuhren zu siebt (Thomas, Yissell, der Vater von Thomas, die Halbschwester von Yissell und deren Mann) mit Thomas 55 Chevrolet zu einem kubanischen Restaurant. Das Essen war gut, nichts besonderes, aber gut und kostete inkl. Getränke für 7 Personen knappe 19 CUC. Kaum jemand, ausser Ilona und mir, schaffte es die riesige Portion zu verschlingen, worauf sich alle das Essen einpacken liessen. Dem Mann von Yissells Halbschwester war dies irgendwie peinlich und er sagte Yissell, dass sie uns sagen solle, dass er es für den Hund mit nach Hause nehme. Yissell bekam einen Lachanfall und erklärte uns was er ihr gesagt habe was ihm natürlich noch viel peinlicher war. Thomas erklärte ihm sofort, dass es auch für uns „reiche“ Schweizer normal sei, dass man sein Essen im Restaurant einpacken und nach Hause nehmen kann und er sich dafür keineswegs zu schämen brauche. Aber wie es meine Wortwahl bereits beschreibt. Man kann das machen, nicht alle machen es...

Ich fühlte mich irgendwie unwohl bei dem Gedanken, dass sich jemand schämt da er Essen nicht wegwerfen lässt, sondern es nach Hause nimmt. Ich hätte ihm so gerne erklärt, dass ich das umgekehrte eine Schande finde. Wenn Menschen Unmengen bestellen und nicht die Hälfte davon Essen, oder das bei uns 30% aller Lebensmittel die im Supermarkt verkauft werden am Abend in der Tonne landen. Dass man sich eigentlich für das übertriebene Konsumverhalten das sich viele Menschen gewohnt sind schämen müsse und sicher nicht dafür, dass man sich Essen einpacken lässt. Aber wiedermal hat mir der Wortschatz gefehlt.

Wie es so üblich ist, gingen wir danach noch einen Kaffee trinken und Glacé essen, bis uns dann Thomas einige Stunden später zurück nach Varadero fuhr.

 

Am Ersten vollen Tag in Varadero gingen wir den Strand erkunden. Wir waren überrascht als wir das hellblau leuchtende, glasklare Wasser sahen. Auch hatten wir erwartet, dass der Strand voller Touristen ist, da Varadero vermutlich der Ort ist wo sich die meisten Touristen niederlassen. Das Städtchen hat etwa 10'000 Einwohner, wenn überhaupt, aber beherbergt ca.60 Hotels und diverse casa particulares. Zu unserem Glück war unser casa im westlichen Teil Varaderos während 90% der Hotels im Osten sind. Man kann der Strasse entlang laufen und merkt wie die Preise Richtung Osten ansteigen.

Aber zurück zum Strand. Wir haben den Tag damit verbracht auf der faulen Haut zu liegen und uns ab und zu abzukühlen. Am Nachmittag hatte es ein wenig Wind und in der Ferne sah man ein Kite am Himmel. So planten wir am darauffolgenden Tag eine Kiteschule aufzusuchen die uns evtl. Material vermieten könnte. Am Abend spazierten wir durch das Städtchen und suchten einen Italiener auf, welcher uns Thomas empfohlen hatte. Wir genossen die feine Pasta und tranken unsere Softdrinks da wir schliesslich noch zu trauern hatten.

 

Als wir am nächsten Tag  nach einer längeren Strandwanderung die Kiteschule gefunden hatten, war leider niemand vor Ort. Dies war nicht so schlimm, da es ohnehin keinen Wind hatte. Ein jüngerer Herr von der neben gelegenen Kajakvermietung klärte für uns ab, wann sich jemand in der Kiteschule befinden werde. „Vielleicht Morgen, um 13:00, wenn es Wind hat, vielleicht“ meinte er. So liefen wir wieder zurück und genossen einen Mojito in einer Strandbar. Denn schliesslich war nun die Trauerzeit abgeschlossen und Kuba begann wieder zu leben. Nach dem üblichen Menukartenpreisvergleich fanden wir ein günstiges Restaurant wo es für Ilona Filet de Mignon und für mich eine pasta los mariscos gab. Zum Verdauen spielten wir zwei Strassen weiter eine Runde Golfito. Wie immer beim Minigolf hatte ich keine Chance gegen Ilona. Ein paar junge Kubaner wollten mir noch Tips geben, aber die konnten es leider auch nicht besser. So hatte ich am ende der 20 Löcher etwa 20 Schläge mehr benötigt. Auf dem Rückweg machten wir noch einen kurzen Halt bei einem der vielen Strassencafés um dort nochmals ein Bierchen zu trinken. Als wir an der Kasse standen rief uns jemand zu, hey suizos. Ich dachte zuerst es sei Andri, welcher uns die Unterkunft gezeigt hatte und fragte ihn gleich ob er ein Bier wolle. Aber er war bedient und es handelte sich auch nicht um Andryi sondern um Oslyani. Oslyani ist ein guter Freund von Andri und wusste daher irgendwie wer wir sind. So haben wir uns zu ihm hingesetzt und tranken einige Bier mit ihm. Oslyani ist 43 Jahre alt, wirkte auf mich aber eher wie 33 und arbeitet in einem der vielen Hotels in Varadero. Seine Frau Mercedes (wird aber lieber Mimi genannt, wieso auch immer) ist Zahnärztin und hatte am darauffolgenden Tag Geburtstag. Wir plauderten knapp eine Stunde als er uns fragte ob wir mit ihnen am nächsten Tag den 42en Geburtstag von Mimi feiern. Wir waren etwas überrumpelt mit dieser Einladung, konnten dies aber natürlich nicht ablehnen. Als wir uns dann zusammen auf den Weg in unser Quartier machten, fragte mich Oslyani ob ich wisse was Carajillo sei und ob ich Lust habe einen zu trinken. Ja, das muss man mich nicht zweimal fragen. Eigentlich erstaunlich, dass ich nicht schon früher darauf gekommen bin. Wo es so guten Kaffee gibt, muss es auch Carajillo geben. Also gingen wir zu einem Café und begonnen Carajillo zu trinken.

Als dann um etwa 1:00 Uhr Mimi von der Arbeit kam, wollte sie natürlich auch noch mit einem Bier in den Geburtstag hinein feiern und es wurde 4:30 bis wir bei unserem Casa ankamen. Somit verbrachten wir den nächsten Tag damit, uns darauf vorzubereiten, dass wir am Abend ja wieder mit den Beiden feiern werden. Denn schliesslich wurden wir eingeladen. Als hätten wir nicht bereits genug gefeiert. Wir bauten uns mit einem Teller Spaghetti wieder auf und verbrachten einen ruhigen Nachmittag. Oslyani holte uns um Punkt 19:00 bei unserem Casa ab. Mimi und Oslyani mussten den ganzen Tag arbeiten, was man ihnen aber überhaupt nicht anmerkte. Sie hatten grade mal 2h Schlaf aber hatten keinerlei Katerbeschwerden, was ich wiedermal unfair fand. Wir spazierten im Schneckentempo durch Varadero. Es ist wirklich erstaunlich wie langsam die Kubaner gehen können. Wie in Zeitlupe. Auch haben wir alle 20m einen Stopp eingelegt, da sie jemanden grüssten und ein wenig plauderten. Wir passten uns so gut wie möglich an ihre gemütliche Art an und kamen ca. eine halbe Stunde später bei der 500m entfernten Bar an. Diese hatte dann aber leider geschlossen worauf sie eine weitere Bar empfohlen haben die jedoch einen ganzen Kilometer entfernt sei. Wir dachten uns kein Problem, 15min spazieren schadet niemandem, aber mit dem Kubanischen Tempo würde es halt eine Stunde dauern. So wollte Oslyani ein Taxi nehmen, da sie aber mit uns Touristen unterwegs waren, kosteten sämtliche Taxis das 10 fache und wir entschlossen uns zum Glück den Weg zu Fuss zu gehen. Da man von der Schländerei Durst bekommt haben wir zwischendurch den einen oder anderen Halt in einem Strassencafé gemacht und uns jeweils ein Bier oder ein Carajillo gegönnt. Als wir dann zwei Stunden Später in der Kubanischen Bar/Restaurant/Kaufhaus/Spielhalle angekommen sind, hörte man klar heraus, dass Karaoke angesagt war. Und wir dachten uns ou nein, bitte nicht. Die Multi-funktionelle Halle hatte an der Wand fixierte Bänke und Tische, wie bei einem Thurbo Zug. Grelle Leuchtstoffröhren erleuchteten die Halle mit einer Zahnarztpraxisstimmung. In der Front war eine grosse Bar die alles mögliche verkaufte. Wir tranken ein Bier, welches wie im Supermarkt 1CUC kostete. Die Kubaner tranken aber alle aus einem kleinen weissen Tetrapack worauf ich mich entschlossen habe diesen auch zu probieren. Es war ein 2dl Pack weisser 38% Rum welcher grademal 50cent kostete. Ja definitiv der billigste Weg um sich zu betrinken, aber nicht unbedingt der beste. Für weitere 50cent kaufte ich mir ein Kubacola und mixte mir dann ein paar Cubalibre. Zu späterer Stunde ging das Karaoke Gejammer dann in eine 90er Hitparadenparty über und schnell waren viele ausgelassen am tanzen. Trotz des grellen Lichts und dem wirklich hässlichen Ambiente war es eine super Stimmung und wir feierten, bis wir früh Morgens einen Beck aufsuchten um ein Frühstücksbrot zu kaufen.

Um 6:30 zuhause angekommen, war unser Türschloss defekt und wir kamen nicht mehr in unser Zimmer hinein. Zu unserem Glück war der Sohn von Regla wach und fand irgendwie einen Weg um durch eine Hintertür in die Wohnung zu gelangen.

 

Als wir dann am späten Nachmittag erwachten versuchte ich zuerst das Türschloss zu reparieren. Es war schnell klar, dass man dafür Ersatzteile oder zumindest Heisslot benötigt worauf wir eine Ferreteria aufsuchten. Natürlich hatte es keine passenden Teile und auch keine neuen Schlösser. So kehrten wir zurück und zeigten Regla was genau sie kaufen müsse um das Schloss zu reparieren.

Sie war sehr dankbar über unseren Einsatz und spendierte uns wiedermal einen Espresso. Später kam dann Reglas Nachbar vorbei welcher zuhause noch ein passendes Türschloss rumliegen hatte und wir konnten die Tür mit meinem „super Schweizer Taschenmesser“ und seinem stumpfen Kreuzschraubenzieher reparieren. Am Abend kam dann wieder Oslyani vorbei und fragt uns ob wir was Essen kommen. So verbrachten wir den dritten Abend in Folge mit den Beiden, liessen es aber ruhig angehen da wir noch die letzten beiden Abende in den Knochen hatten und Mimi und Oslyani am nächsten Tag wieder arbeiten mussten.

Wir waren ziemlich verwundert darüber, dass die beiden immer wieder fragten ob wir mit ihnen Essen oder etwas trinken gehen, da sich die Kommunikation doch auf einen sehr einfachen Rahmen beschränkte. Zu Beginn hatten wir uns mal überlegt ob es ihnen darum geht, sich von den reichen Touristen einladen zu lassen, aber das war keineswegs der Fall. Wir wechselten uns beim Getränkekauf eigentlich immer ab und wenn wir mal etwas mehr bezahlten war es ihnen gar nicht recht worauf sie sofort die nächste Runde spendierten. Es sind einfach zwei wirklich liebenswürdige lustige Menschen die Freude hatten uns ihr Städtchen zu zeigen und mit uns über andere Länder zu plaudern. Natürlich luden wir sie auch dazu ein, dass sie bei uns gratis wohnen könnten wenn sie irgendwann die Möglichkeit hätten Urlaub in der Schweiz zu machen. Doch wir wussten alle das dies in den nächsten Jahren kaum möglich sein wird. Aber wer weiss, vielleicht sehen wir die Beiden ja irgendwann mal wieder.

 

 

Am Letzten Tag in Varadero haben wir nochmals den Strand genossen. Wie die letzten zwei Tage war kaum Wind vorhanden und der ursprüngliche Plan, Kitematerial zu mieten, fiel ins Wasser. Da uns das am Strand rumliegen meist nach etwa 2h langweilig wird, gingen wir am Nachmittag noch mit einem kleinen Katamaran zu einem winzigen Riff schnorcheln. Dadurch, dass sie gefüttert wurden, hatte es erstaunlich viele kleine Fische. Am Abend wagten wir es wiedermal Hamburguesa zu bestellen und gingen nochmals Thomas und Yisell besuchen um uns zu verabschieden.

10.12.16 (Philip) Mantanzas und Havanna zum Zweiten

 

Die Weiterfahrt nach Mantanzas planten wir per Bus, da diese für kleinere Distanzen (ca.30km) Strecken günstiger sind als ein collectivo taxi. Wir waren am Vortag schon einmal beim nahegelegenen Busbahnhof, konnten jedoch kein Ticket reservieren da es dafür ein gewisses Mass an Organisation bräuchte, was halt einfach nicht vorhanden ist. So wurde uns gesagt, dass wir eine halbe Stunde vor der Abfahrtzeit beim Busbahnhof sein sollen um ein Platz zu bekommen. Wir folgten dieser Anweisung, hatten jedoch kein Glück und mussten den nächsten Bus 3h später abwarten. In Kuba gibt es extra Busse für Touristen die etwa das 20fache dessen Kosten was die Einheimischen für das öffentliche „Busnetz“ zahlen. Es ist den Busfahrern des öffentlichen Busnetz nicht erlaubt Touristen mitzunehmen und sie zahlen eine Geldstrafe wenn sie es dennoch machen.

Trotzdem gibt es immer wieder Touristen die erfolgreich mit den öffentlichen Bussen verkehren. Ich würde jedoch davon abraten, da auch die anderen 100 Kubaner die im selben 20 Personen Bus stehen nicht gerade Freude haben wenn sich dann noch reiche Touristen herein quetschen. Ja der Transport ist wirklich ein Problem in Kuba, nicht wegen der Strassen, die sind erstaunlich gut, sondern wegen den fehlenden Fahrzeugen oder Zügen.

Der Touristenbus kostete uns 7CUC pro Person für eine stündige Fahrt, was meiner Meinung nach immer noch sehr günstig ist. Am Bahnhof von Mantanzas angekommen wurden wir gleich von zwei Herren angesprochen, ob wir ein Casa brauchen. Wir verneinten dies zuerst und liefen ein paar Meter weg. Wir haben das in Kambodscha auch immer so gemacht, da es dort an den grossen Busshaltestellen immer etwa 100 Tuktukfahrer hatte die sich um einen bemühten. Das heisst, sie warten wie ein Rudel hungrige Wölfe vor dem Bus, bis sich die Tür öffnet und sie dann einen Touristen oder wenigstens einen Happen davon erkämpfen können. Mich hatte das immer so genervt, wenn man von allen Seiten angeschrien und jeweils am Handgelenk, auf alle Seiten gezerrt wird, wenn man nicht sofort klar macht, dass man kein Interesse hat. So sind wir jeweils immer aus dem Futterkreis der Wölfe hinausgeschlichen und haben diesen von aussen beobachtet und uns einen schwachen alten ausgesucht, der ganz am Rande stand und am wenigsten aufdringlich war. Man muss aber aufpassen, dass man dabei nicht einem der Wölfe in die Augen schaut, da sie sonst sofort aufmerksam werden und den Futterkreis verlassen.

In Mantanzas war dies nicht vergleichbar, trotzdem haben wir uns zuerst mal vom Getümmel entfernt und die Sache von aussen beobachtet. Der dickere der beiden Wölfe hat sich gleich ein älteres Französisches Pärchen geschnappt, während der dünnere leer ausging. Wir gingen auf ihn zu und fragten ihn nach dem Preis und der Lage worauf dieser uns das sehr schöne Casa zeigte und wir mit 25CUC pro Nacht einverstanden waren. Nach einer kurzen Plauderei mit dem jungen Pärchen gingen wir Mantanzas erkunden. Es begann zu regnen doch die Stadt wäre auch bei schönem Wetter nicht unbedingt mein Favorit gewesen. Die Gebäude wären eigentlich schön, aber die Hauptverkehrsachse führt direkt durch die Stadtmitte und da die Stadt zwischen Havanna und Varadero liegt, ist der Verkehr für kubanische Verhältnisse sehr hoch. Gehsteige sind so gut wie keine vorhanden und die hohen schmalen Gassen verstärken den Gestank und den Lärm der uralten Motoren. Wir assen selbstgemachte Fettucini amatriciana in einem winzigen Italienischen Restaurant (2 vierer Tische), das uns unsere Casa Vermieter empfohlen haben.

Der eigentliche Grund Mantanzas zu besuchen war, dass uns Mimi von sehr schönen Höhlen erzählt hat. Wir sind also am Morgen früh mit einem Taxi zu diesen Höhlen gefahren. Und haben dort je 5 CUC Eintritt bezahlt und nochmals 5 CUC um die Kamera mit hineinzunehmen. Die Tour durch die Höhle begann mit einem 10minütigen 3D-Bilder Film, sodass man eigentlich alles was man anschliessend sehen kann schon im Voraus gesehen hat. Die darauffolgende Tour war geführt, obwohl der Junge, welcher die Führung machte eigentlich mehr ein Komiker als ein Höhlenführer war. Er wollte die Tour so schnell wie möglich abschliessen und lief zügig hindurch, während er ein paar Witze erzählte. Ilona und ich liessen uns fallen um die vielen eindrücklichen Kalkgebilde genauer anzuschauen und zu fotografieren.

 

 

Anschliessend kehrten wir zurück zum Casa, packten unser Gepäck und gingen zur Busstation. Da jedoch niemand in Mantanzas ausstieg, hatte es auch keine freien Plätze und der Bus nahm uns nicht mit. Ein junges deutsche Pärchen hatte dasselbe Problem und wir teilten uns ein Collectivo nach Havanna. Dort angekommen suchten wir wieder das Casa von Jany auf, da wir dies 10 Tage zuvor mit Jany besprochen hatten. Doch wir erkannten die Stadt kaum wieder als wir das zweite mal nach Havanna kamen. Klar das Wetter war nun schlechter, doch die Stadt hatte sich auch sonst verändert. Die Stadt war noch viel dreckiger und lauter geworden und die Leute noch aufdringlicher. Und plötzlich war uns klar, was für einen positiven Einfluss die Trauertage auf Havanna hatten.

Ich bin eigentlich grundsätzlich gegen diese Verallgemeinerungen von Menschlichem Verhalten bestimmter örtlicher Herkunft, trotzdem finde ich es manchmal witzig eine Beschreibung solcher Stereotypen aufzustellen. Daher: Der typische Habanero spricht laut, trägt ein Tanktop und mindestens eine billig Goldkette, meist auch noch eine protzige Armbanduhr. Er Schaut und zischt allem nach was aufrecht gehen kann und zumindest möglicherweise dem anderen Geschlecht angehört. Allgemein wird zischen, pfeifen und schnallen zur Aufmerksamkeitserregung bei der Kommunikation genutzt. Dies sowohl mit Kindern wie aber auch zwischen Erwachsenen, mit Beamten und wem auch immer. Frauen werden grundsätzlich „mi amor, bonita, chicca, mi corazon genannt. Auch dies unabhängig von alter oder Autorität. Versteht der habanero etwas nicht, fragt er nicht; „wie bitte“ oder „Sorry“, nein er schreit laut: „UÄÄÄÄÄ“ Etwa so wie das Migros Sparschwein in der Fernsehwerbung, nur nicht herzig sondern so richtig unanständig. Etwa so wie wenn wir „Hää“ sagen, nur viel lauter und quietschender. Allgemein werden häufig keine richtigen Sätze gebildet sondern nur ein Wort verwendet wie z.B. „Taxi!!!“ anstatt „braucht ihr ein Taxi?“, Casa!!! anstatt „sucht ihr ein Casa?, Cuanto!!! anstatt „Wie viel kostet es? Leider ist dies keine Vereinfachungen damit die Touristen sie besser verstehen, nein sie sprechen auch miteinander so, als könnten sie ihre eigene Sprache nicht wirklich.

Kurz zusammengefasst: Der typische Habanero ist ein unanständiger, Macho mit furchtbarer Sprache. Aber gleichzeitig auch ein sehr hilfsbereit und harmloser Mensch, mit dem man sofort ins Gespräch kommt, ob man will oder nicht;-)

So, genug Behauptungen für ein Land, zurück zum Tagebuch.

Wir hatten den letzten Tag in Havanna nochmals die Altstadt besichtigt, ich hab die obligatorische Zigarre geraucht die man in Cuba halt rauchen muss und Ilona hat passend dazu Pina Colada aus einer Annanas getrunken.

Beim Zahlen der Unterkunft gab es dann noch ein paar Missverständnisse.

Wir hatten unsere Vermieterin zuvor gefragt ob wir einen Teil mit Dollar zahlen können, da wir sonst nochmal CUC abheben hätten müssen. Jany meinte, ja dies sei kein Problem. Auf der Abrechnung die uns Janys Mutter dann aber gezeigt hat, waren plötzlich 10 Doller zusätzlich drauf wegen der Wechselgebühren. Obwohl sie die Doller sowieso wieder für die Mulis brauchen, wären wir bereit gewesen ein paar Dollar mehr zu zahlen da sie es im Land wirklich nicht eins zu eins wechseln können. Das heisst etwa 97 CUC für 100 Dollar und umgekehrt natürlich auch. Wir weigerten uns den Betrag zu bezahlen und versuchten die 20 CUC die uns fehlten bei einer Bank zu wechseln. Die Menschenschlangen vor der Bank waren zulange, da wir ja in ein paar Stunden auf den Flughafen mussten. Auch auf der Strasse fanden wir auf die schnelle niemanden der Interesse hatte solch kleine Beträge zu wechseln. Also gingen wir zurück und diskutiertem nochmals mit Janys Mutter und beim erneuten zusammenrechnen hatte sie dann plötzlich die Wechselgebühren vergessen. Wir erinnerten sie natürlich nicht daran drückten ihr das Geld in die Hand und verabschiedeten uns. Kleine Rechtfertigung:

Wenn mir jemand zu viel Wechselgeld gibt sag ich es immer. Ich würde niemals jemanden abzocken der ein faires Geschäft beabsichtigt. Aber wenn jemand mit solch billigen Tricks versucht möglichst viel Geld zu erlangen, helfe ich ihm sicher nicht seine Unachtsamkeit zu korrigieren...

Am Flughafen in Havanna durfte wir dann nochmals die lustigen Mechanismen der Passkontrollstelle beobachten. Etwa 1000 Leute mussten durch 3 Schalter und es hatte bereits keinen Platz mehr für die Schlange als wir dort ankamen. Viele nervöse Touristen beklagten sich, da bereits boarding time war und auch wir bemerkten, dass wir den Flug unmöglich erreichen wenn wir den regulären Weg durch die Schlange gehen. Doch dann bemerkten wir, dass die Leute mit dringlichen Abflugtickets immer wieder herausgepickt und vorne an die Schlange gestellt wurden. Und so wurden dann auch wir heraus gepickt. Eigentlich war die Warteschlange wie ein grosser mühsamer Warteraum, indem man sich solange befindet bis das boarding schliesst und man ganz vorne an die Schlange gesetzt wird. Denn dadurch, dass all die Leute vorne an die Schlange gesetzt werden, kommt man in der Schlange überhaupt nicht vorwärts. Es spielt also nicht wirklich eine Rolle ob man vier Stunden vor Abflug oder eine Stunde vor Abflug am Flughafen ist. Typisch Kuba halt.

Wir amüsierten uns über die Situation und merkten im Flugzeug, dass Kuba unsere letzte spanischsprachige Destination war, worüber wir etwas traurig waren, denn wir würden beide gerne besser spanisch lernen. Bislang können wir nur die nötigste Touristensprache. Aber in einem Land eine Sprache lernen die dort nicht gesprochen wird ist meist ineffizient. So glaube ich nicht, dass wir zuhause wirklich unser Spanisch verbessern werden, geschweige dann behalten können.

Trotz meinen oft etwas zynischen Bemerkungen hat uns beiden Kuba sehr gefallen. Es ist nicht die Landschaft die Kuba speziell macht sondern die Leute, die Kultur, die Fahrzeuge, der Kaffee und natürlich die sehr liberalen Rauchergesetze;-)

 

Obwohl dies viele anders sehen, hoffe ich das Kuba noch eine Weile das Kuba bleibt, das es momentan ist und kann mir durchaus vorstellen dieses Land nochmals zu besuchen.      

7 Kommentare