Bolivien 20.10. - 25.11.2016

20.10.15 (Philip)

 

Mit vollen Batterien fuhren wir über die Halbinsel im Titicacasee Richtung Bolivien.

Der Grenzübergang war erstaunlich einfach und in Bolivien angekommen fanden wir schnell einen kleinen Platz nahe am See in Copacabana. Unser Gastgeber Daniele, ein sehr freundlicher, zurückhaltender Herr, hat uns dann ein Bier serviert und uns ein paar Dinge über Copacabana erzählt.

 

Anschliessend haben wir das Städtchen erkundet und uns ab einem Hund amüsiert, welcher mit uns Tannenbaumfangis spielte. Zur Info; Beim Tannenbaumfangis muss sich der Gefangene mit gespreizten Beinen hinstellen und die Arme ausstrecken, bis jemand zwischen den Beinen hindurchkriecht um den Gefangenen zu befreien.... Wie auch immer, sobald man etwas breitbeinig da stand, platzierte sich der Hund dazwischen. Das hat er bei allen gemacht, ausser bei mir. Ich glaube das basiert auf gegenseitiger Antipathie zwischen Hunden und mir. Die Freude die viele Menschen empfinden wenn sie einen Hund sehen, kann ich nicht nachempfinden. Ich akzeptiere diese stinkenden pelzigen Vierbeiner, aber muss sie nicht anfassen oder ihnen etwas zu Fressen geben. Ich hasse Hunde nicht, aber ich würde niemals einen halten, da sie meiner Meinung nach zu viel Zeit in Anspruch nehmen, wenn man sie einigermassen artgerecht halten will. Entweder man hat viel Land, wo man den Hund frei laufen lassen kann, oder man muss mit ihm täglich seine Runden drehen. In Peru und Bolivien ist das einfacher, fast niemand besitzt einen Hund, aber die meisten tolerieren sie und es hat unzählige „selbständige“ Hunde die auf der Strasse leben, als Geschwindigkeitsschwellen dienen und vermutlich auch das Aas von den Strassen entfernen. Bislang haben wir keine aggressiven Hunde gesehen und sie wirken auch immer einigermassen gut genährt, da sie manchmal von Vorbeifahrenden gefüttert werden. Häufig sind sie zu fünft oder zu sechst in Gangs unterwegs und fressen, was von den Marktständen fällt. Eigentlich hat es fast überall Hunde, aber sie stören weniger als bei uns, da sie fast nie kleffen und auch weniger aggressiv wirken als viele in der Schweiz. Auch gibt es keine von diesen kleinen blöden Handtaschenhunde, da diese vermutlich von den grösseren gefressen werden. Aber nun genug über Hunde gelästert. Wir sind an diesem Abend in einer kleinen Bar verendet in welcher es Tee con Tee gab. Vermutlich sollte es Tee con Rum heissen und nicht Tee con Tee, auf jeden Fall war das Getränk extrem süss, sodass man Tee con Tee con menos asugar bestellen musste. Die Wirtin erzählte uns dann noch einiges über Bolivien und über alle Ausländer die sie nicht mögen; Die Chilenen, die Argentinier, die Peruaner, die Brasilianer, also eigentlich fast alle Nachbarländer und natürlich die Gringos.

21.10.15 (Philip)

 

Daniele, welcher uns beherbergte, hatte in seinem Hinterhof einen alten Toyota Landcruser Jg 88, welchen er für deutsche Touristen seit 5 Jahren aufbewahrte. Da das Auto in einem sehr schlechten Zustand ist und man ein Fahrzeug unmöglich solange in Bolivien zwischenlagern kann, ist davon auszugehen, dass die ursprünglichen Besitzer kein Interesse mehr an ihrem Fahrzeug haben. Daniele hingegen glaubt immer noch daran, dass sie irgendwann ihr Fahrzeug abholen, obwohl sie den Platz nur für ein Jahr bezahlt haben. Er erzählte David, dass einige Sachen am Fahrzeug defekt sind, die er gerne reparieren würde, aber leider nicht genug Fachwissen darüber habe. Da wir sowieso nichts besseres zu tun hatten, haben wir uns dazu entschlossen den Tag damit zu verbringen an diesem Auto herumzubasteln. Daniele freute sich riesig und versorgte uns daher regelmässig mit kaltem Bier. Da wir noch den Tee con Tee con menos asugar in den Knochen hatten, war dies zu beginn nur eine bedingte Freude. Aber hey, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, oder so.

Um ehrlich zu sein muss ich gestehen, dass wir den Schaden nicht beheben konnten, da man dazu Ersatzteile benötigen würde die man vermutlich nur in der nächsten grossen Stadt bekommt. Dafür konnten wir den Schaden lokalisieren und Daniele sagen was er (als erstes) ersetzen muss.

 Claudia und Ilona waren am Nachmittag auf dem Markt von Copacabana einkaufen und kochten grossartige Fajitas zum ZNacht.

22.10.15 (Ilona)

 

Wir planten für heute eine Wanderung auf der Isla del Sol, die ca. 20 km nördlich von Copacabana liegt. Da Philip wieder zunehmend erkältet war und nicht besonders gut geschlafen hatte, beschloss er zu Hause zu bleiben um sich einen Tag auszuruhen.

      Um 7.45 Uhr machten Claudi, David und ich uns auf den Weg Richtung Puerto, um uns Tickets für die Bootsfahrt um 8.30 Uhr zu kaufen. Da wir noch genügend Zeit hatten, gingen wir in ein Kaffee um zu frühstücken. Trotz klaren Öffnungszeiten, schickte uns die nette Bedienung mit einem Kaffee in der Hand gleich wieder raus, er habe noch geschlossen. Verständlich, wieso soll er auch um diese Zeit schon Touristen bedienen, wenn er noch nicht einmal sein Kaffee fertig getrunken hat. Also gehen wir in das nächste Restaurant wo uns ein freundlicher junger Herr begrüsst und gleich bedient. Wir bestellen ein Frühstück mit Brot, Butter, Konfitüre, Kaffee, Rührei

      (schenksche Info ;-) ) und wie es sich gehört einen Jugo (Fruchtsaft nach Wahl mit Milch oder Wasser). Die Jugos sind super und man erhält sie überall. Ich bevorzuge den Jugo de banana da er sehr gut schmeckt und wenn die Wasserqualität nicht ausreichend ist, was in Bolivien sehr häufig der Fall ist, wenigstens obstipierend wirkt.

      Das Boot fasst ca. 35 Personen und fährt etwa 11km/h, so kamen wir dann nach 2 Stunden im Norden der Insel an. Auf der Insel leben ca. 4`000 Bewohner. Sie hiess ursprünglich Titicachi, davon leitet der Titicacasee seinen Namen ab. Nach einer Inkasage war hier der Geburtsort des ersten Inka und so wurde für die Quechua und Aymara die Insel sowie der Titicacasee heilig.

 

      Wir wanderten ca. 4,5 h über die Insel in den Süden, genossen dabei die Landschaft, die noch traditionellen Dörfer und besonders die vielen herzigen Eseli. Angekommen im Norden fuhren wir mit dem Boot zurück nach Copacabana wo wir um 17.00 ankamen und ich mich freute, Philip wieder zu sehen. Als erstes erzählte ich ihm natürlich von den vielen herzigen Eseli.

23.10.15 (Philip)

 

Nach einem reichhaltigen Frühstück machten wir uns auf den Weg nach la Paz. Daniele bot uns zwar an noch ein paar Tage zu bleiben, aber wir wollten weiter. Um von Copacabana nach la Paz zu gelangen muss man mit einer kleinen Fähre über den Titicacasee. Die Fähren sind aus Holz und haben einen kleinen Aussenbordmotor. Die Bretter, auf welchen die Fahrzeuge stehen sind in einem ziemlich schlechtem Zustand und vermutlich hat auch niemand eine Ahnung wie viel man wirklich zu laden kann. Dennoch werden damit mehrere Autos, Busse und kleinere Lastwagen transportiert und somit auch der ca. 5 Tonnen schwere F350 von Claudi und David. Die Überfahrt ist dann auch nochmals ein Spektakel. Die Fähre hat einen solchen Tiefgang, dass die Räder der darin stehenden Fahrzeuge bereits unter dem Wasserspiegel liegen. Beim Andocken an die gegenüberliegende Rampe wird die Fähre mit Schwung gegen die Rampe gesetzt und sofort auf der weiter aufgelaufenen Seite eine Kette befestigt. Anschliessend wird nochmals ausgeholt, dass die zweite Seite auch befestigt werden kann. Dabei ist der Kapitän und der Matrose, der die Ketten anlegt ein und dieselbe Person.

Bei der Weiterfahrt haben wir noch ein älteres Schweizer Pärchen getroffen, welches uns noch Tipps bezüglich Tankstellen gegeben hat, bei welchen man zum einheimischen Tarif tanken kann. Dazu kurz eine Erklärung: In Bolivien kostet der Liter Diesel ca. 4 Bolivianos. (ca.7 Bolivianos=1SFr.)

Dies jedoch nur mit Bolivianischem Nummernschild. Ein Fahrzeug mit ausländischen Nummernschild, egal woher, darf teils gar nicht und sonst nur für 8 Bolivianos betankt werden, also das doppelte. Es gibt jedoch auch gewisse Tankwarte die keine Kamera haben, oder diese so optimal positioniert haben, dass man vielleicht nur das Dach sieht. Diese Tankwarte lassen mit sich verhandeln und verlangen irgendetwas dazwischen, wodurch sie bei einer Tankfüllung von z.B, 80lt schnell mal 160 Bolivianos verdienen, was wiederum vermutlich einem Wochenlohn eines Tankwarts mit schlechter Kameraausrichtung entspricht.

Wie auch immer, der Grund für diese Ausländertankpreispolitik (muss in den Duden aufgenommen werden) kenne ich nicht. Vermutlich geht es darum, dass es nicht einen Tanktourismus von teureren Nachbarländern, wie z.B. Chile, gibt. Die Chilenen sind ja nicht die besten Freunde der Bolivianer, da sie ihnen immer noch den Meeranschluss schulden den sie mal gestohlen haben. Aber jetzt hab ich wiedermal genug Behauptungen für heute aufgestellt, ich kenne den Grund für die Dieselpreise wirklich nicht und kenne mich auch zu wenig mit den Konflikten der beiden Länder aus.

Auf jeden Fall haben wir uns dann auf den Weg nach la Paz gemacht wo wir nach einer spannenden Stadtdurchquerung (El Alto) auch angekommen sind. Wir haben uns einen Campingplatz leicht ausserhalb der Stadt gesucht, der jedoch eine sehr gute Beschreibung hatte. Wirklich warmes Wasser, konstant warmes Wasser, sauber aber ein wenig teuer. Der Name ist: Camping Oberland. Ja man hört die Nationalität des Gründers irgendwie aus dem Namen raus. Mittlerweile ist er in zweiter Hand, auch bei einem Schweizer, der die Sache meiner Meinung nach ziemlich gut macht. Obwohl... als wir ankamen die Duschen beide defekt waren. Wir durften dann aber dafür die warmen Duschen im Hotelbereich beim kalten Pool, neben dem lauwarmen Jacuzzi nutzen.

Auch Eva und Willi, zwei sehr sympathische Österreicher, die wir in Peru beim Casa Blanca kennengelernt hatten, haben sich im Oberland niedergelassen.

Am Abend gingen wir beim Hotel ins Restaurant da wir uns Schweizer Gerichte auf der Speisekarte erhofften und tatsächlich; Fondue woo, Fondue Chinois wohoo, Cordonbleu wohohohooo usw. Claudi, Ilona und ich hatten dann, das beste Fondue Chinoise das je auf der Welt zubereitet wurde und David ein ordentliches Schwinz Cordon Bleu.

 

 

 24.10.2016 (Philip)

 

Nach einem Verdauungsschlaf sind wir dann mit einem Taxi ins Stadtzentrum von La Paz gefahren. Dort haben wir ein wenig die Altstadt besichtigt und sind durch den Hexenmarkt getummelt. Der Hexenmarkt verkauft neben dem üblichen Alpakkascheiss und Coccablätter auch noch diverse andere „Heilkräuter“. Ganz Speziell sind die vielen getrockneten Lama Föten. Ja ohne Scheiss, der Markt ist voll mit ungeborenen oder frisch geborenen Lamas in allen Grössen Farben und Formen. Die Föten werden entweder einfach der Pacha Mamma geopfert, wie so vieles, oder unter der Türschwelle vergraben, da dies Glück fürs neue Heim bringen soll. Jaja dieser idiotische Aberglaube, aber so sind halt die kulturellen Eigenheiten und das ist ja auch spannend.

Nach dem Markt haben wir uns noch über Bergtouren auf die nahegelegenen 6000er und über eine Biketour auf der Routa de la muerte informiert. Die Biketour haben wir sofort gebucht, da Claudi und David schon lange davon geschwärmt haben und ich auch schnell dafür zu begeistern war. Ilona war sich zu beginn noch nicht ganz sicher, da der Name der Strasse nicht sehr einladend ist. Aber dazu später mehr.

Anschliessend sind wir in einem English Pub gelandet, indem man, wie es sich gehört, natürlich rauchen durfte.

 Bier und Tortillas mit Guacamole war dann unser Abendessen.

25.10.2016 (Philip)

 

Um 6.00Uhr sind wir los, mit dem Taxi nach La Paz gefahren wo wir zuerst ein Frühstück bekamen. Mit einem kleinen Toyotabus ging es dann ca. 1000m hinauf auf den 4600m hohen Pass von welchem die Biketour beginnt. Die Yungasstrasse (Ruta de la Muerte) ist vermutlich einer der bekanntesten Strassen der Welt, über die es zahlreiche Dokumentationen gibt und die schon sehr viele Todesopfer gefordert hat. Sie ist 65km lang und führt von La Paz (4600) bis zum Amazonas Regenwald im Norden Boliviens (Corroico,1200m). Das heisst, man kann 3400 Höhenmeter mit dem Mountainbike hinunterfahren und dies durch fast alle Klimazonen.

Laut einer Schätzung seien bis 2007 monatlich zwei Fahrzeuge hinuntergepurzelt und es starben Jährlich ca.200 Reisende, meint zumindest Wikipedia.

2007 wurde eine neue Umfahrungsstrasse errichtet, wodurch die Yungasstrasse fast nicht mehr von motorisierten Fahrzeugen befahren wird, sondern nur noch von diversen Biketouren.

Wir hatten super Wetter erwischt, die Sicht war gut und der Boden häufig trocken. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl etwas ausserordentlich gefährliches zu machen, da wir immer genügend Platz, Abstand und relativ gute Mountainbikes hatten.

Klar sind die extrem steilen Abhänge und engen Kurven sehr eindrücklich und es wird einem beim hinunterschauen schon etwas schummerig, aber mit den Fahrrädern kann man auch bei einem entgegenkommendem Lastwagen problemlos ausweichen. Ich würde behaupten, dass jede downhill Strecke in der Schweiz ein bedeutend höheres Risiko birgt.

Die Fahrt war wahnsinnig spannend und die Landschaft wunderschön. Unser Guia hat ein gutes Tempo vorgelegt, sodass es für mich, als unerfahrener Mountainbikefahrer, doch noch eine gewisse Herausforderung war mit ihm mitzuhalten. Gestartet sind wir mit Thermounterwäsche, dickem Pullover, Schal und Regenjacke. Sobald man in tiefere Regionen kommt, muss man sich von so vielen Kleidern wie möglich trennen, da es schlussendlich auf 1200m mit ca. 35°C tropisch heiss ist. Auch Ilona die zu beginn ihre Zweifel äusserte hatte enorm viel Spass und gab ordentlich Gas, bis sie auf den letzten Kilometern nicht mehr wirklich vorwärts kam und daher ein wenig herumpfutterte. Ich hab mich dann Ihrem Tempo angepasst und bemerkt, dass ihr Hinterreifen fast keine Luft mehr hatte. Worauf der zweite Guia, welcher immer das Schlusslicht übernahm sofort ihr Fahrrad mit seinem tauschte. Die anschliessende Aufholjagd endete als wir anhielten, da Claudia auch noch einen platten Reifen hatte. Aber David, der an der Spitze fuhr, konnten wir sowieso nicht mehr einholen. Unten angekommen gab es dann was zu Essen und man konnte sich im Pool eine Stunde abkühlen, bevor man wieder mit dem kleinen Toyotabus 3h zurück nach La Paz fuhr.

 

Zurück in La Paz haben wir in einem kleinen Pub so etwas ähnliches wie Spaghetti Pesto gegessen und uns ab dem grossartigen Erlebnis erfreut. Wir hatten wirklich wahnsinnig viel Spass und wir würden diese Tour jedem weiter empfehlen.

26.10.2016 (Philip)

 

Gut ausgeschlafen mussten wir wiedermal unsere Vorräte auffüllen und suchten dafür einen XXL Supermercado in La Paz. Wir fuhren diesmal durch einen ganz andern, viel wohlhabenderen Teil von La Paz, indem die Häuser mit hohen Mauern abgeschirmt sind. Auf den Mauern hat es meist Stacheldraht oder befestigte Glasscherben. An dieser Stelle möchte ich aber zuerst mal meine Eindrücke von la Paz ein wenig beschreiben:

Die Stadt liegt auf ca. 3700m in einem Canyon im ca. 4000m hohen Altiplano. rundum erstrecken sich mehrere 6000m hohen Berge.

Die Stadt selbst hatte bei der letzten Volkszählung 2012 knapp 760'000 Einwohner, ist aber mit dem neben gelegenen El Alto (840'000 Einwohner, 4000m) zusammengewachsen. El Alto ist noch hässlicher als La Paz. Das klingt jetzt vielleicht etwas hart und kann sicherlich nicht für die gesamte Stadt pauschalisiert werden, aber dies ist halt mein erster Eindruck. Nein, die alten von den Spaniern erbauten Gebäuden sind schon schön und auch die enormen Höhenunterschiede und das chaotische Leben hat seinen Charme. Das Problem ist ein etwas blödsinniges Gesetz, das vorschreibt, dass man für ein Gebäude erst Steuern zahlen muss, wenn es fertig gebaut ist. Und dies muss man leider klar von aussen wahrnehmen können. So kommt es, dass fast kein Gebäude fertiggestellt wurde. Meist Plattenbauten deren Wände mit Ziegelsteinen aufgefüllt aber niemals verputzt werden. Bei vielen schauen am oberen Ende noch die Armierungseisen hinaus, oder es sind einfach einige Stockwerke noch nicht ausgebaut. La Paz ist meiner Meinung nach architektonisch wirklich keine schöne Stadt. Das spannende daran ist der Untergrund. Aufgrund der hügeligen Landschaft auf welcher La Paz erbaut wurde hat die Stadt keinerlei Raster oder sonst irgendwelche Systematik die eine Planung zuliesse. So staunt man das erste mal, wenn man eine Strassenkarte anschaut und das zweite mal, wenn man sie versucht anzuwenden. Auch ist es dadurch schwierig gescheite öffentliche Verkehrsmittel zu gestalten, da eine U-Bahn eine Zahnradbahn sein müsste und für Busse die Strassen zu klein und zu verstopft sind. Die Lösung heisst „Gondeli“. Der Österreichische Seilbahnhersteller Doppelmayr hat bereits 3 Gondelbahnen in der Stadt aufgestellt und weitere 6 sind in Planung.

Jede Linie soll eine Förderleistung von 3000 Personen/h und Richtung erreichen und bis 2019 soll ein fast durchgängiges Gondelnetz von rund 30km Länge entstehen.

 

Auf jeden Fall war der XXL Supermarkt dann eher ein normaler Lebensmittelladen, einiges kleiner als die Migros in Weinfelden. Wir fanden aber alles was wir suchten und sogar noch mehr. Ein wirklich guter Käse, (Flor de Leche) und sogar Campari. Am Nachmittag haben wir dann nochmals La Paz besichtigt und sind noch am bekannten San Pedro Gefängnis vorbeigegangen. Das Gefängnis ist bekannt als Stadt hinter Mauern, bei welchen sich die wenigen Wachen nur ausserhalb aufhalten und den Geschehnissen innerhalb ihren Lauf lassen. Konzipiert für 300 Menschen fast es heute 1500 Häftlinge die nicht selten mit Ihren Familien darin Leben. Innerhalb herrscht ein kapitalistisches System bei welchem es verschiedene Jobs gibt. Hat man Geld, ist es möglich mehrere Zimmer, Fernseher, Gaskocher usw. zu bekommen und kann natürlich auch reines Kokain das in San Pedro hergestellt wird, konsumieren. Während die Menschen ohne Geld wie die Ratten leben und sich mit dem Abfallprodukt der Kokainherstellung, dem Crack, den Rest geben. San Pedro ist ein sehr interessantes Gefängnis über welches es bereits Dokumentationen und Bücher gibt die sicherlich genaueres schildern können. Früher wurden Führungen von Insassen angeboten wodurch diese zu viel Geld gekommen sind. Mittlerweile wurde dies unterbunden.

Gegen Abend sind wir dann noch mit dem Gondeli bis nach El Alto hochgefahren und ich musste beeindruckt zwei Sachen feststellen.

  1.  Das Gondeli ist tatsächlich die perfekte Fortbewegungsmethode für eine Stadt die bereits so verbaut ist und in einer so ungünstigen topografischen Lage liegt. Schnell, schön, leise, sauber, und mit grosser Förderkapazität
  2. Von Oben ist La Paz eigentlich gar nicht so hässlich. Aber bei El Alto bleib ich dabei;-)

27.10.2016 (Philip) Fahrt nach Rurrenabaque

 

Da uns die die Temperaturen des Altiplanos langsam auf den Sack gingen, haben wir uns beschlossen weiter nach Norden zu reisen, wo die letzten Andenrücken ausklingen und sich in die riesige Fläche des Amazonasgebietes erstrecken. Rurrenabaque ist ein kleines Städtchen (ca.10'000 Einwohner) in der angenehmen Höhe von 200müM. Nur die Fahrt dorthin war etwas aufwändig. Wir fuhren früh los und mussten zuerst mitten durch La Paz fahren. Auf der Passhöhe von 4600m war die Landschaft dann weiss und schneebedeckte Autos fuhren uns entgegen. Dennoch kamen wir gut vorwärts, sodass wir um 12.00Uhr im Tiefland (ca.1500m) bei einer Baustelle ankamen. Von der wir erhofft hatten, dass sie uns erst viel später stoppen wird. Stoppen daher, da man die Baustelle erst Abends um 17.00 passieren darf. Es blieb uns nichts andres übrig, als zu warten. 5 Stunden Später ging die Barriere dann tatsächlich auf. Anschliessend lieferten sich die wartenden Fahrzeuge ein völlig unsinniges Rennen über Stock und Stein, bis 3km später der nächste Engpass wieder Stau verursachte. Trotzdem war es ein ziemlich lustiger Moment als diese Rallye losging. Wir haben noch am Nachmittag herausgefunden, dass eine weitere Tagesbaustelle folgen wird, wodurch wir beschlossen haben in die Nacht hinein zu Fahren, um auch diese noch zu passieren.

 

Kurz nach Mitternacht wurde Hägar plötzlich sehr laut und wir befürchteten schon das Schlimmste. Zum Glück handelte es sich nur um einen platten Reifen und das Ersatzrad war schnell montiert. Nach der zweiten Baustelle haben wir dann auf einem kleinen Platz am Strassenrand die Nacht verbracht.

28.10.2016 (Philip)

 

Erst um 10:00 aufgestanden haben wir uns weiter auf den Weg nach Rurre gemacht. Bei der erst besten Llanteria hielten wir an um den kaputten Reifen zu flicken, damit wir für den Fall der Fälle wieder ein Ersatzrad hätten.

Wie der Reifen von der Felge abgezogen wird hat mich schwer beeindruckt. Barfuss und mit einem grossen Pickel in der Hand steht der Mechaniker auf die Felge und hämmert den Reifen vom Hump (Wulst auf Felge welche die Position des Reifens sichert). Etwa bei jedem dritten Schlag erwischt er dabei die Felge. Aber hey, den Anspruch auf schöne unzerkratzte Felgen kann man bei diesen Strassenverhältnissen sowieso nicht haben.

Anschliessend schabt er von einem alten abgefahrenem Reifen ein Stück der Lauffläche ab und vulkanisiert diese mit einer beheizbaren Schraubzwinge von innen auf den kaputten Reifen. Ja, die Leute wissen sich zu helfen.

Mit dem frisch geflickten Ersatzreifen sind wir dann zwei Stunden später in Rurre im Camping El Mirrador angekommen. Der Camping El Mirrador ist ein herziger kleiner Campingplatz mit ein paar Bungalows und einem Pool etwas oberhalb von Rurre. Er sah definitiv nicht so aus wie auf dem Flyer der im Camping Oberland auflag, aber das tut es bei MC Donalds ja auch nicht. Wir setzten Hägar neben einen Mangobaum der gerade reife Früchte trug. Peppe welcher das Restaurant beim Pool betreibt und auch teils die Unterkünfte vermietet, zeigte uns noch die sehr schön ausgebauten Bungalows. Nach kurzen Preisverhandlungen entschlossen sich Ilona und ich einen dieser Bungalows zu mieten. Damit wir, aber auch Claudi und David wiedermal ein bisschen mehr Platz hatten. Kurz darauf haben wir Jara kennengelernt. Jara ist die 23 Jahre alte Tochter des verstorbenen Gründers des Camping el Mirrador, welcher auch der Gründer des Oberland Campingplatzes war. Jaras Vater, leider weiss ich den Namen nicht mehr, war Bauingenieur, Gleitschirmpilot, Motocrossfahrer, Weltenbummler und soweit ich das verstanden habe, noch vieles mehr. Er hatte mehrere Projekte auf der Welt, hatte sich dann aber in Rurrenabaque mit dem Camping el Mirrador seinen Wohnsitz gebaut. Vor gut einem Jahr ist er verstorben. Jara, welche in La Paz aufgewachsen, und zur Hälfte sowohl Schweizerin, wie auch Bolivianerin ist, war zu diesem Zeitpunkt in Winterthur. Sie studierte dort das Bauingenieurwesen an der ZHAW. Da es jemanden vor Ort brauchte, die das ganze in die Hand nimmt, hat sie ihr Studium unterbrochen und lebt jetzt in Rurre im Haus ihres Vaters. Ein unglaublich schönes Haus in Form einer Riesigen Scheibe auf einem Hügel über dem Dschungel. Also wirklich bilderbuchmässig. Jara ist wirklich eine taffe Junge Frau die uns viele interessante Sachen erzählt hat. Ich habe grossen Respekt wenn ich daran denke, was sie mit Ihren 23 Jahren für Situationen zu bewältigen und Entscheidungen zu treffen hat.

Kurz nachdem Jara gegangen ist kam ein älterer Herr auf einem Töff angerollt. Peter, ein pensionierter Schweizer, welcher ursprünglich für Sulzer nach Bolivien ging, habe von Pepe gehört, dass Schweizer im Dorf sind. Die Gelegenheit hat er sich nicht entgehen lassen und sein Motorrad geschnappt um uns aufzusuchen. Wir haben uns dann mit Peter hingesetzt und uns einen kleinen Teil seiner sehr spannenden Lebensgeschichte angehört.

Kurz darauf sagte er, dass er sich nicht mehr erinnern möge wann er das letzte mal so viel geredet habe. Aber er hat es genossen, das hat man klar gemerkt. Und wir haben gerne zugehört, weil er wirklich spannende Geschichten auf Lager hatte und die mit viel Humor super erzählen konnte.

 

Schliesslich war es dunkel und wir assen Herdöpfelstock mit Ghackets und Gmües und verfütterten uns anschliessend an die Moskitos. Aber so ist das halt, Kälte oder Insekten, das ist die Wahl.

29.10.2016 (Philip) 

 

Der eigentliche Grund für den Abstecher nach Rurre war, abgesehen von den angenehmen klimatischen Bedingungen, eine Tour durch den Dschungel und/oder die Pampas zu machen. Daher gingen wir an diesem Tag in ein Tourbüro und haben eine kombinierte Tour (4 Tage Dschungel, 2 Tage Pampas) gebucht. Anschliessend mussten wir noch einige Sachen einkaufen, da Claudis 30er Geburtstag vor der Tür stand. Somit sind wir dann im Städtchen geblieben, haben eine erstaunlich gute Pizza gegessen und sind dann in die Luna Bar um ein wenig Billiard zu spielen und auf den Geburtstag von Claudi anzustossen. Da wir aber am anschliessenden Tag grillen und richtig feiern wollten haben wir uns zurückgehalten und sind etwa um 1.00 zurück zum Camping gelaufen. Der junge Hund von der Bar, welcher ebenfalls Luna heisst, hat uns begleitet. Am Anfang dachten wir, dass er früher oder später zur Bar zurückkehren wird. Als er aber schon etwas ausserhalb von den vielen Streuner angeklefft wurde hatte er dann Schutz bei uns gesucht. Je weiter wir gingen desto klarer wurde, dass der Hund uns nicht mehr verlassen kann, da er sonst von den vielen ausgewachsenen Strassenhunden zerfleischt werden würde. Die vielen Streuner, die eigentlich nur Interesse an dem jungen ängstlichen Hund hatten, wurden immer mutiger und kamen uns immer näher. Teils umzingelten uns über 10 kleffende Hunde, sodass wir auch ein wenig verunsichert waren und uns mal mit Steinen bewaffneten. So konnten wir uns die Köter relativ gut vom Hals halten. Luna hingegen war halt immer noch voll auf uns fixiert und weichte keinen cm von unserer Seite. So kam es dazu, dass er schliesslich die ganze Nacht winselnd und jaulend vor unserer Bungalowtür verbrachte.

30.10.2016 (Philip)

 

Als Luna am Morgen immer noch vor der Tür winselte, haben ihn Claudi und Ilona zurück in seine Stammbeiz gebracht. Sie nutzten die Gelegenheit im Dorf um gleich noch das Festessen für den Abend einzukaufen. David hat den Geburtstagsbrunch für Claudi vorbereitet und ich habe mich meiner Königsdisziplin gewidmet und habe geschlafen bis alles bereit war. Am Nachmittag haben wir dann eine Feuerstelle gegraben und etwas Holz gesucht um ein richtiges Grillfest zu veranstalten. Schliesslich wollte Claudia, die Metzgerstochter ihren 30ten auch mit einer ordentlichen Grillparty feiern. So haben wir unsere österreichischen Freunde Eva und Willi, Yara und ihr Freund Gabriel und natürlich auch Peter eingeladen um mit uns zu Feiern. Es gab ein gut gewürztes Rinderfilet, Pouletspiesse, Maiskolben, diverse Salate und zum Dessert flambierte Schokobananen. Wir feierten zusammen bis spät in die Nacht. Als wir eigentlich Bettreif waren, hatten wir dann noch die ausgezeichnete Idee nochmals eine Runde im Pool zu baden ohne daran zu denken, dass dieser über Nacht evtl. noch „chemisch gereinigt“ wird.

31.10.2016 (Philip)

 

Wir hatten Claudi zum Geburtstag unseren klimatisierten Bungalow überlassen, wodurch wir im 35°C warmen Hägar erwachten. Ob es die Hitze, die Poolchemikalien welche über das Bier in meinen Magen gelangt sind, oder einfach nur die Menge an Bier waren, weiss ich nicht mit Sicherheit. Auf jeden Fall ging es mir absolut beschissen als ich Morgens um 6:00 schweissgebadet erwacht bin. Bauchkrämpfe, Schweissausbrüche, Durchstopf und Übelkeit plagten mich den ganzen Tag. Wer sich jetzt fragt, was ist Durchstopf, kann sich das durch eine Kombination aus Durchfall und Verstopfung erklären. Und wer jetzt denkt, dass dies zuviel Informationen für ein öffentliches Reisetagebuch sind, ja, der hat vielleicht recht, aber das ist mir egal. Ilona hat auch ein wenig gelitten, während David bis am Abend im klimatisierten Bungalow geschlafen hat. Claudi hat auch mit 30 immer noch keinen Kater (Das finde ich übrigens unfair) und ist gegen Mittag aufgestanden um zu frühstücken. So nutzte ich die Gelegenheit, da im Bungalow ein Platz frei wurde.

Am Abend waren wir bei Yara und Gabriel zum Nachtessen eingeladen und durften das wunderschöne Haus besichtigen. Gabriel, der vegane bolivianische Freund von Yara hat uns ein sehr feines Nachtessen gezaubert. Und wer jetzt denkt, was? Ein veganer Bolivianer? Das gibt es? Der denkt das nicht zu unrecht. Denn es ist nicht einfach sich in diesem Land vegetarisch zu ernähren, und schon gar nicht vegan. Yara sagte uns, dass wenn man in einem Restaurant nach einem vegetarischen Menu fragt, man häufig Poulet, oder im besten Fall Fisch bekommt. So kann man sich etwa vorstellen wie schwer es ist, wenn man gar keine tierischen Produkte essen will, oder kann. Dies formuliere ich so, weil Gabriel nicht Veganer sei, weil er aus ideologischen Gründen keine tierischen Produkte essen will, sondern weil er es schlicht und einfach nicht vertrage. Das ist hart in einem Land in welchem ein Poulet ein vegetarisches Gericht ist. Gleichzeitig hat Bolivien aber extrem viele Früchte, Gemüse und Getreide, so dass es, wenn man selber kocht, viele Möglichkeiten gibt um sich vegan zu ernähren. Auch hat Gabriel in La Paz in einem veganen Restaurant als Koch gearbeitet, was ich erstaunlich fand, da ich nicht gedacht hatte, dass es dafür eine genügende Nachfrage gibt. In Europa, wo eine vegane Ernährung fast schon Mode ist, klar. Aber in Bolivien? Gut schliesslich ist La Paz eine grosse Stadt, die doch auch ein paar Touristen beherbergt und es gibt sicherlich noch weitere Bolivianer wie Gabriel, deren Magen nicht für vegetarisches Essen, wie Fisch und Poulet, gemacht ist.

Auf jeden Fall war das Nachtessen unglaublich vielseitig und wirklich ricisimo.

 

Aber jetzt hab ich wiedermal genug übers Essen gesprochen. Wir sind dann relativ früh nach Hause gegangen, da wir ja für den nächsten Tag die Jungletour gebucht hatten.       

01.-05.11.16 (Philip) Dschungel und Pampas Tour

 

Als wir am Morgen aufgestanden sind war unser Touranbieter bereits listo. Wir mussten dann noch schnell packen, was dazu geführt hat, dass wir einige Sachen vergessen hatten. Aber Jänu, es gibt ja alles was man braucht auch im Dschungel.

Von Rurre sind wir dann mit einem kleinen Flussboot (ca.1m breit und 8m lang) den Rio Beni hinaufgefahren. Den ersten Halt haben wir in einem kleinen Dorf gemacht wo wir mit einer einfachen Mühle Zuckerrohrsaft hergestellt hatten. Mmmmhh Zuckerrohrsaft, genau den Teeverbesserergehalt der ein Getränk braucht.

Das Dorf das vermutlich 20 Leute beherbergen würde war jedoch wie ausgestorben, da der 01.10 ja ein Feiertag ist.

Eine Stunde Flussaufwärts sind wir dann im Basiscamp angelangt wo wir super verpflegt wurden und unser Lager beziehen durften. Viel luxuriöser als wir es erwartet hatten gab es ein Häuschen, mehr oder weniger mit Moskitonetz abgeschirmt, mit richtigen Betten welche jeweils nochmals ein Moskitonetz zum Schutz hatten. Auch der Speiseraum war wirklich schön gestaltet. Mit richtigen Tischen und Stühlen und sogar Ventilatoren die Tagsüber von einem Generator betrieben wurden.

Wir gingen dann am Nachmittag auf eine Wanderung durch den Dschungel wo uns David (unser Guia, welcher ebenfalls David heisst, und ich deshalb ab jetzt Davide nenne) diverse Tiere und Pflanzen zeigte und sein riesiges Wissen über diesen Ort preisgab. Der Tourorganisator Mashaquipe beschäftigt ausschliesslich Guias die selbst in einem Dschungeldorf aufgewachsen sind. Dies merkt man an der Naturverbundenheit und dem unerschöpflichem Wissen über jegliche Pflanzen und Tiere. Dafür können die wenigsten englisch, was Ilona und mir aber entgegenkam, da wir sowieso Spanisch lernen wollen. Was wir nicht verstanden haben konnte uns Claudia und David übersetzen.

Wir assen Termiten, testeten die Wirkung von Feuerameisen, sahen wandernde Bäume (Ja das gibt es), diverse Heilkräuter und trafen auch noch auf eine Schlange. Davide blieb immer wieder stehen und machte irgendwelche Tierlaute, die so echt klangen, dass ich zu Beginn nicht bemerkt habe, dass sie von ihm stammen. Meistens blieben die Rufe unbeantwortet, doch ab und zu gab es Gegenrufe von den Affen und Vögel.

 

Nach dem Nachtessen sind wir dann noch auf eine kurze Nachtwanderung gegangen wo wir diverse Spinnen und andere Krabbeltiere beobachten durften. Auch eine Handgrosse Tarantel gab es noch zusehen. Das speziellste für mich waren jedoch die Geräusche die dieser, nur von Tieren belebte Ort, in der Nacht von sich gibt. 

Am zweiten Tag haben wir dann das Basiscamp verlassen und sind ein paar Stunden zu einem Übernachtungsplatz gewandert.

Es war immer wieder eindrücklich, wenn Davide an einem Platz stehengeblieben ist, weil er, wie ein Hund, etwas gewittert hatte. Plötzlich fand er wieder irgendeine Wurzel auf der man kauen konnte und die einem dann den ganzen Mund betäubte. Und dafür werde diese auch verwendet. Vor dem Zähne ziehen ein bisschen Wurzel kauen und hobla. Auch für die Magenkrämpfe, die mich immer noch plagten fand er irgendwelche Kräuter aus denen man ein Tee kochen konnte.

Wie viel von dieser Medizin wirklich wirkt, und wie viel, dass wie Homöopathie auf dem Placeboeffekt beruht, kann ich nicht beurteilen, aber das ist auch egal solange es wirkt.

Und wer jetzt denkt ich stelle wieder Behauptungen auf bezüglich Homöopathie und Placeboeffekt, ja der darf das behaupten;-)

Nach ein paar Stunden Wanderung durch den dichten Dschungel sind wir dann beim Übernachtungsplatz angelangt. Kurz davor haben wir sogar noch einen dieser Astkäfer gesehen. Keine Ahnung wie die Dinger richtig heissen, aber sie sehen halt aus wie ein Zweig und sind daher so gut getarnt, dass man daraus etwas schnitzen könnte ohne das man merkt, dass es ein Lebewesen ist. Vielleicht leicht übertrieben, aber egal. Als ich solche Käfer in Dokumentationen gesehen hatte, hätte ich nie gedacht, dass ich so was mal live sehen würde. Aber Davide, unser Spürhund, witterte sogar die Käfer. Auch Spuren von einem Jaguar bekamen wir noch zu Gesicht.

Beim Camp angekommen gab es ein Blachendach und ein paar Holzbauten mit alten Matratzen. Das Moskitonetz und einen Schlafsack hatten wir selbst dabei. 50m entfernt befand sich eine einfache aber wirklich gut gemachte Toilette. Rundum mit Moskitonetz abgeschirmt, sodass man beim Geschäft nicht gestört wird, aber trotzdem 360° Panoramasicht dabei hatte.

Obwohl, das mit dem ungestört sein, kann ich nicht bestätigen. Während meinem ersten Besuch kamen plötzlich laute Geräusche aus einer Richtung. Ein Knarren und mehre Tierschreie die für mich zu Beginn wie eine Affenbande klangen. Das Geräusch kam näher und näher und wurde immer lauter. Mir war zuerst nicht bewusst ob sich das ganze auf den Bäumen oder am Boden abspielte. Und dann roch ich es, ein extremer Gestank wie in einem Schweinestall. Nach einer kurzen ruhigen Phase in der man nur das Knacken hörte, gab es einen Aufbruch und das Geräusch kam klar auf mich zu. Es mussten unglaublich viele und nicht zu kleine Tiere sein. Aber hey, ich hatte ja ein Moskitonetz um mich herum. Das Geschrei und das Knarren wurde immer lauter und plötzlich sah ich wie die Büsche um mich zertrampelt wurden. Das Rudel Wildschweine, ca. 100 Stück rannten auf allen Seiten am „stillen Örtchen“ vorbei. Und ich dachte mir, ja, in die Hosen machen kannst du dir jetzt ja nicht, schliesslich hast du keine an.

Ich war ordentlich erleichtert als sich das Geräusch wieder entfernt hatte. Auf dem Rückweg kamen mir Claudi, David und Ilona entgegen, die bereits mit der Kamera bereitstanden und hell begeistert waren von dem was sie gerade gesehen haben.

Wir sind dann dem Rudel noch ein wenig nach geschlichen aber bekamen sie vorerst nicht wirklich aus der Nähe zu Gesicht.

Am Nachmittag unternahmen wir noch eine Dschungelwanderung in der wir eine Felswand besichtigen, in welcher hunderte von Aras leben. Aras sind die Papageienart, die sich das Leben lang treu bleiben und alle zwei Jahre maximal ein Ei legen. Eigentlich erstaunlich, dass ein solch schöner, farbiger Vogel, mit derart schlechten Fortpflanzungsrate noch nicht ausgestorben ist.

Wir sassen dann eine Weile oberhalb dieser Felswand und haben die Papageieneltern beobachtet, wie sie ihren Kindern Flugstunden geben. Nach etwa einer Stunde kam dann eine Kaltfront auf uns zu und kräftige Windböen zwangen uns zum Lager zurückzukehren. Es war ein mulmiges Gefühl als sich die Bäume derart bewegten und ab und zu wieder ein Ast oder ein Palmblatt hinunterfiel. Ich hab dann gleich an diese vielen „ Es sterben mehr Menschen durch herunterfallende Kokosnüsse als...“Vergleiche gedacht. Und zum ersten mal fand ich diese Vergleiche beängstigend.

 

Zurück beim Übernachtungsplatz kochte Davide grossartige Pasta bevor wir erneut eine kurze Nachtwanderung unternahmen.

Am nächsten Morgen erwachte Davide durch den Geruch der Wildschweine. Mit glänzenden Augen teilte er uns mit, dass sie gleich kommen werden und tatsächlich einige Minuten später stürmten sie die Kochstelle. Dieses mal waren sie derart beschäftigt, dass wir uns gut nähern und sie beobachten konnten. Das knackende Geräusch kommt von einer Art Nuss die sie mit den Zähnen zerbrechen. Und der Gestank, naja sind halt Wildschweine. Wir fanden es sehr amüsant wie diese grosse Anzahl an Wildschweinen wie eine Walze über alles herfällt. Obwohl es keine Warzenschweine sind, musste ich beim Anblick immer wieder an Pumba vom Disney Lion King denken und habe mich über die Tollpatschigkeit der Tiere amüsiert. Immer wieder sind einige erschrocken und mit anderen kolidiert, oder sie rannten dann 2m weit, bis sie am Boden wieder etwas zu fressen sahen. Auch sehr eindrücklich war die Begeisterung die Davide für die Tiere zeigte. Obwohl er schon als Kind mit auf die Wildschweinjagd ging und diese Tiere vermutlich schon 1000mal gesehen hat, schaut er ihnen immer noch mit voller Begeisterung zu und machte Fotos von ihnen. Auch dass sie die Kochstelle auseinander nahmen, die er nachher wieder aufräumen musste hat ihn kein bisschen gestört. Im Gegenteil, er musste auch lachen als es ein Schwein fast geschafft hat den Kochtopf wie ein Helm zu tragen.

Amüsiert über die Morgenunterhaltung haben wir unsere Sachen gepackt und wanderten Richtung Fluss. Der Weg führte unterhalb der Felswand vorbei in welcher die vielen Aras wohnen, sodass wir ihre Flugkünste und die präzisen Landeanflüge in die Felsspalten noch von unten bewundern durften.

Anschliessend sind wir zum Fluss gewandert, wo wir mit ein paar Balsaholz Stämmen und Kletterseilen ein Floss bauten, mit welchem wir dann den Rio Tuichi hinuntergefahren sind.

2h später sind wir wieder beim Basiscamp angekommen und durften nochmals ein reichhaltiges Mittagessen geniessen. Man wird wirklich gemästet auf dieser Tour. Meistens gab es Reis, Juka oder Kartoffeln und Bohnen. Dazu Fleisch oder Fisch und Gemüse. Und dies immer in Arbeiterportionen.

Am Nachmittag konnten wir aus Hartholz irgendwelcher Nüsse schmuck basteln. Es kam uns vor wie in einen dieser Workshops in einem Pfadilager. Doch es war ganz unterhaltsam ein wenig zu plaudern und mit Metallsäge und Schleifpapier zu hantieren. In den Nüssen die wir aufgeschnitten haben gab es kleine Maden. David musste natürlich auch davon eine probieren. Aber David hat sowieso, wie ein Kleinkind in der oralen Phase, zuerst mal alles in den Mund genommen. Auch bei den Termiten und den vielen Dschungelkräutern war er immer der erste der etwas probiert hatte. Sein Abwehrsystem hat sich nach den eineinhalb Jahren Reisezeit auch schon damit abgefunden. Am Abend gingen wir dann nochmals an den Fluss um nach Kaimanen Ausschau zu halten, da diese erstens in der Nacht aktiver sind und zweitens durch ihre gelb reflektierenden Augen mit einer Taschenlampe einfach zu finden sind. Wir waren jedoch erfolglos was ich zu diesem Zeitpunkt etwas schade fand.

Am vierten Tag der Tour gingen wir mit dem Bot zurück nach Rurre, wo wir anschliessend mit dem Auto 3h Richtung Osten in die Pampas fuhren. Schon auf dem Weg dorthin haben wir Koalabären, Ochsen, diverse grosse Vögel und auch mehrere Kaimanen gesehen. Dort angekommen sind wir wieder in ein Flussbot umgestiegen, da man vom Wasser aus am einfachsten Tiere besichtigen kann. Die Dichte an verschiedenen Tieren ist enorm. Kaum ein Zoo hat so viele Tiere auf so engem Raum. Schon nach einigen Sekunden Fahrt sahen wir haufenweise Wasserschildkröten, Kaimanen, diverse spezielle Vogelarten, Capybaras (Sehen aus wie Mehrschweinchen, sind aber so gross wie Schafe) und sogar rosa Flussdelfine. Noch am gleichen Tag sind wir dann etwas Flussaufwärts gefahren um dort Piranhas zu fischen. Mit einer Schnur, einem Haken und viel Schweinefleisch war man schon nach kurzer Zeit erfolgreich. Ist aber auch nicht allzu schwer bei dieser enormen Piranhadichte die es in diesem Gewässer hat. Da will man wirklich nicht die Hand hinein halten. Ganz nach dem Motto: „Wenns wir ned fressen, dann fressen sie uns“ gab es die Piranhas dann auch zum Znacht. Kurze zeit später kam ein Guia völlig aufgedreht. Er habe eine Boa in einem Baumstamm entdeckt. Und tatsächlich hat eine dieser Schlangen, die ja relativ gross werden können, in einem Baumstamm ein Mausnest geplündert.

Man konnte durch die Öffnung im Baumstamm der Schlange zuschauen, wie sie die jungen Mäuse verschlang.

Wie auch im Dschungel, sind in den Pampas Nachts ganz andere Tiere zu sehen als am Tag. So durften wir zu späterer Stunde noch ein Opossum, ein paar Affen und ein Ameisenbär bewundern, der sich auf einem Baum versteckte. Ich wusste bislang nicht, dass Ameisenbären derart gute Kletterer sind.

Vor dem Schlafen gehen wollte ich mir beim Bad noch die Hände waschen als mir eine kleine Kröte noch einen Streich spielte. Sie hatte sich genau auf den Druckknopf des Seifenspenders platziert, sodass ich ihr mit dem Daumen direkt auf den Rücken gedrückt habe. Die Kröte ist sicherlich mindestens gleich fest erschrocken wie ich und kletterte im Eiltempo senkrecht die Wand hinauf. Auch von diesen Tieren wusste ich nicht, dass sie dermassen gut klettern können. Am letzten Tag der Pampas Tour haben wir uns dann noch mit Gummistiefeln und einem Holzstecken auf die Suche nach Anakondas gemacht. Ausser vielen jungen Kaimanen und einer abgeworfenen Haut einer Cobra haben wir jedoch nichts gefunden. Man kann sich aber sicherlich nicht beschweren, nachdem man so viele andere Tiere in so kurzer Zeit zu Gesicht bekommen hat.

 

Zurück in Rurre gingen wir in eine kleine Bar und liessen die vielen Eindrücke bei einem kalten Bier einwirken.

6.-8.11.2016 (Philip) Fahrt nach Sucre

 

Da auch in Bolivien am Sonntag auf den Baustellen nicht gearbeitet wird, nutzten wir den Tag für die Rückfahrt nach La Paz. Kurz nach der zweiten Baustelle fanden wir ein kleines Hotel mit Pool bei welchem wir, nach einigen Verhandlungen, für 150 Bolivianos übernachten durften. Wir genossen nochmals die Wärme auf dem 970m hoch gelegenen Hostel Verde, bevor es am nächsten Tag weiter Richtung Hochland ging.

Kurz vor der Passhöhe (4600m) wurde es Hägar zu streng und wir mussten ihn ein wenig auskühlen lassen da der Motor sonst überhitzt hätte. Wir durchquerten nochmals La Paz und folgten der Strasse Richtung Südwesten bis die Sonne unterging und wir uns einen Schlafplatz im 4300m hohen nirgendwo suchten. Bei mir hat sich die Höhe sofort wieder durch eine leichte Erkältung bemerkbar gemacht, während Claudia und Ilona noch ein wenig mit den klassischen Magendarmbeschwerden, welche das bolivianische „Trinkwasser“ verursacht, zu kämpfen hatten.

Nach fast drei Tagen Fahrt kamen wir dann um 16.00Uhr im Vorgarten eines pensionierten Ehepaars in Sucre an.

Wir wussten bereits im Voraus, dass das Eingangstor sehr schmal ist, wollten es aber trotzdem versuchen, da es sonst in der Stadt fast keine Stellplatzmöglichkeiten gibt und einige andere Reisende nur das Beste davon berichteten.

Mit Hägars Breite von 2,4 m war das durchkommen nicht einfach. Zuerst musste die Auffahrt mit Hölzern so präpariert werden, dass der Campingaufbau beim hineinfahren nicht ins wanken geraten konnte. Anschliessend musste das Fahrzeug auf der schmalen Strasse so positioniert werden, dass man geradeaus hineinfahren konnte. Mit eingeklappten Spiegeln und je 5cm Platz haben wir es dann doch noch hingekriegt.

Neben uns hat sich noch ein junges deutsches Pärchen niedergelassen, welches Probleme mit den Bremsen ihres Fahrzeuges hatte. Das Fahrzeug, ein Subaru (Typ unbekannt) haben sie in Kolumbien gekauft. Es war in einem wirklich schlechten Zustand und hatte nach meinen Schätzungen maximal noch einen Wert von 500$. Sie waren zuvor bei einem Mechaniker in Sucre, welcher aber eher mehr zerstört als repariert hatte. David und ich haben dann unsere Hilfe angeboten, bis sie uns erzählten, dass sie das Fahrzeug bereits übers Internet einem anderen deutschen Pärchen für 5000$ verkauft haben. David fragte noch ob es ihnen bewusst sei, dass das Fahrzeug bei weitem nicht diesen Wert habe. Doch das war ihnen egal. Somit sagte David zu mir; Wenn du ihnen helfen willst musst du ab sofort einen Stundenlohn von mind. 50$ verlangen. Und er hatte völlig recht. Wieso sollten wir solchen Leuten gratis Hilfe anbieten, wenn sie andere, derart verarschen. Wir haben dann die Suche nach dem Fehler abgebrochen, und später im Internet noch ihr Inserat gefunden, wo das Fahrzeug als „mechanisch in gutem Zustand" beschrieben wird. Ich hoffe für die Käufer, dass sie keine all zu grosse Anzahlung gemacht haben.

Aber so ist das halt im Autohandel, es gibt immer Abzocker und Unerfahrene. Und wenn das Fahrzeug dann noch mehrere tausend Kilometer entfernt ist, wird eine Besichtigung schwierig und man muss dem Verkäufer vertrauen...

Meine Erkältung die mit der zunehmenden Höhe gekommen ist ging dann auf die Nacht in Gliederschmerzen und Fieber über. Mein geliebtes Neocitran war aufgebraucht und so wich ich auf Tee aus.

 

Schenksche Info: Zum Znacht gab es Plateli    

09.11.2016 (Ilona)

 

Für Philip war ein Tag zum schlafen angesagt, denn er fieberte weiterhin die ganze Nacht. Ich erledigte Dinge wie Wäsche sortieren, aufräumen und wir gingen zu einem späteren Zeitpunkt, unser Visa, das nur 30 Tage gültig war, verlängern.

Dies funktionierte natürlich nicht gleich auf Anhieb aber doch erstaunlich gut und wir bekamen schlussendlich von dem netten Herr alle unseren Stempel. Philip ging zurück zum Camping um sich auszuruhen, während David, Claudi und ich Sucre erkundeten.

Als wir im Park unser Helado schleckten, kam ein kleiner Junge, der uns die Schuhe putzen wollte. Ja saubere Schuhe wären gar nicht mal so schlecht, aber ganz sicher nicht von einem Kind. Nach einem klaren nein Danke, liess er uns noch nicht in Ruhe. Er sah das Glacé und konnte nicht mehr weg schauen. Hätte er mit den Augen essen können, wären alle drei in kürze weg gewesen. David fragte ihn ob er auch eins möchte und er ging mit voller Freude mit David eins kaufen.

 

Am Abend gingen wir Suschi essen, also Claudi und David , ich bevorzugte einen Croque Monsieur. Wer jetzt denkt; Sushi essen in Bolivien, ist dies nicht ein wenig waghalsig? Der hat natürlich recht. Aber Hey wer nicht wagt der gewinnt nicht.

Ich selbst war zum Glück zurückhaltend und verzichtete nach einem „Probiererli“ gerne darauf.

Claudi und David schwärmten von dem Geschmackserlebnis und ich dachte mir; Lobe den Abend nicht vor dem Morgen, oder so.

 

Während David und ich draussen vor dem Restaurant uns eine Verdauungszigarette gönnten, stand ein kleiner Junge mitten im Verkehr. Sobald ein Auto anhielt begann er die Scheiben zu reinigen und sang dabei laut. So verdient er ein paar Bolivianos. David kam mit ihm ins Gespräch. Der Junge erzählte, dass er dies sehr gerne mache und dazu immer Lieder singe. Er singe aber nur christliche Lieder.

David fragte ihn dann, ob er auch zur Schule gehe, worauf er mit „Si claro“ geantwortet hatte.

Darauf wollte der Junge wissen, ob wir auch zur Kirche gehen und christliche Lieder singen. Als David ihm erklärte, dass er nicht zur Kirche gehe, war er erstaunt und konnte es nicht verstehen. Auf seinen Wunsch sang ihm David ein Lied vor. Es war jedoch kein christliches Lied sondern Heinz de Specht, Därf mer das. ;-)

Der Junge hörte interessiert zu, auch wenn er kein Wort verstand, worauf er nochmals ein Kirchenlied sang.

 

In Sucre gibt es allgemein sehr viele kleine Kinder welche mit Arbeiten auf der Strasse, wie z.B. Kreidemalereien, Schuhputzen oder Scheibenreinigen Geld verdienen. Ob sie nebenbei doch noch zur Schule gehen weiss ich nicht mit Sicherheit. 

10.11.16 (Ilona)

 

 

Wie es mein gastroenterologisches Bauchgefühl vorhersagte, teilten Claudi und David das Lazarett an diesem Tag mit Philip. Sushi in Bolivien ist halt wirklich riskant, aber man soll ja nicht immer das Schlechte im Voraus sehen. 

11.-12.11.16 (Philip)

 

 

Als alle wieder einigermassen auf den Beinen waren, erledigten wir Dinge wie einkaufen, Gelder überweisen, Weiterreise organisieren und so weiter. Auch sollte Hägar wiedermal neues Motorenöl, neue Hinterreifen und andere Serviceteile bekommen. So suchten wir mehrere Werkstätte auf um die passenden Ersatzteile zu bekommen. Es ist jedoch ziemlich schwierig für einen 6.0l Dieselmotor in Bolivien Ersatzteile zu bekommen. So kam es das Hägar nochmals eine Weile auf frisches Öl verzichten musste. Immerhin fanden wir passende Reifen in einer Werkstatt, die sogar Lenkgeometrieprüfstände und Auswuchtmaschinen hatte. Ich war ziemlich überrascht als ich das zu Gesicht bekam. Dennoch muss man immer nebenbei stehen und bei sämtlichen Arbeiten zuschauen, da sie sonst den schweren Hägar mit einem kleinen Wagenheber am Differentialgehäuse anheben wollten und die Auswuchtgewichte nicht wirklich befestigten usw. Immerhin bemerkten wir beim herumkriechen noch, dass die Stabilisatorenpuffer (Fahrwerksteile) völlig ausgeschlagen waren. Obwohl man auch dazu keine passenden Teile fand, konnten wir aus ähnlichen Puffer etwas brauchbares zurecht schleifen. Dazu durften wir die Schleifscheibe unseres Campingplatzbesitzers nutzen. Der ca. 80 Jährige Mann hatte derart Freude, als wir mit Sackmesser und Schleifscheibe unsere eigenen Teile anfertigten, dass er uns nicht mehr von der Seite wich. Als es dann irgendwann dunkel wurde, fragte er wann wir am Morgen wieder anfangen werden, da er dann auch wieder dabei sein wolle. Und tatsächlich wartete er am nächsten Morgen, pünktlicher als wir selbst, wieder bei der Schleifscheibe.

13.11.16 (Philip)

 

Nachdem wir die Stabilisatorenpuffer eingebaut haben, machten wir uns auf den Weg nach Potosi, zu den Silberminen. Potosi ist eine Minenstadt mit engen Gassen und verhältnismässig viel Verkehr.

David und ich buchten eine Tour durch die bekannten Silberminen. Als wir anschliessend einen Parkplatz suchten, mussten wir eine der vielen engen Gassen passieren, wobei es durch unser verschulden zu einem Blechschaden kam. Der Besitzer, des im Halteverbot geparkten Fahrzeuges war leider nicht auffindbar. Wir fragten alle Nachbarn, ob sie wissen wem das Fahrzeug gehöre, doch sie wussten es nicht und rieten uns einfach weiterzufahren. Dies kam für uns jedoch nicht in Frage, da wir klar für den Schaden verantwortlich waren. So warteten wir zu, bis eine halbe Stunde später der Besitzer kam. Er hätte den Schaden (Stossstange, Kotflügel, Fahrertüre) beim Einsteigen nicht mal bemerkt, bis wir ihn darauf hinwiesen. Der Besitzer wollte, dass wir mit zum Mechaniker kommen um die Schadenssumme abzuklären. Da David und ich zur gebuchten Minentour mussten, gingen Claudia und Ilona mit, um den Schaden zu verhandeln. David war das zu Beginn gar nicht recht, da er Claudia in dieser Situation nicht alleine lassen wollte. Da es mitten am Tag war und es sich bei den Besitzern des Fahrzeuges um ein Paar in unserem Alter handelte, empfanden wir es als ungefährlich. Schliesslich war Claudia ja auch zusammen mit Ilona und ist vermutlich auch die härtere Verhandlungspartnerin als David;-)

David und ich gingen zum Tourbüro und bekamen kurze Zeit darauf das SMS, dass sich der Schaden von 1200 auf 700 Bolivianos, also 100 Sfr. verhandeln liess. Dies ist für ein Schaden, der in einer Schweizer Spenglerei ca.2500SFr. gekostet hätte, eine durchaus faire Summe.

 

Für die Minentour mussten wir zuerst geeignete Kleidung fassen, sowie Reinalkohol, Dynamit und Coccablätter kaufen. Es ist üblich, dass man diese Sachen den Minenarbeiter mitbringt. Schliesslich müssen sie den wenigen Platz noch mit den schaulustigen Touristen teilen. Der Kauf des Dynamits war ziemlich interessant. Unser alkoholisierte Guia, liess die Dynamitstange zuerst mal auf den Boden fallen, sozusagen als Demonstration, dass dieser ohne Zünder harmlos sei. Auch war es spannend, dass in Potosi ein 5 Jähriger Junge in jedem Laden Dynamit und Zünder kaufen kann. Sogar wir als Touristen durften ohne jegliche Rückfrage so viele Dynamitstangen und Zünder wie gewünscht kaufen. Man darf es einfach nicht aus Potosi ausführen, aber es gibt dafür eigentlich keine wirklichen Kontrollen. Auch kostet eine Stange Dynamit lediglich 15 Bolivianos. Ich bin froh gibt es bei uns keine solchen Geschäfte, denn ich wüsste nicht ob ich noch Hände hätte, wenn ich als Kind anstatt Frauenfürze und Thunder, Dynamit gekauft hätte. Aber wie auch immer.

Nach der Besichtigung der Mahlwerke und der Waschanlagen ging es dann in die Mine hinein. Der Haupttunnel war noch ziemlich gross, sodass man geduckt gehen konnte. Wir sahen den Arbeitern zu wie sie Gleise richteten und unser Guia erzählte uns viel über die Versklavung der Indigenen durch die Spanier. Die indigene Bevölkerung, denen der christliche Glauben dazumal aufgezwungen wurde, fragten die Spanier wo die Barmherzigkeit von Jesus Christus im Berg sei. Somit wurde beschlossen, dass es im Berg keinen Gott gibt. Dies hatte wiederum zur Folge, dass andere Gottesbilder (Gute Dämonen) angebetet werden. So gibt es Plätze in den Mienen, in welchen ein kleiner, aus Ton gefertigter Dämon (Mit Hörner und grossem Penis) sitzt. Dem Dämon wird dann Reinalkohol und Zigaretten geopfert. Da David und ich die einzigen Raucher waren mussten wir dem Dämon ständig Zigaretten schenken während unser Guia mit ihm und Pacha Mamma den Reinalkohol teilte. Der Grosse Penis hat übrigens damit zu tun, dass im Berg der Machismo, sehr wichtig sei. So dürfen auch heute noch keine Frauen im Berg arbeiten. Touristinnen als Besucherinnen werden jedoch geduldet.

Wir waren eine Gruppe von etwa sieben Leuten, bis wir in einen Nebenstollen gingen, wo es dann wirklich eng wurde. Dort waren wir dann nur noch zu dritt, da es den Anderen unangenehm wurde. Der Weg war sehr spannend und wurde immer enger und staubiger. Manchmal konnte man nur noch auf den Gleisen gehen da der Boden darunter ausgebrochen war und sich eine tiefe dunkle Schlucht eröffnete. Anschliessend ging es durch kleine Schluchten weit hinunter, man musste Klettern und konnte sich zum Schluss nicht einmal mehr in den engen Höhlen drehen. Am Ende angekommen, hatte unser Guia dann die glänzende Idee, dass wir auf dem Rückweg ein Zeitrennen machen könnten. So wie wenn man Dynamit Zündet und dann nur kurze Zeit hat sich davon zu entfernen. So dumm wie wir halt sind, hatten wir Freude daran und kletterten so schnell wie es ging aus dem Stollen. Man bedenke dabei, die Minen von Potosi sind auf über 4000m, sind nicht belüftet, und durch die raschen Bewegungen wird noch vielmehr Staub aufgewirbelt als ohnehin schon vorhanden ist. Oben angekommen meinte er dann, dass wir alle tot sind da wir zu langsam waren...Ja es war ein komischer Kauz unser Guia, aber irgendwie auch sehr sympathisch, da er die vielen Geschichten immer mit viel Scharm und einer Prise schwarzem Humor erzählte. Wie alle Guia von Potosi war auch er früher Minenarbeiter, bis er sich zum Touristenführer umfunktioniert hatte.

 

Mit ein wenig Staub in der Lunge und Dreck auf der Zunge sind wir am Abend dann Richtung Uyuni gefahren und haben uns unterwegs einen Schlafplatz gesucht.

14.-17.11.2016 (Philip) Salar de Uyuni

 

In Uyuni angekommen mussten wir zuerst alle Vorräte auffüllen damit wir für die Salzwüste vorbereitet waren. Feuerholz, Wasser, Diesel, Essen und Trinken und los ging es. Der Salar de Uyuni ist einer der beeindruckendsten Orte die wir je gesehen haben, wenn nicht sogar der Beeindruckendste. Er war auch von Anfang an klar unser Reiseziel von Bolivien, sodass wir den Flug nach Kuba noch eine Woche verschieben mussten um genügend Zeit dafür und für die anschliessende Lagunenroute zu haben. Das riesige Salzmeer mit den fünfeckigen Salzkristallformen bilden eine unglaubliche Kulisse. Dahinter sieht man schwebende Berge, von denen man aufgrund der Lichtspiegelungen in Bodennähe, nur die Gipfel sieht. Dazwischen gibt es Inseln welche mit 1000 Jahre alten Kakteen bewachsen sind. Am Tag kann es ziemlich warm werden und man kann sogar einen Sonnenbrand in den Nasenlöchern kriegen, da der Boden derart reflektiert. Während in der Nacht extreme Minustemperaturen herrschen können. Wir hatten jedoch Glück und waren zu einer Jahreszeit auf dem Salar, in welcher die Temperaturen lediglich bis zur Nullgradgrenze absinken. Das einzig wirklich ungemütliche, ist der starke Wind, welcher vor Mittag einsetzt und bis Morgens um 2.00 anhält. Trotzdem liessen wir es uns nicht nehmen, mit Hägar als Windschutz, ein Feuer zu machen und den ersten Abend mit einer Salarparty zu krönen. Nur haben wir uns nicht all zu viel überlegt, als wir auf dem salzigen Untergrund unser Feuer entfachten. Denn das in den Salzkristallen gebundene Wasser verdampft auch irgendwann und dann gibt es ein kleines Feuerwerk. Etwa so als würde man ständig eine Packung Frauenfürze in das Feuer werfen. Es war nicht ganz ungefährlich, doch wir hatten daran ziemlich viel Freude und nach ein paar Stunden war die obere Salzschicht ausgetrocknet, sodass sich das Feuer beruhigte. Wir feierten bis spät in die Nacht und mussten am nächsten Morgen feststellen, dass wir bereits alles Feuerholz aufgebraucht hatten.

Nach Spaghetti und Rotwein als Katerfrühstück, sind wir dann zu einer dieser Inseln gefahren, wo die vielen alten Kakteen wachsen. Man Sollte nicht zu nahe an die Inseln fahren, da der Boden dort ziemlich weich werden und man mit dem Fahrzeug stecken bleiben kann. So haben wir hinter einer Insel Windschutz gesucht und uns dem Fotografieren gewidmet.

Wir wollten auch noch auf den Gipfel der Insel klettern, wurden jedoch sofort von einem Herr zurückgewiesen, da man Eintritt zahlen müsse. Wir dachten uns, dass wir die Insel auch zu einem späteren Zeitpunkt noch besichtigen können, wenn niemand mehr Eintritt verlangt. Schliesslich sind die Touren nur tagsüber auf dem Salar.

 

Am Abend haben wir mit einem Benzinkocher unser mitgebrachtes Gerber Fondue gekocht und sind dann als Verdauungsspaziergang doch noch auf den Hügel geklettert.

Da der Sonnenuntergang auf dem Salar derart wunderschöne Lichtspiele verursacht, sind Claudia, Ilona und ich am nächsten Morgen um 5:30Uhr aufgestanden um auch noch einen Sonnenaufgang zu sehen. Wir sind dann nochmals eine paar Meter den Hügel hinauf geklettert um eine bessere Aussicht zu haben. Obwohl es für mich fast nichts schöneres gibt als auszuschlafen, hat es sich wirklich gelohnt. Auf dem Rückweg hat uns dann der nette Herr, welcher den Eintritt für die Insel verlangt erwischt und war nicht mehr ganz so freundlich wie am Vortag. So beschlossen wir fairnesshalber den Eintritt für die Insel doch noch zu bezahlen. Am Nachmittag haben wir uns nochmals der Kulisse gewidmet und einige Fotos gemacht.

 

David hatte Claudi zum 30en eine Übernachtung im Salzhotel geschenkt und Ilona und ich haben uns gedacht, mol, das klingt doch gut, das gönnen wir uns auch. Die Übernachtung kostet etwa 110Sfr, aber lohnt sich als einmaliges Erlebnis durchaus. Auf dem Weg dorthin haben wir noch zwei Schweizer getroffen, welche Südamerika mit dem Velo durchqueren. Wir haben eine Weile mit ihnen geplaudert und ein paar Bier getrunken, worauf ihnen David dann Hägar als Schlafplatz angeboten hat, da wir ja alle im Hotel übernachteten.

Die Zimmer im Salzhotel sind wirklich sehr schön gemacht, es hat sogar einen kleinen Spabereich mit Pool und Sauna und auch das Essen wird wirklich sehr fein zubereitet. Einfach ins Zimmer 4005 und 5005 würde ich nicht mehr gehen, da dort David und ich die ganzen Wände abgeleckt haben. Nein Quatsch, die Salzwände sind natürlich genügend Dick, dass auch noch viele andere daran lecken können;-).

 

 

Nach drei Tagen Salar sind wir dann nach Uyuni zurückgefahren um dort wieder unsere Vorräte für die Lagunenroute aufzufüllen. Auch musste Hägar vom Salz befreit werden. In Uyuni gibt es Hinterhöfe in welchen sie eine Unterbodenwäsche anbieten und das Fahrzeug gleich noch mit einem Diesel-Ölgemisch beschichten. Harter Job. Das ganze Abwasser fliesst natürlich direkt in eine Sickergrube...

Während der Wartezeit habe ich mich mit einem Hund angefreundet, der lieber mit Steinen als mit Stecken spielte.

 Am Abend gingen wir Pizza Essen und suchten uns einen Übernachtungsplatz beim Zugfriedhof neben Uyuni. 

18.-21.11.16 (Philip) Lagunenroute

 

Bevor wir uns auf den Weg zur Lagunenroute gemacht haben, durften wir noch die spezielle Umgebung geniessen, in welcher wir übernachtet haben. Der Zugfriedhof von Uyuni beherbergt etwa 30 Dampflokomotiven und auch einige Personenwagen. Sämtliche Kupferrohre der Lokomotiven sind natürlich längst ausgeschlachtet und viele Lokomotiven dienten bereits als Hintergrund für diverse Schmierereien.

Da es noch früh morgens war, hatten wir das gesamte Gelände für uns allein.

Nach unzähligen Fotos auf dem Zugfriedhof sind wir ca. 2h gefahren bis wir an den Start der 4WD Piste der Lagunenroute gelangt sind. Die ersten Strassen waren ziemlich übel und die Maximalgeschwindigkeit betrug ca. 5 km/h. Doch schon bald wurden die Pisten etwas besser und plötzlich standen wir auch schon vor der ersten Lagune. Blauweiss leuchtete die Lagune zwischen den Bergen. Im Wasser waren unzählige rosa Flamingos. Doch ausserhalb des Fahrzeugs geniesst man das Panorama nicht lange, da der starke Wind und die trockene kalte Luft etwas ungemütlich sind. Kurze Zeit später wird die Landschaft wieder karger und rote Bergformationen erstrecken sich hinter einer rötlichen Sandwüste.

 

Wir suchten uns einen windstillen Platz, damit wir ein Feuer machen konnten. Dies stellte sich jedoch schwieriger heraus, als wir es erwartet hatten. Schliesslich bauten wir uns mit Steinen einen Windschutz, sodass wir anschliessend grillen und mit einem Margherita anstossen konnten.

Der Margherita wurde uns auf dieser Höhe dann ein wenig zum Verhängnis, worauf wir am nächsten Tag bisschen länger brauchten bis wir Fahrbereit waren.

Neben weiteren Lagunen, führte die Fahrt an verschiedenen eigenartigen Felsformationen vorbei. Hasenähnliche Tiere sprangen darin umher und konnten sich fast senkrecht entlang den Wänden bewegen. Wenige Kilometer weiter gibt es Felsen die aussehen wie Bäume und nochmals einige Kilometer weiter ist dann die bekannte Laguna Colorado zu sehen. Durch den Wind entstandene Salzgebilde sehen aus wie Eisberge, während die rote Farbe des Wassers von irgendwelchen mini Krebsen stammt. Auch hier sind wieder hunderte, wenn nicht tausende Flamingos die mit ihren drahtigen Beinen durchs Wasser stiefeln.

 

Wir wollten eigentlich an diesem Ort übernachtet, da die Aussicht unglaublich ist und der Parkplatz eine Ebene Standfläche bietet. Der Parkwächter vom angrenzenden Nationalpark hat dies jedoch nicht erlaubt. So wurde Hägar bei einem nahegelegenen Hostel platziert.

Am Dritten Tag unserer Tour auf der Lagunenroute gingen wir zuerst Geysire besichtigen. Neben der Tatsache, dass ununterbrochen heisses Gas aus dem Boden strömt und es überall blubbernde Schlammtümpel hatte, fand ich etwas ganz anderes noch viel erstaunlicher. Es hatte keinerlei Absperrungen, Warnschilder oder Schranken die dafür sorgen, dass die Leute nicht reinfallen oder zu nahe hin stehen. In den USA wären mindestens drei Schilder vorhanden und 1m vor dem Abgrund zu einem Schlammloch hätte es ganz sicher eine Absperrung. Wie auch schon bei den Minen in Potosi wird in Bolivien dem Tourist mehr Selbstverantwortung zugemutet als in anderen Ländern. Oder man hat in diesem Land einfach keine Chance, wenn man so etwas klagen wollte.

Egal, ich fand es spannend, so nahe wie man wollte an alles heranzutreten. All zu lange hielt man es jedoch auch hier nicht im Freien aus, da der Wind schon wieder seine 50km/h hatte.

Gegen Mittag haben wir dann einen Halt bei einer heissen Quelle gemacht. Direkt bei einer Lagune wurde das Wasser, das aus einer heissen vulkanischen Quelle stammt, in einem Becken gesammelt. Für die Benutzung muss man pro Person 6 Bolivianos zahlen, aber das ist es def. Wert. Bei den kalten windigen Bedingungen sich in einem 40°C warmen Aussenbad auflösen zu lassen birgt nur ein Problem. Wie kommt man wieder raus. Aber das ist eigentlich nicht wirklich ein Problem...

Am Nachmittag sind wir dann weiter zur Laguna Blanca und anschliessend zur Laguna Verde gefahren. Nach längerer Suche nach einem windstillen Schlafplatz mit guter Aussicht, haben wir unsere Ansprüche dann auf die gute Aussicht reduziert. Die Laguna Verde hat mir persönlich am besten gefallen, da sich die türkisgrüne Farbe mit der Sonneneinstrahlung über den Tag stark verändert. Sie leuchtet derart, dass man meinen könnte, man hätte darin radioaktive Abfälle entsorgt. Ok, das ist jetzt nicht unbedingt eine gute Verbildlichung um etwas schönes zu beschreiben, aber halt das erste was mir gerade eingefallen ist.

Wir haben dann am Abend wieder mal Spagetthi Bolognese gekocht und uns nach Einbruch der Dunkelheit einen Thriller angeschaut. Während einer Entführungsszene, leuchten plötzlich Taschenlampen ins Fahrzeug hinein und man hörte laute Stimmen. Die Lagungenroute ist allgemein ein sehr niedrig frequentiertes Gebiet. Am Tag fahren häufig noch die lokalen Tourenanbieter von Hotel zu Hotel, aber in der Nacht ist da wirklich niemand unterwegs. Und schon gar nicht dort, wo wir unseren Schlafplatz gesucht haben, denn das war wirklich ab vom Schuss.

Also wer könnte es sein? Ein Nationalparkwächter der uns sagen will, dass man nicht Campen darf?

Andere Touristen die das Fahrzeug erkannt haben und unbedingt hallo sagen wollen?

Oder vielleicht Jemand oder Mehrere die Interesse am Fahrzeug und am Inhalt des Fahrzeugs haben?

Es war schon länger dunkel und auch schon relativ spät wodurch sich Hypothesen eins und zwei ausschliessen liessen. Wir haben uns zuerst mal schlafend gestellt und abgewartet was passiert. Als dann nach einigen Rufen „Policia“ an der Türe gerissen wurde haben wir das Licht angemacht und uns angezogen. Es waren mehrere schwer bewaffnete Personen ausserhalb des Fahrzeugs. David hatte durch das Fenster nach einem Ausweis verlangt, aber dieses war zugefroren, sodass sie uns nicht mal einen Ausweis hätten geben können. Schliesslich haben wir die Tür geöffnet, da sie den Anschein gemacht haben Polizisten zu sein und wir sowieso keine andere Wahl gehabt hatten. Zwei schwer bewaffnete Frauen in Militärkleidung und vier leicht bewaffnete Männer streunten um das Fahrzeug. Polizia Antinarcotica, wir befänden uns auf einer Schmugglerroute, was wir hier machen, wohin wir wollen und ob wir jemanden gesehen hatten, wollten sie wissen. Da wurde es uns dann auch langsam klar, schliesslich waren wir ziemlich nahe an der Chilenischen Grenze wo vermutlich doch noch das eint oder andere Kilo Kokain seinen Weg darüber findet. Als sie dann bemerkten, dass wir nur Touristen sind wollten sie noch schnell die Pässe sehen, eine Zigarette haben und kurz ins Fahrzeug schauen. Die Frau die dann schnell das Fahrzeug untersuchte wurde dann noch von Claudi aufgefordert die Schuhe auszuziehen, schliesslich hatte sie sich im Wohnzimmer von Claudi und David befunden und das gehört sich nicht mit Militärstiefel.

 

Es war zu Beginn wirklich eine beängstigende Situation, schön konnten wir im Nachhinein darüber lachen.  

22-24.11.16 (Philip)

 

Nach der 450km langen Lagunenroute sind wir dann 2000m hinunter auf das tiefer gelegene San Pedro de Atacama gefahren (2100m). Wieder in der Wärme angekommen, mussten wir zuerst mal durch die Immigration und anschliessend durch die Zollkontrolle. Chile ist bekannt dafür, dass sie am Zoll ziemlich pingelig sind. Das heisst, dass man keine ungekochten Esswaren mitnehmen darf wie z.B. Zwiebeln, Knoblauch usw. Claudipedia war darüber natürlich bestens informiert, wodurch vieles gekocht und der Rest gut versteckt wurde. Bei der Kontrolle stand sie dann im Hägar drin und führte dem Zöllner freundlich die einzelnen Sachen vor, von denen sie genau wusste, dass der Import kein Problem ist. Damit die Zöllner aber ihren Job nicht umsonst machten hatten wir auch noch zwei Bananen dabei, die wir dann jedoch noch vor Ort essen durften.

Anschliessend sind wir zu einem kleinen Campingplatz gefahren, welcher wirklich gut eingerichtet und sogar mit einer Feuerstelle ausgerüstet ist. Die Preise waren zu Beginn etwas erschreckend, da Chile bedeutend teurer ist als Bolivien und es einen etwas speziellen Umrechnungskurs hat (1Sfr= ca.657 Pesos). Die Übernachtungen sind teurer, das Essen ist bedeutend teurer und die Touristenattraktionen sind viel teurer. Was jedoch erstaunlich billig ist, ist der Alkohol in den Geschäften. Da wir alle nicht die ultimativen Weinexperten sind, haben wir uns einige Flaschen Chilenischen Wein gekauft um die verschiedenen Traubensorten zu „de-gustieren“. Es war Wein der mittleren Preisklasse, nicht so ein billiger Tetrapackfussel, dennoch hat die Flasche weniger als einen Franken gekostet. Auch eine 1Lt Flasche Cognac, für ca. 3.5Sfr. haben wir uns für die Carajilloproduktion noch zugelegt.

Wir haben die letzten paar Tage mit David und Claudi nicht zu sehr mit Ausflügen verplant, damit wir Zeit hatten uns um die weniger spannenden Sachen zu kümmern, wie Weiterreise organisieren, Wäsche waschen, Musik und Filme austauschen usw.

Schliesslich haben wir noch einen Reitausflug gemacht, da wir das eigentlich schon lange mal vor hatten, es aber immer wieder irgendwie untergegangen war. Ilona hat dann aber in den letzten Tagen immer mehr gestürmt, sodass wir es dann zum Glück doch noch geschafft hatten, ein paar Stunden durch die Prärie zu reiten.

 

Für mich war es eine Premiere, da ich noch nie zuvor auf einem Gaul gesessen bin. Ich konnte mich ehrlich gesagt nur mässig dafür begeistern. Läuft das Pferd im Schritttempo, könnte ich stattdessen auch selber gehen und ich käme gleich schnell vorwärts. Auch wäre es nicht anstrengender selber zu gehen als auf dem Pferd hin und her zu wanken. Geht das Pferd in den Trab über, ist es dermassen unbequem, dass die Anstrengungen der Bauch und Rückenmuskulatur nicht im Verhältnis zur geringen Geschwindigkeitsänderung stehen. Ok, vielleicht hatte ich auch einen etwas wackligen Gaul mit Fahrwerkschaden, oder mein Reitstil ist noch nicht ganz perfektioniert. Ich hatte nur ganz kurz das Vergnügen im Galopp zu reiten. Hier jedoch finde ich stimmt das Verhältnis von Anstrengung und Geschwindigkeit wieder. Dieser Moment hat mir auch Spass gemacht, sodass ich es mir durchaus vorstellen kann, das Reiten nochmals auszuprobieren.        

25-27.11.16 (Philip) Reise nach Panama

 

Früh aufgestanden mussten wir uns von Claudi und David verabschieden. Ein etwas trauriger Moment, da wir jetzt doch fast acht Wochen zusammen unterwegs waren und auch so einiges erlebt haben. An dieser Stelle nochmals ein riesiges Dankeschön an euch beide, vielen Dank für die Beherbergung und den Transport im Hägar. Es gibt nicht viele Menschen mit denen man so problemlos 8 Wochen auf so engem Raum leben könnte, aber mit euch war das Zusammenleben ja bereits in der WG immer unkompliziert und vor allem lustig. Ich vermisse ein wenig die Momente in denen Claudi etwas feines gekocht hatte, während David sie mit lustigen, sinnfreie Sprüchen unterstützt hatte;-)

Es war eine wunderschöne Zeit mit Euch und es war grossartig, dass wir unsere Reise so beginnen konnten. Doch nun machen wir uns auf einen anderen Weg und freuen uns auch zu zweit weitere Länder zu erkunden. Nochmals vielen Dank Claudi und David, gute Weiterreise und hoffentlich bis bald. Vamos a ver! ;-)

 

Nach der Verabschiedung bin ich gleich in eine Tretmine gestanden, die ich nachher auf dem ganzen Boden vom Sammelbus verteilt habe. Vielleicht muss ich das noch kurz erklären. Da es auch in Chile sehr viele Hunde hat, hat es natürlich auch sehr sehr viel Hundescheisse. Ist ja klar, schliesslich gibt es keine Robidog Kübel an welchen sich die „selbständigen Hunde“ bedienen könnten. Irgendjemand hat die Hundescheisse dann mal als Tretmine bezeichnet und so hat sich das dann durchgesetzt.

So musste der Chauffeur nach ein paar Meter wieder halten, damit wir das Gröbste bereinigen konnten. Mit dem Bus ging es dann über die Grenze und wieder auf 4300m hinauf bis zum Beginn der Lagunenroute (aus Chilenischer Sicht). Von dort aus mit einem Geländewagen innerhalb 6h nach Uyuni, wo wir um 20:30 einen Flug nach La Paz mit der empfehlenswerten bolivianischen Airline BOA hatten. In La Paz durften wir dann einige Stunden warten, bis wir um 5;30 den verspäteten Weiterflug nach Bogota hatten. Die Airline, bei welcher die Verspätung aufgetreten ist heisst übrigens Avianca und ist meiner Meinung nach gar nicht empfehlenswert. Durch die Verspätung haben wir dann in Bogota unseren Anschlussflug verpasst,was dazu geführt hat, dass wir den nächsten Flug um 12:00 nehmen mussten. Da wir nur im Transferbereich waren, konnten wir den Flughafen nicht verlassen und somit weder etwas zu einem normalen Preis kaufen, noch wenigstens eine Langeweilezigarette rauchen.

Wir dachten uns dann, immerhin hat es noch einen Flug am Mittag und haben uns die Zeit bis dann Tod geschlagen. Als wir den Flug jedoch antreten wollten, hiess es 5min nach der theoretischen Abflugzeit, dass der Flug weitere 6h Verspätung habe. Man merke sich AVIANCA. Ja, verdammte Scheisse, dachten wir uns und versuchten irgendwas rauszuholen, doch das einzige was es gab war ein gratis Menu bei Burger King, eine Limo und ein Gutschein für die beschissene Airline, die wir eher nicht mehr nutzen werden.

Aber was will man machen, es gibt ja nicht mal eine Strasse von Bogota nach Panama und schliesslich hatten wir ja keine Wahl. Also verbrachten wir nochmal 6 Stunden im Transferbereich (ohne Fumoir), assen ein hässliches Burgerking Menu, das ohne Gutschein 18$ gekostet hätte, und warteten ab. Immerhin hatten wir den Laptop dabei, sodass wir Blog schreiben und Filme schauen konnten. Schliesslich warteten wir wieder um 18:00 am Gate und 5 min nach der Abflugzeit erschien eine erneute Verspätung von noch unbekannter Zeit. Der Schaden am Flugzeug konnte trotz der Frist von 6 h nicht behoben werden also wurde eine weitere Frist von unbekannter Zeit angegeben. Dies liessen die Panamaer und die Kolumbianer und wer halt sonst noch diese Route flog aber zum Glück nicht mit sich machen und es gab einen kleinen Aufstand am Gate. Nach viel Geschrei und Gefluche durften wir dann 1h später das Gate wechseln wo dann wiederum 2h später endlich das Flugzeug nach Panama abhob.

Ich habe das erste mal erlebt, dass die Leute nicht bei der Landung sondern beim Abheben des Flugzeuges applaudierten.

Schliesslich sind wir anstatt Morgens um 8.00Uhr, Nachts um 12:00Uhr angekommen, also 16 Stunden später.

Wir hatten geplant den Tag zu nutzen um die grossen Schleusen des Panamakanal zu besichtigen. Mich hätte das wirklich interessiert diese mal live zu sehen. Und weiter sollten wir noch in die Albrook mall um die Dinge zu kaufen die man in Kuba nicht oder nur sehr teuer erwerben kann. Aber jetzt wissen wir es besser und rechnen das nächstes Mal sicher 2 Tage ein.

Kurz zusammengefasst: Elende, beschissene, unfähige, inkompetente, nichtsnutzige Airline AVIANCA!!!!

 

Nun zum Schluss aber nochmal etwas Positives. Bolivien hat uns schwer beeindruckt. Das Land hat so viele unterschiedliche, wunderschöne Landschaften zu bieten und auch die Einwohner haben wir immer sehr freundlich und herzlich erlebt. Eher zurückhaltend aber immer hilfsbereit.  Der Tourismus ist noch nicht starkt ausgeprägt, wodurch die Preise sehr fair sind und die Leute noch Freude an den Begegnungen haben.  Wir hatten keine wirklichen Vorstellungen was uns erwarten wird und durften ausschliesslich positive Erfahrungen machen. Eine Reise durch Bolivien würden wir daher jedem weiter entfehlen.

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