Südafrika 04.03. - 29.03.17

04.03.17  (Philip)

 

Nach einem ziemlich turbulenten Flug und wenig Schlaf sind wir morgens um 4:30 in Johannesburg angekommen. Bevor wir unseren Mietwagen abholten, wollten wir uns noch einen Reiseführer kaufen. Im Buchgeschäft hatte es zahlreiche Reiseführer, ja sogar einen von der Schweiz, jedoch keinen von Südafrika. Ich konnte das nicht glauben und fragte daher bei der Verkäuferin nach. Diese meinte jedoch, dass sie nur diejenigen Bücher haben die im Gestell sind. Die Antwort bestätigte meine Annahme, dass sie die Bücher, die sie verkaufen, nicht nachbestellen.

So verzichteten wir vorerst auf einen Reiseführer und ich fragte einen Polizist wo sich der nächste ATM befindet. Er gab mir eine Wegbeschreibung und sagte mir gleich, dass ich am Automat dann keine Hilfe annehmen soll.

Da wir immer noch im Flughafengebäude waren, erstaunte mich sein Tipp und ich dachte „Ok, wir sind in Johannesburg.“

Nachdem wir unser kleines Mietauto, einen Kia Picanto, entgegengenommen haben machten wir uns auf den Weg zum 538km entfernten Krüger Nationalpark. An den Linksverkehr waren wir uns ja mittlerweile gewohnt, mit der linken Hand zu schalten war jedoch neu und sorgte auf den ersten Kilometer für ein paar lustige Szenen. Die ersten 300 km war die Strasse in einem super Zustand und ich war erstaunt, wie schnell wir vorwärts kamen. Anschliessend verschlechterte sich der Strassenzustand. Auf einer Strecke die mit 120 ausgeschildert ist, hatte es plötzlich Schlaglöcher die so gross sind, dass man darin ein öffentliches Schwimmbad eröffnen könnte. Auch die Blechhütten am Strassenrand und die Verschmutzung nahm zu. Menschen mit Körben auf den Köpfen wandern auf der Autobahn am Strassenrand entlang und plötzlich überholt uns wieder ein Porsche. Irgendwie kam uns das Land zu Beginn sehr kontrovers vor. Trotz vielen Ausweichmanövern hatte ich dann eines dieser riesigen Schlaglöcher erwischt und wir hatten Glück, dass die Achse nicht gebrochen war. Nachdem Ilona am Strassenrand eine Giraffe gesichtet hat, fuhren wir einem wunderschönen Canyon entlang und realisierten langsam, dass wir den Kontinent gewechselt haben. Bei einem Fotohalt wollte uns eine ältere Frau unbedingt ein paar Holzschnitzereien verkaufen und wir brachten es fast nicht übers Herz ihr nichts abzukaufen, aber nur fast...

Am späten Nachmittag passierten wir dann das Eingangstor des Nationalpark und bekamen kurz darauf einen afrikanischen Elefanten zu Gesicht. Was für ein Anblick, dieses mächtige Tier aus solcher Nähe zu sehen, ohne Zaun und ohne Abschrankung, lediglich die vermeintliche Sicherheit dass man sich in einem Fahrzeug befindet, lässt einen einigermassen ruhig bleiben. Obwohl, der Elefant könnte unseren Picanto mit einem Fuss zerdrücken.

Nach der Sichtung einiger Zebras und eines Gnus, kamen wir in unserem Camp an und durften einen schönen Bungalow mit Grillschale und Klimaanlage beziehen. Auf der Wiese im Camp liefen mehrere Impalas umher. Im neben gelegenen Fluss stolzierten riesige Vögel und als wir die Gegend erkundeten kroch eine Schlange vor uns durch. Im Restaurant des Camps gab es eine riesige Auswahl an sehr feinem Essen und alles kostete weniger als 10 SFr. Jawoll, wir sind definitiv in Südafrika angekommen.

Nach dem Essen nahmen wir unsere Malariatabletten und legten uns um 8:30 schlafen, denn schliesslich hatten wir 10h Zeitverschiebung und in der letzten Nacht im Flugzeug nur einige Stunden die Augen geschlossen.

Dank der Klimaanlage schliefen wir schnell ein, denn draussen gingen die Temperaturen kaum unter 28°C.

05.03.17  (Philip)

 

Da wir uns so früh schlafen legten sind wir bereits um 5:30 aufgewacht und genossen die Morgenstimmung. Wir wanderten ein wenig dem Zaun entlang und beobachteten ein paar Nilpferde beim baden. Nach einem deftigem Frühstück genossen wir ein Bad im Pool und schauten danach Pavianen zu, die sich ins Camp geschlichen hatten. Das heisst, sie sind dank den Bäumen über den Zaun gekommen und spazierten an den Bungalows vorbei. Auch andere affenähnliche Grünmeerkatzen zogen durchs Camp und suchten stinkfrech alles nach Nahrung ab. Wir packten unsere Sachen zusammen und machten uns auf Safari. Schon nach kurzer Zeit konnten wir die ersten Tiere beobachten. Impalas sind am zahlreichsten vorhanden und in grossen Herden anzutreffen. Wir fuhren den ganzen Tag umher und durften Zebras, Giraffen, Gnus, Büffel, Elefanten und verschiedene Antilopenarten besichtigen. Wir hatten am Morgen im Shop des Camps noch eine Broschüre gekauft, in welcher die Karten und alle Tierarten aufgeführt sind. Nun konnten wir immer vergleichen um welches Tier es sich handelt und in der beiliegenden Liste ankreuzen was man bereits gesehen hat. So rätselte man bei den Vögeln immer um welchen es sich handelt. So haben wir nicht lange versucht den gesichteten Vogel dem richtigen Bild, bzw. Namen zuzuordnen. Bei den Säugetieren hingegen war dies einfacher und mit der Zeit entwickelte sich ein Spiel daraus. Nicht schon wieder diese Impala, die haben wir schon....Ah, schau ein Wasserbock, den haben wir noch nicht... usw. Es ist wirklich ein grossartiges Erlebnis in diesem Nationalpark auf eigene Faust herumzufahren und Tiere zu beobachten. Es ist extrem eindrücklich wenn man mit einem kleinem Fahrzeug direkt neben einem Elefanten fährt und dieser plötzlich auf einen zukommt. Es seien scheinbar nur Scheinangriffe die sie auf die Fahrzeuge ausüben, doch wenn plötzlich ein Elefant auf dich zu rennt, dann lässt man es nicht darauf ankommen und fährt lieber ein paar Meter weiter. Auch die riesigen Giraffen sind sehr unterhaltsam. Ihr etwas ahnungsloser Gesichtsausdruck lässt die Tiere in meinen Augen sehr harmlos und lustig erscheinen. Doch wenn man dann direkt daneben steht und ihre Grösse und die kräftigen Beine wahrnimmt, bekommt man doch ordentlichen Respekt vor den schönen Langhälsern. Die Camps innerhalb des Nationalparks sind mit einem Tor und einem Elektrozaun gut abgeriegelt. Schliesslich gibt es mehrere tausend Wildkatzen im Park und auch die Nashörner und die Elefanten können ungemütlich werden wenn sie wollen. So muss man Abends vor 18:00 im Camp sein da nachher das Tor schliesst. Somit sind wir vor 18:00 zum Satara Camp obwohl wir gerne noch länger Tiere gesucht hätten. In der Abendstimmung ist das Licht besonders schön und die Chancen um Raubkatzen zu sehen steigen.

Im Satara Camp haben wir uns kurz überlegt, selber etwas zu grillen da es im Campshop eine gute Auswahl an frischen Produkten gibt und jeder Bungalow wieder mit einer Feuerstelle ausgestattet ist. Doch die Preise sind im Restaurant derart günstig und die Auswahl an feine Gerichten enorm, sodass man nicht lange überlegen muss. Wir kauften im Shop noch eine Kerze und sassen noch eine Weile vor dem Bungalow und tranken ein Glas Südafrikanischen Rotwein.

06.03.16  (Philip)

 

In der Nacht zog ein starkes Gewitter auf und mehrere Blitze schlugen sehr nahe ein. Einmal war die Schallwelle ausreichend, um bei einigen Fahrzeugen den Alarm auszulösen. Der Himmel leuchtete ununterbrochen, eine Zeit lang dachte ich das etwas in Flammen steht, doch es war lediglich das Wetterleuchten, das durchs Fenster flackerte. Im Nachhinein bereue ich es, dass ich nicht aufgestanden bin um das Naturspektakel zu beobachten, doch wenn ich im bequemen Bett liege und höre wie es draussen stürmt und regnet, ja dann bleibe ich meist lieber liegen. Auf jeden Fall war am Morgen alles leicht geflutet und durch die rötliche Erde entstanden riesige braunrote Pfützen. Die frechen Affen störte das aber überhaupt nicht und ich beobachtete sie, wie sie beim benachbarten Bungalow auf den Kühlschrank kletterten und alles versuchten zu öffnen. Die Kühlschränke sind daher mit einem Gitter mit Türschieber verschlossen, da die Affen ihn sonst ausrauben würden. Die Affen sind für die Menschen immer mehr ein Problem, da sie bemerkt haben, dass sie in den Camps und an Picknickplätzen einfacher an Nahrung kommen, als in der Natur. Der Nationalpark versucht dagegenzuhalten; alle Abfalleimer sind "Affensicher" und die Besucher werden immer wieder darauf hingewiesen kein Essen herumliegen zu lassen und die Tiere auf keinen Fall zu füttern. Doch die Affen werden immer frecher und gerade bei Kindern kann es vorkommen, dass sie Nahrung sogar direkt aus der Hand reissen. Wird ein Affe zum Problem, also ein so genannter „Problemaffe“, wird er erschossen. Man sieht daher häufig die hinweise; Affen zu füttern ist deren Todesurteil. Ich fand es jedenfalls sehr unterhaltsam als eine ganze Affenbande den benachbarten Bungalow stürmte und alles was nicht festgemacht war überall verteilte. Ein älterer Herr versuchte sie dann zu vertreiben doch sie waren nach wenigen Sekunden schon wieder zurück.

Wir verliessen unseren Bungalow und genossen wieder ein kalorienreiches Frühstück. Durch den hohen Niederschlag der vergangenen Nacht waren viele Sandstrassen gesperrt und auch die offenen hatten teils "Flussquerungen" die mit unserem kleinen Fahrzeug schon grenzwertig waren. Einige Meter ausserhalb des Camps sahen wir ein Rudel Paviane, ein Schabrakenschakal und sogar eine Hyäne mit einem Jungen. Kurze Zeit darauf lief ein Leopard vor uns auf der Strasse. Wir konnten es kaum glauben. Das mächtige Tier lief seelenruhig vor uns her und interessierte sich kein bisschen für die Fahrzeuge die ihm entgegen kamen. Irgendwann bog er dann ab, schaute uns kurz an und verschwand im hohen Wald. Später beobachteten wir nochmals Elefanten und Giraffen und aus der Ferne sahen wir auch noch zwei Breitmaulnashörner. Es war bereits schon wieder Abend als wir noch ein paar Warzenschweine antrafen und ich musste wieder an Pumba aus dem Disney König der Löwen denken. Apropos Löwe, ein paar hundert Meter weiter hatten einige Fahrzeuge angehalten und ein mächtiger Löwe sonnte sich mitten auf der Strasse. Ca. 4 Autos hatten sich um ihn herum platziert um sich eine möglichst gute Fotoperspektive zu verschaffen, doch dem Löwen war das völlig egal. Er lag dort in mitten der Fahrzeuge und gähnte vor sich hin. Nachdem er vermutlich tausend mal abgelichtet wurde stand er gemütlich auf und stolzierte ins hohe Gras. Wir blieben noch eine Weile stehen in der Hoffnung, dass er nochmals auf die Strasse kommt, doch er hatte scheinbar keine Lust mehr auf ein weiteres Fotoshooting.

Da aufgrund des Unwetters einige Strassen gesperrt waren, mussten wir zu unserem Übernachtungsplatz einen Umweg fahren und kamen aufgrund der Campöffnungszeiten langsam in Zeitdrang. Wir wollten eigentlich möglichst direkt zum Camp fahren doch einige Affen, Zebras und dann noch zwei Nashörner hielten uns noch eine Weile auf. So sind wir dann um 18:10 bei bereits geschlossenem Tor angekommen und dachten schon, dass wir im Fahrzeug übernachten müssen. Doch ein paar Minuten später wurde das Tor dann doch geöffnet und wir durften in unser letztes, wunderschönes Camp, das Berg-en-Dal, eintreten, bzw. fahren. Wir kauften im Shop Brennholz und genossen den Abend vor unserem Steinhaus am Feuer.

07.03.17 (Philip)

 

Um 7:00 aufgestanden widmeten wir uns zuerst dem Frühstück und versuchten dann unsere Weiterreise nach Swaziland zu planen. Bei der Rezeption empfahl uns der nette junge Herr, zum Flughafen zu fahren, da es dort bestimmt eine gute Touristeninformation und sicherlich auch ein Bücherladen habe. So verbrachten wir zuerst nochmal drei Stunden auf Safari im Nationalpark und durften gleich eine Elefantenfamilie beobachten. Ein paar Kilometer weiter fuhren wir zu einem Wasserloch wo wenige Meter vor uns drei riesige Nashörner, die ebenfalls zum Wasserloch wollten, die Strasse überquerten. Ich hielt sofort an und machte mich bereit so schnell wie möglich rückwärts zu fahren denn das zweite Nashorn hatte uns etwas böse angeschaut und unser Kleinwagen wäre definitiv kein sicherer Ort gewesen, wenn ein Nashorn ihn duellieren möchte. Doch die grossen Tiere trampelten weiter Richtung Wasserloch und nahmen dort ihr morgendliches Bad. Wir beobachteten die Dickhäuter eine Weile und fuhren dann zum Ausgang des Krüger-Parks. Auf der Autostrasse Richtung Osten mussten wir gleich wieder feststellen, dass in Südafrika nicht die vielen giftigen Schlangen oder die Raubtiere eine Gefahr bilden, sondern der Strassenverkehr. Ich habe behauptet, dass in Neuseeland zu schnell gefahren wird und die Leute an unübersichtlichen Stellen überholen, doch was wir bislang in Südafrika erlebt haben, stellt alles in den Schatten. Die Geschwindigkeit ist das eine, das andere die Überholmanöver. Zweispurige Strassen werden meistens als dreispurige genutzt und blind darauf vertraut, dass hinter der nächsten Kuppe oder Kurve nichts entgegen kommt. Zwischendurch hat es jeweils auf einer Seite zwei Spuren um die langsameren Fahrzeuge zu überholen. Die Überholspur wird dann jedoch häufig auch vom entgegengesetzten Verkehr genutzt, sodass man auch dann ein hohes Risiko fährt, wenn man einen langsamen Lastwagen überholen will. Hinzu kommt, dass keine Fusswege vorhanden sind und die vielen Leute daher einfach am Strassenrand entlang gehen. Man hat also nicht immer die Möglichkeit nach links auszuweichen, da man sonst einen Fussgänger tötet. Ein weiteres Chaos verursachen die riesigen Schlaglöcher, die so gross sind, dass sie einem die Achse abreissen können und der Verkehr daher gezwungen ist ihnen auszuweichen. Dies meist auch über die Gegenfahrbahn. Das letzte mal als ich in so kurzer Zeit so viele harte Bremsmanöver machen musste war vermutlich auf einer Gokartbahn. So ist das Autofahren weniger gemütlich als sonst und wir waren froh, heil beim Flughafen angekommen zu sein. Ein Bücherladen um einen gescheiten Reiseführer zu kaufen, hatte es jedoch nicht. Das einzige Reisebüro am Flughafen hatte auch nur Informationen zur lokalen Umgebung. Wir entdeckten dann einige Bilder von einem Canyon der nicht all zu weit vom Flughafen entfernt ist und beschlossen vorerst diese Region zu besuchen und erst ein oder zwei Tage später nach Swaziland zu fahren. In der Abendsonne fuhren wir dem Canyon entlang und durften die wunderschöne Landschaft geniessen, da kaum noch Verkehr auf der Strasse war. In einem Ressort angekommen durften wir wieder ein luxuriöses Steinhaus beziehen. Es war für Südafrikanische Verhältnisse eine etwas kostspieligere Unterkunft doch wir hatten keine Lust lange zu suchen und umgerechnet 80 SFr für ein kleines Häuschen mit Badewanne, Küche usw, ist dank unserer starken Währung halt immer noch günstig. Wir spazierten zum Restaurant und genossen schon wieder ein unglaubliches Abendessen. Ich bin völlig erstaunt wie hoch der Standard der Restaurants ist, in denen wir bislang gegessen haben. Man wird hier regelrecht gemästet.

08.03.17 (Philip)

 

Bevor wir das Ressort verliessen, machten wir noch eine kurze Wanderung durch den Regenwald zu einem kleinen Wasserfall. Dabei hat Ilona jeden Stein begutachtet um sicherzustellen das keine Schlange dahinter sitzt. Die Schilder, welche klarstellen, dass das Ressort keinerlei Haftung übernimmt, wenn Personen beim wandern verschwinden oder sterben, waren vielleicht nicht sehr ermutigend. Klar ist die Chance von einer giftigen Schlange gebissen zu werden sehr klein. Doch da wir dank unserem Krüger Prospekt gelernt haben, wie viele giftige Schlangenarten in der Region vorhanden sind, spielt man gerade bei Wanderungen durch hohes Gras schon ab und zu mit dem Gedanken, einer Schlange zu begegnen. Bis auf eine Horde Paviane, haben wir jedoch keine Tiere gesichtet. So machten wir uns auf den Weg und sind dem Blyde River Canyon entlang gefahren. Auf dieser Route hat es zahlreiche Aussichtspunkte und Wasserfälle die man begutachten kann und so fährt man max. 10Min, bis man wieder bei einer Attraktion ist. Dort hat es jeweils auch immer ganz viele Kuriositätenverkäufer, die einem versuchen zahlreiche Schnitzereien und ähnliches anzudrehen. Natürlich muss man wieder bei allem verhandeln, da man sonst ordentlich übers Ohr gehauen wird. Wir liessen uns beide sehr schnell für die herzigen kleinen Tiere begeistern. Ich hab eine Schwäche für handgefertigte Schnitzereien und Ilona hat sowieso an fast jedem Staubfänger Freude. So entschlossen wir uns einen kleinen Zoo mit ein paar typisch Afrikanischen Tieren zusammenzustellen und suchten nach einem Elefanten, einem Nashorn, einer Giraffe und einem Löwen. Nach längerer Verhandlungszeit mit verschiedenen Verkäufern konnten wir schliesslich all diese Tiere für 360Rand, also ca. 27 SFr. ergattern. Nachdem wir nochmals ein paar Wasserfälle besichtigten, haben wir in Sabie ein kleines Hotel aufgesucht und den Abend hauptsächlich an der Bar verbracht. Anthony, der Barkeeper ist ein sehr lustiger Südafrikaner mit Zyprischen Wurzeln. Wir unterhielten uns den ganzen Abend mit ihm, Ben und Jason, die ebenfalls heimisch sind. Es war sehr lustig und wir kauten diverse Themen durch. Dabei muss ich jetzt noch eine offene Frage stellen. Hat jemand mal die Eröffnungszeremonie vom Cern gesehen? Kann mir jemand erklären was das soll? Antony hat uns den Youtube Zusammenschnitt gezeigt und uns Schweizer gefragt, was wir damit meinen. Ich konnte leider nicht mit einer Erläuterung dienen...

Es wurde dann ziemlich spät, bis wir dann doch noch die Treppe zu unserem Hotelzimmer gefunden haben.

09.03.17 (Philip)

 

Etwas geschwächt von der letzten Nacht sind wir etwa um 8:00Uhr aufgestanden und haben das Frühstücksbuffet überfallen. Anschliessend haben wir uns auf den Weg Richtung Swaziland gemacht. Wir wählten die R40-Route, da diese durch eine sehr schöne Landschaft führt und weniger befahren ist. Unterwegs unterhielten wir uns noch mit einem alten Engländer der vor etwa 40 Jahren nach Swaziland ausgewandert ist. Er erzählte uns ein wenig über das Königreich Swaziland, die netten Menschen dort und die Probleme mit denen die Einheimischen zu kämpfen haben. Im Gegensatz zum umliegenden Südafrika, hat Swaziland nichts von dem ganzen Apartheidsscheiss abbekommen, was mir bislang nicht bewusst war.

Wir überquerten etwa eine halbe Stunde später die Grenze und die meisten Leuten an denen wir vorbeifuhren winkten uns zu, vor allem die Kinder. Es ist schwierig so etwas in so kurzer Zeit zu beurteilen, aber auch am Abend im Restaurant wirkten die Indigenen auf mich aufgeschlossener als in Südafrika, vielleicht ja weil die Geschichte die Beziehung zwischen Weissen und Schwarzen weniger strapaziert hat, vielleicht ist es aber auch einfach nur Zufall. Wir nahmen uns ein Zimmer in einem Backpacker für umgerechnet 37 SFr. und verbrachten einen ruhigen Abend. 

10.03.17 (Philip)

 

Da es am Morgen immer noch geregnet hat, haben wir uns entschlossen den Tag zu nutzen um etwas südlicher Richtung St. Lucia zu fahren. So hatten wir nach etwa zwei Stunden fahrt den Grenzübergang zu Südafrika erreicht. Die Ausreise hat etwas länger gedauert als die Einreise, da gerade ein Touristenbus vor uns angekommen ist und wir noch den Stempel fürs Fahrzeug beim ersten Anlauf vergessen hatten. Sie liessen uns dann aber doch noch einreisen und so kamen wir am späten Nachmittag im St. Lucia an. Unterwegs haben wir noch einen halt gemacht um einen Kaffee zu trinken und Schokolade zu kaufen. Der Ort war ziemlich verwahrlost und wir fühlten uns, ganz ehrlich gesagt, auch nicht sehr Wohl in der Umgebung. Nicht dass wir irgendwelche schlechte Erfahrungen gemacht hätten, doch so wie man beäugt wurde, hätte ich dort lieber nicht spät nachts unterwegs sein wollen. Es schadet sicherlich nicht, zu erfahren wie es sich anfühlt, wenn man unter vielen Leuten wegen seiner Hautfarbe stark auffällt. Wir waren schon mehrmals an Orten wo man aufgrund seines Aussehens stark aufgefallen ist, Kambodscha, Bolivien, Peru, doch irgendwie war dies nicht vergleichbar, warum genau kann ich ehrlich gesagt nicht beantworten. Aber ist auch Egal. St. Lucia ist eine ziemlich touristische Gegend, wo viele Hotels ansässig sind und diverse Sicherheitsleute herumlaufen. Der Ort ist bekannt dafür, dass Abends manchmal Nilpferde der Strasse entlang schlendern und bietet nahegelegen mehrere Touristenattraktionen. Wir fanden eine Unterkunft im Flamingo Hostel und gingen abends im Dörfchen in eine Pizzeria. Leider hatten wir jedoch nicht das Glück, dass wir einem Nilpferd begegnet sind.

11.03.17 (Philip)

 

Da wir noch nicht genug von unserem Safari-Erlebnis im Krüger Nationalpark bekommen haben, sind wir an diesem Tag in den Hluluve-Park, wo man ebenfalls Chancen hat, die Big Five zu sichten. Dazu fuhren wir zuerst eine Stunde zum Gate und verbrachten dann wieder den ganzen Tag damit, unser kleines Auto durch sehr schlechte Strassen zu plagen. Wir durften wieder Giraffen, Warzenschweine, Elefanten, Nashörner, Gnus und natürlich hunderte Antilopen bestaunen. Am Abend fuhren wir zurück nach St. Lucia da uns unsere Unterkunft (Zweieinhalbzimmerwohnung für 38SFr. Pro Nacht) sehr gut gefallen hat. Auch genossen wir es am Abend zu Fuss auszugehen ohne Bedenken bezüglich der Sicherheit zu haben.     

12.03.17 (Philip)

 

Nachdem wir, also vor allem ich, wieder einmal etwas länger geschlafen haben, machten wir uns auf die Suche nach Frühstück. Da es Sonntag war, hatten beinahe alle Restaurants geschlossen. Lediglich ein kleiner Fischerladen bot uns ein unglaublich fettiges Frühstück. Nein wirklich das Sandwich hatte vor Fett getrieft und hätte man es an der Wand gerieben, hätte man danach durch die Wand durchsehen können. (Wer die Simpsons Folge kennt, weiss was ich meine.) Mit vollem Magen sind wir dann Richtung Cape Vidal gefahren wo wir wieder einmal einen Tag am Strand mit baden und schnorcheln verbringen wollten. Es hatte jedoch derart grosse Wellen und extrem starken Wind, sodass man nicht schnorcheln konnte. Auch der Badespass hielt sich durch die starken Strömungen in Grenzen. Wir suchten uns ein windgeschütztes Plätzchen und beobachteten die Affen, wie sie sich ständig ans Picknick unserer Nachbarn anschlichen. Immer wieder schafften sie es etwas vom Tisch zu klauen und flüchteten dann sofort wieder in die Bäume. Die Menschen versuchten mit Lärm und Ästen die Affen abzuwehren und zu verscheuchen, doch eigentlich hatten sie keine Chance. Ich war froh, dass wir keine Fressalien dabei hatten und amüsierte mich über die frechen Biester. Auf der Rückfahrt bekamen wir wiedermal eine Antilopenherde zu Gesicht, die gemütlich neben der Strasse graste. Den Schlafplatz für die Nacht suchten wir eine Stunde nördlich bei der Richmond Bay. Beim Guesthouse das wir anpeilten war leider niemand erreichbar und so fuhren wir durch das sehr reiche Quartier und fragten bei anderen B&Bs die Preise ab. Es war wirklich eine schräge Gegend, eine Villa an der anderen. Umzäunt von Mauern mit Stacheldraht und jedes Haus hatte Kameras und Schilder die auf die modernsten Alarmanlagen hinwiesen. Dementsprechend waren auch die Preise und so fuhren wir etwas ausserhalb zu einem kleinen 3-Stern Hotel, wo wir nach dem Nachtessen in der Bar wiedermal von unseren Jasskarten Gebrauch machten. Wir spielten jedoch nicht lange, da uns nach der zweiten Runde ein sturzbetrunkener Südafrikaner, zu quatschte. Er erzählte so einiges, unter anderem über Jägermeister und dass dieses Getränk eigentlich Jägermeisfer heisse. Auch interessierte er sich für unser Kartenspiel worauf ich ihm erklärt habe, dass es sehr kompliziert sei und man lange Zeit brauche um es zu lernen. Sorry, aber einem sturzbetrunkenen die Jassregeln beibringen war mir schliesslich einfach zu anstrengend. So versuchten wir so gut als möglich sein Gelalle zu entziffern und waren dann nicht allzu traurig als die Bar früh schliessen wollte.

13.03.17 (Philip)

 

Um 9:00 Morgens machten wir uns auf den Weg nach Durban. Da wir noch kein Frühstück hatten steuerten wir dort zuerst die Restaurantkette Mugg & Bean an. Diese Kette ist hauptsächlich in Südafrika sehr verbreitet, hat aber im gesamten Kontinent Filialen. Es ist eine Art Kaffeehaus das aber auch diverse Sandwiches, Wraps, Burger und vielen anderen, einfach zubereitbaren Food bietet. Die Gerichte sind sehr lecker, nicht sehr gesund, aber sehr lecker. Mugg & Bean unterscheidet sich von Fastfoodketten wie MC Donalds und Co dadurch, dass die Speisen wirklich so aussehen wie auf der Karte. Auch ist die Auswahl deutlich grösser und abwechslungsreicher und man bekommt wirklich guten Kaffee. Man muss auch nicht an einer Theke bestellen und bekommt das Essen auf richtigen Tellern serviert. Wir waren bislang etwa vier mal im Mugg and Bean, zwei mal davon im Krüger wo wir keine andere Wahl hatten und ich bin immer noch total begeistert von den vielen feinen Gerichten die die Karte bietet. Es verwundert mich, dass es diese Restaurantkette noch nicht über den Kontinent hinaus geschafft hat, denn ich bin mir sicher, dass diese bei uns einen unglaublichen Umsatz generieren würde. Aber vielleicht ist es ja auch gut so, schliesslich mangelt es uns ja nicht an ungesunden Möglichkeiten sich zu ernähren.

Nachdem wir uns also im Mugg & Bean vollgefressen hatten, sind wir in Durban ein wenig dem Strand entlang spaziert und machten uns anschliessend auf die Suche nach einem Hotel. Die Stadt machte nicht den sichersten Eindruck und die Hotelpreise waren verhältnismässig teuer. Da wir keine speziellen Besichtigungen in Durban geplant haben, beschlossen wir uns nochmals einige Kilometer südlich zu fahren und die, in meinen Augen sehr hässliche Grossstadt, wieder zu verlassen. Bei einem Campingplatz beim Illovo Beach konnten wir zu einem fairen Preis eine Cabin mieten. Die Gegend hatte zwar auch nicht viel zu bieten, aber wir hatten vor unserer Cabin einen grossen Sitzplatz und konnten so den ganzen Abend draussen verbringen, Musik hören und mit einer Flasche Rotwein über die Formulierungen im Reiseblog und die dadurch möglichen Missverständnisse diskutieren.

14.03.17 (Philip)

 

Für einmal war es umgekehrt und ich verspürte keine Nachwehen, während Ilona über Kopfschmerzen klagte. Das Wetter war nicht wirklich schön und wir entschieden uns wiedermal weiter südlich zu ziehen um einen Streckenabschnitt Richtung Garden Route zu fahren. Südafrika ist ein riesiges Land und hat extrem viel mehr zu bieten, als wir in der kurzen Zeit erleben können. Für uns war daher klar, dass wir nach der Besichtigung des Krüger Nationalparks und des Blyde Canyons relativ zügig Richtung Garden Route weiterfahren und im dazwischenliegenden Landesteil weniger Zeit verbringen werden. Man könnte die Distanz zwischen Durban und Port Elisabeth auch mit einem Inlandflug überbrücken. Wir entschlossen uns jedoch die Strecke zu fahren, da wir keine Lust auf den Ablauf (Packen, Mietauto abgeben, Flughafenzeit, Flug, Flughafenzeit, Mietauto abholen) hatten und es für uns interessant ist, durch die Landschaft und die vielen kleinen Dörfer zu fahren.

So verbrachten wir den Grossteil des Tages im Auto und machten nur hier und da mal einen Stopp um etwas zu essen oder die Landschaft zu bewundern (rauchen). Am Nachmittag wurden wir dann von einem Gewitter erwischt und die Strassen verwandelten sich in Flüsse. Es war ziemlich spannend wie alles plötzlich im Chaos versank. So kamen wir dann auch nicht mehr wirklich vorwärts und es war bereits 18:00Uhr als wir in Mthatha, dem Geburtsort von Nelson Mandela, ankamen. Die ersten zwei angefragten Hotels waren ausgebucht und so suchten wir die Guesthouses ab. Das Zweite öffnete uns dann auch das Tor und wir durften eine kleines Zimmer für 500 Rand beziehen. Mit Kuhfell an der Wand. (Wichtiger Einschub von Ilona)          

15.03.17 (Philip)

 

Früh aufgestanden beschlossen wir an diesem Tag nochmals eine grössere Strecke zu überwinden um dann an der Garden Route mehr Zeit zu haben. So war unser Ziel das 500km entfernte Port Elisabeth. Da man auf den meisten Strassen 100-120 km/h fahren kann, darf, bzw. muss da man sonst gefährlichen Überholmanövern ausgesetzt ist, wäre diese Distanz gut in 5h überwindbar. Es gab jedoch einige Baustellen unterwegs bei denen man schnell mal 20min wartet bis man wieder weiterfahren kann. So brauchten wir ca. 7h, inkl. Mittagspause, bis wir in Port Elisabeth uns auf die Suche nach einer Unterkunft machten. Ja man könnte die Unterkunft ja auch im Voraus buchen, aber erstens hat man im nordöstlichen Bereichs Südafrika selten brauchbares Internet und zweitens bevorzugen wir es zuerst mal die Gegend zu sichten und dann den Schlafplatz zu wählen. So kann man einfacher entscheiden wie zentral, strandnah oder einfach gemütlich es dort ist. Wir suchten eine schöne Gegend und klingelten bei einigen B&Bs bis wir dann bei Wilmas Guesthouse gelandet sind. Wiedermal eine königliche Unterkunft, mit Badewanne, riesiger Garten, Pool und die Ganze Inneneinrichtung vermutlich von einem Innenarchitekten ausgewählt. Das klingt jetzt etwas extravagant, ist es auch, aber man hat gar keine andere Wahl. Denn oft sind die B&Bs günstiger als die Hotels und Backpackers gibt es nicht überall. Was die Touristenunterkünfte in Südafrika betrifft ist der Standard sehr hoch und die Preise im Bereich von 35 - 80 SFr. Pro Zimmer. Auch gönnen wir uns vielleicht den, im Vergleich zur Schweiz, günstigen Luxus, da wir leider merken, dass es dem Ende zugeht. Aber noch nicht jetzt!!!

Wir haben uns bei der Hausdame über ein Restaurant erkundet und sie empfahl uns der Strasse entlang zum nächsten Hotel zu gehen, da dieses Restaurant sehr gut sei. Dort angekommen meinte die Empfangsdame, dass sie in einer halben Stunde einen Tisch frei haben, wir sollen doch solange an der Bar warten. Id Schuä blose chasch mer, dachte ich, ich warte doch nicht an der Bar bis ich einen Tisch bekomme, dafür gibt es viel zu viele Restaurants in dieser Gegend. Doch bevor ich dies realisierte, sassen wir bereits bei der Bar auf einem Sofa und hatten ein Bier in der Hand. Es war wirklich ein sehr edles Restaurant, so eins wie ich mir in der Schweiz vermutlich nur sehr selten leisten würde, da ich es zu übertrieben fände. Doch dank unserer starken Währung konnten wir ein ausgezeichnetes Chateau briand für umgerechnet 16 SFr. Pro Person geniessen. Dazu ausgezeichneter Südafrikanischer Pinotage und natürlich Espresso und Grappa zum Abschluss. Ja wir liessen es uns so richtig gut gehen, schliesslich ist nicht jeder Tag....schliesslich ist nicht jeder Tag.... Ach, man braucht eigentlich keine Ausrede um es sich gut gehen zu lassen. Wir haben verdammt nochmal das Glück im richtigen Land geboren zu sein. Es ist lediglich Glück, nichts anderes und das wird einem, gerade in diesem Land sehr bewusst. Denn Südafrika ist ein Land in dem einem der Kontrast zwischen arm und reich extrem bewusst gemacht wird. Man fährt durch übelste Slums und kommt 1km weiter in einem Viertel an, bei dem die Goldküste am Zürisee erblassen würde vor Neid. Ein Dorf indem keiner weniger als zwei Gärtner, drei Haushälterinnen und natürlich einen Poolverantwortlichen hat. Und es hat absolut nichts damit zu tun wie hart man arbeitet. Es ist lediglich das Glück in welche Verhältnisse man hineingeboren wird. Viele Schweizer haben immer wieder das Gefühl, dass sie im weltweiten Vergleich besonders hart arbeiten. Dazu muss ich nur sagen; Bullshit. So viele Leute arbeiten viel viel härter und haben am Ende des Tages viel viel weniger. Es gibt keine Rechtfertigung für unseren Wohlstand, es ist lediglich Glück. Ein Glück das wir eigentlich viel mehr schätzen sollten und das uns eigentlich dazu bewegen sollte, etwas sozialer und verständnisvoller zu denken... Aber wie man es durch die Verwendung des zweiten Konjunktiv hören kann, wir sollten. Wie ich bereits erwähnt habe, lassen wir es uns hier sehr gut gehen. Wir könnten unserem Aufenthalt in diesem Land auch mehr soziales Engagement verleihen, Freiwilligenarbeit leisten, Hilfsprojekte unterstützen usw. Ich sollte daher nicht Wasser predigen und Wein trinken. Apropos Wein, ich bin sicherlich kein Weinkenner, aber dieser Bellingham Pino Passo Pinotage fand ich ausgezeichnet.            

16.03.17 (Philip)

 

Auch das zweite B des B&B war ausgezeichnet. Ich hatte noch nie so eine feine Eieromelette gegessen. Überfressen hatten wir den Vormittag damit verbracht den Garten und den Pool zu geniessen und uns ein wenig ums Tagebuch zu kümmern. Am späteren Nachmittag sind wir dann noch in Porth Elisabeth dem Strand entlang spaziert und haben wiedermal die vielen Holzschnitzereien bewundert die es an den Märkten gibt. Diese Kunstvoll geschnitzten Tierfiguren haben es mir angetan. Meist wird Ebony oder Ironwood (z.B. Bongossi) verwendet, die helleren Sachen sind häufig Teak, alles Hölzer die eine enorme Härte und Festigkeit aufweisen und dadurch natürlich sehr schwierig zu bearbeiten sind. Das etwas weichere Olivenholz wird häufig für praktische Sachen, wie Schüssel verwendet, da es eine deutlich geringere Dichte hat. Es lässt sich natürlich auch viel einfacher bearbeiten was man wiederum beim Preis merkt. Die Verkäufer haben unterschiedliche Verkaufsmaschen, die einen halten sich zurück und geben einen Preis an bei dem man nur noch innerhalb von 30% verhandeln kann, andere fressen einen fast auf wenn man nur schon vorbeiläuft. Man ist dann natürlich immer sofort der beste Freund und bekommt einen Spezialpreis der schon bereits bei 50% des ausgeschriebenen Preises liegt. Man kann dann aber nochmals etwa 50 % verhandeln, sodass man schlussendlich bei einem viertel des ausgeschilderten Preises liegt und der Verkäufer sich im Nachhinein vermutlich doch in Fäustchen lacht, da er einem genug abgenommen hat. Am unangenehmsten finde ich jedoch diejenigen, die einem versuchen Schuldgefühle aufzuschwatzen um etwas zu verkaufen. Ich hatte bei einer jüngeren Frau mal ein kleines, sehr sauber gefertigtes Nilpferd bewundert und mit ihr bereits begonnen über den Preis zu verhandeln. Ich erklärte ihr, dass ich zuerst den Markt besichtigen wolle, bevor ich mich für etwas entscheide, worauf sie dann ziemlich beleidigt tat. Als ich dann auf dem Rückweg wieder an diesem Stand vorbeiging meinte sie, dass ich es jetzt kaufen müsse, weil ich es ihr versprochen habe. Ich sagte ihr, dass ich gar nichts versprochen habe worauf sie wieder sehr beleidigt und eingeschnappt wirkte. Sie brauche das Geld unbedingt und ich solle sie doch unterstützen und und und. Klar hätte sie das Geld gebrauchen können, aber das hätten die anderen 10 Verkäufer vermutlich genauso. Ich habe den Fehler gemacht, dass ich nicht einfach weiter gegangen bin, da ich das irgendwie unfreundlich finde. Ich hätte das Nilpferd vermutlich sogar gekauft, wenn sie mich nicht als Lügner hingestellt hätte, aber ich finde diese Masche einfach schwach, was mich dazu bewogen hatte, es nicht zu kaufen und weiterzugehen. Man kann jetzt sagen das ist falscher Stolz, vielleicht ist es das auch, aber damit kann ich leben und sie vermutlich auch.

Es gab an diesem Markt lediglich zwei Verkäufer die einem sagten, dass man sich zeit nehmen solle um die Ware zu besichtigen und jederzeit bereit seien, Fragen zu beantworten. Bei allen anderen wurde einem das Zeug immer in die Hand gedrückt und sie wollten sofort über den Preis verhandeln. Schliesslich hatten wir bei den Beiden zurückhaltenderen etwas schönes gekauft. Ob es an der Verkaufsstrategie liegt, oder daran, dass sie einfach die schönsten Sachen hatten, weiss ich nicht genau. Vermutlich beeinflusst das Zweite das Erste.

 

Ich hatte mich auf jeden Fall beim Künstler George Kambudzi in ein Schachbrett verguckt, dessen Figuren holzgeschnitzte afrikanische Tiere sind. Die helle Farbe ist Teak und das dunklere Ebony. Der König ist natürlich der Löwe, die Dame der Leopard, der Springer das Nashorn (wieso auch immer), der Läufer der Elefant (ja, wirklich), die Türme sind Büffel und die Bauern Nilpferde. Die Figuren sind alle mit viel Sorgfalt handgeschnitzt und auch das Brett ist mit den verschiedenen Hölzern gestaltet und rundum sehr schön verziert. Ich Sprach mit dem Verkäufer über die Wahl der Tiere und dass für mich eher der Elefant ein Turm sei und eine Antilope oder ein Zebra vielleicht ein besserer Springer wäre als ein Nashorn. Doch vermutlich war es dem Künstler wichtiger die Big Five in den Figuren unterzubringen, als die Agilität der Tiere sinnvoll ins Spiel einzubinden. Er meinte auch, dass ich das für mich ja selber bestimmen und den Elefant mit dem Wasserbüffel tauschen könne, wobei er natürlich recht behielt. Aber ist ja eigentlich auch nicht so wichtig. Ich habe ihn nach dem Preis gefragt und dass ich es sehr schön fände, aber er sich keine Hoffnung zu machen brauche, da ich viel zu wenig Schach spiele, um mir so ein Schmuckstück zuzulegen. Er gab mir als Verhandlungsbasis 2000Rand an, was umgerechnet 154SFr. sind und ich war erstaunt, dass es nicht teurer war. Darauf meinte er, dass ich den ganzen Markt besichtigen soll um sein Brett mit den anderen zu vergleichen. Ich werde bestimmt günstigere finden, doch keins das so schön sei wie seines. Ich schmunzelte und verabschiedete mich von ihm, musste aber eine Stunde später feststellen, dass er völlig Recht hatte. Doch ich liess mich nicht von dem Kunstwerk einwickeln und sagte ihm auf dem Rückweg, dass er recht habe und das schönste Brett des ganzen Marktes verkaufe. Ich erklärte ihm, dass es mir wirklich sehr gefalle, aber ich eigentlich keine Verwendung dafür habe und es nur als Ausstellobjekt zu verwenden, sei doch viel zu Schade, da die Tiere dann nicht in Bewegung bleiben. Besonders das Nashorn müsse doch fit bleiben, um seine Rolle als Springer erfüllen zu können. Er lachte und versuchte erstaunlicherweise nicht, mich zu überzeugen. Er wünschte uns einen schönen Tag und sagte noch, dass wir ja wissen wo wir ihn finden, falls wir es uns anders überlegen. Wir gingen auf dem Rückweg in einem Restaurant am Strand etwas essen und machten uns dann bei Sonnenuntergang auf den Rückweg zum B&B. Wir nutzten das langsame Internet um den Neuseeland Blog hochzuladen und legten uns etwa um 23:00 schlafen. Ich hatte jedoch mühe einzuschlafen, da ich lange am Kauf dieses Schachbretts herum studierte. Eigentlich spiele ich sehr gerne Schach, habe es jedoch lang nicht mehr gemacht und kann es daher nicht wirklich gut. Aber warum nicht wieder damit anfangen? Sollte ich das Brett doch kaufen? Ah verdammt ich war mir unsicher. Was ich mir jetzt beim schreiben hingegen aber sicher bin, ist, dass es sehr schön ist, wenn einem lediglich solch Kleinigkeiten wachhalten...

17.03.17 (Philip)

 

Vermutlich das erste was ich an diesem Morgen zu Ilona sagte, war: “Wir müssen nochmals zum Markt um das Schachbrett zu kaufen“. So packten wir nach dem Frühstück unsere Sachen zusammen und verliessen Port Elisabeth um weiter Richtung Westen zu reisen. Unterwegs hielten wir beim Markt an und ich verglich zuerst nochmal die verschiedenen Bretter. Schliesslich kehrten wir zu Gorges Stand zurück und ich Bot im ein utopisch tiefen Preis an um seine Reaktion abzuwarten. Seine Verhandlungsbasis am Vortag lag bei 2000Rand, ich ging jedoch zuerst mal mit einem Gegenangebot von 1100 ins Rennen. Er schüttelte den Kopf und sagte mir dass er auf diese Angebot nicht eingehen werde und mir keinen besseren Preis als 1700 machen könne. So verhandelten wir einige Zeit weiter bis wir uns irgendwann bei 1500Rand, also 115SFr. trafen. Er polierte zuerst alle Figuren und packte es sorgfältig mit Zeitung ein. Er gab mir noch seine Karte und meinte, dass er auch grössere Ladungen auf Europa verschiffen könne wenn ich Interesse daran habe. Wer weiss, vielleicht eröffne ich zuhause einen Shop mit seiner Kunst. Ich nahm den Rat natürlich gerne an und so machten wir uns auf den Weg nach St. Francis Bay. Nach zwei Stunden Fahrt sind wir zuerst durch einige Townships gefahren und kurz darauf in St. Francisbay angekommen. Die Häuser in St. Francis Bay sind alle weiss. Und zwar so richtig leuchtend weiss, als würde es Javelasser regnen. Die Architektur der Häuser ist sehr schön und es gibt zwei Typen davon. Entweder Strohdächer oder Ziegeldächer. Die meisten Häuser besitzen einen Swimmingpool und manche auch einen Tennisplatz. Allgemein wirkt das Dorf sehr, sehr wohlhabend und man kann sich ja vorstellen welche Bevölkerungsgruppe diese Häuser bewohnt.

Es ist traurig diese beiden Welten so nahe und doch so getrennt voneinander zu sehen und zeigt einem wiedermal auf, dass die Apartheid noch in naher Vergangenheit liegt.

Wir fanden sehr schnell eine Unterkunft in einem B&B. Die Zimmer sowie auch die Gartenbeiz war gemütlich eingerichtet, überall hingen alte Fischerutensilien und anderer Ramsch herum. Am Nachmittag erkundeten wir noch das Städtchen wobei wir einen kleinen Biergarten unter einem grossen Baum fanden. Trotz der Tatsache, dass es Freitag war, hatte es keine anderen Gäste. Zwei Kinder aus dem nahegelegenen Township kamen vorbei und sammelten Spenden für ihre Schule. Das Spendenblatt sah aus, als hätte es ein Kuh ein paar Tage lang gekaut und ich fragte den Jungen was damit passiert sei. Er konnte nicht wirklich nachvollziehen was ich meinte, stopfte den Zettel nachdem ich unterschrieben habe wieder in die Tasche und wünschte uns einen schönen Tag. Ja die Kinder haben hier andere Sorgen als die Eselsohren ihrer Hausaufgaben. Als die Sonne unterging kehrten wir zurück zum B&B wo wir den restlichen Abend im gemütlichen Garten verbrachten.

18.03.17 (Philip)

 

Nachdem wir gefrühstückt und ausgecheckt hatten, spielten wir in einer kleinen Bucht Tag Tag und machten uns danach auf den Weg Richtung Plettenberg Bay.

Unterwegs haben wir noch einen kurzen halt gemacht, um eine Schlucht des Stormsriver zu besichtigen und sind ein paar Kilometer weiter nochmals für eine kurze Wanderung angehalten. Der Weg führte an den bekannten Big Trees vorbei, die mitten im Wald stolz in die Höhe ragen. Wie bereits in Neuseeland war jedoch nicht die Höhe der Bäume das beeindruckende sondern der Stammdurchmesser. Im Vergleich zu den uralten Bäumen in Neuseeland waren diese jedoch nicht ganz so mächtig und so war ich etwas enttäuscht bei deren Anblick. Das klingt jetzt vielleicht etwas stupid, doch aus irgend einem Grund hatte ich erwartet, dass die Südafrikanischen Big Trees nochmals einiges Grösser sind als die Neuseeländischen, keine Ahnung wieso. In Plettenberg angekommen gingen wir in ein Backpacker und durften dort das Familienzimmer beziehen da bereits alle Doppelzimmer ausgebucht waren. Das Backpacker hatte einen sehr schönen Garten und einen Barbereich und so genossen wir zuerst ein wenig diese Umgebung bevor wir uns auf ins Städtchen machten. Plettenberg ist ebenfalls ein wohlhabendes Städtchen und für Südafrikanische Verhältnisse sehr touristisch. Nachdem wir an einem Ort, der sich the Market nennt, die Qual der Wahl hatten ob wir Italienisch, Französich, Thailändisch, Griechisch oder Mexikanisch Essen sollen, bestellte Ilona Spaghetti Bolognese und ich eine Pizza quatro Stagioni. Ja es war wirklich wie ein kleiner Markt mit verschiedenen Essensständen und in der Mitte ganz viele Tische ohne Zugehörigkeit. Wir genossen das gute Essen und die gemütliche Stimmung bei angenehmen 20°C. Darauf gingen wir etwas weiter in eine Sportbar um wiedermal eine Runde Billiard zu spielen, doch der Tisch war so gut besucht, dass man den jeweiligen Sieger herausfordern musste um spielen zu können. So platzierte ich ein 5 Rand Stück und durfte kurze Zeit darauf gegen einen ältere Südafrikaner antreten, der mir eigentlich deutlich überlegen war. Ich hatte das Glück auf meiner Seite und so bezwang ich ihn knapp. Danach konnte ich den Tisch eine ganze weile halten und wir kamen mit einem Namibier und einem Südafrikaner ins Gespräch, was schlussendlich in einem langen sehr lustigen Abend ausartete. Wir erfuhren einiges über die 11 Nationalsprachen und über die sehr lustig klingende Aussprache einer bestimmten Südafrikanischen Sprache. Ich bin mir nicht sicher ob es isiZulu oder isiXhosa ist aber im Vergleich zu diesen zungenbrecherischen Lauten ist unser hartes „ch“ beim Chuchichästli ein Witz.  

19.03.17 (Philip)

 

Nachdem wir ausgeschlafen hatten, gingen wir zu Fuss ins Städtchen um ein ordentliches Katerfrühstück zu geniessen. Natürlich Spaghetti Bolognese, was gibt es besseres um Energie zu tanken. Darauf sind wir wiedermal durch die Marktstände gebummelt und ich liess mein Iphone reparieren, das in Bolivein den Geist aufgegeben hat. Ein neues Display eine Schutzfolie und gleich noch ein neuer Akku kosteten mich knapp 80SFr. In Hawaii hätte mich ein neuer Display bereits 200USD gekostet und ob es Originalersatzteile von Apple sind oder nicht, ist mir eigentlich ziemlich Egal. Schliesslich gibt es vermutlich kaum ein Smartphonetyp bei dem das Display mehr ersetzt worden ist als das Iphone 5C. Aber zurück nach Plettenberg. Den Nachmittag verbrachten wir wiedermal am Strand mit Herumliegen, Tag Tag spielen und ich ging im kalten Wasser noch kurz baden. Mit „ Tag Tag“ ist der Sport gemeint, bei welchen man mit zwei Pressholzplatten mit Handgriff einen Kunststoffball hin und her spielt. Vermutlich wäre die richtige Bezeichnung Beach Ball oder so, aber wir hatten den Namen vermutlich mal vom Klang den es macht abgeleitet. Tag Tag. Also natürlich sollte mehr als zweimal ein „Tag“ erklingen, aber beim Ping Pong hat man sich schliesslich auch auf die zwei Wörter festgelegt... Am späteren Abend gingen wir dann noch in ein Restaurant und Ilona bestellte einen Burger und war anschliessend neidisch auf mein extrem feines Stroganoff.

20.03.17 (Philip)

 

Wir verliessen das Backpackers in der Früh und suchten im Städtchen eine Bäckerei auf um wiedermal richtiges Brot zu Essen. Bevor wir aus dem Auto ausstiegen, fiel Ilona auf, dass unsere Digitalkamera nicht mehr im Handschuhfach war. Wir versuchten uns also daran zu erinnern wo wir sie das Letzte mal gebraucht hatten und waren uns einig, dass dies zwei Tage zuvor bei der Besichtigung des Stormsriver gewesen sein musste. Wir haben uns ordentlich darüber aufgeregt, dass uns die Kamera abhanden gekommen ist und konnten uns nicht erklären wie es passiert sein sollte. Trotz der geringen Chance, dass die Kamera irgendwo abgegeben worden ist, fuhren wir die 70km zurück zu dieser Bucht. Wir suchten alles ab und fragten bei der Tankstelle, den Restaurants und der Touristeninformation ob etwas gefunden worden sei, doch ohne Erfolg. Die Frau bei der Touristeninformation wies darauf hin, dass der gesamte Komplex videoüberwacht ist und so erkundigten wir uns beim Manager, ob wir die Aufzeichnungen ansehen können. So versuchten wir herauszufinden, an welchem Ort wir sie liegengelassen haben. Der Herr war sehr freundlich und wir fanden nach einer halben Stunde heraus, dass wir die Kamera noch in der Hand hatten, als wir zurück ins Auto gestiegen sind. So fuhren wir alle Plätze ab, an denen wir an diesem Samstag waren und gingen auch nochmals zurück ins Backpacker um das Zimmer zu durchsuchen. Doch die Kamera war verschwunden. Die einzige Möglichkeit die wir uns ausmalen können ist, dass sie entweder aus dem Zimmer gestohlen wurde, oder aus dem Auto, das aber im Innenhof des Backpackers stand, zudem man nur mit einem Code zutritt hat. Wir sind uns ziemlich sicher dass das Auto immer abgeschlossen war, aber wer weiss, vielleicht hab ich auch mal den falschen Knopf auf der Funkfernbedienung erwischt. Ist auch egal, die Kamera ist weg und mit ihr natürlich auch die Bilder. Zum Glück haben wir regelmässig ein Backup gemacht und es sind nur einige Tage verloren. Trotzdem hat es uns den ganzen Tag genervt, besonders weil wir nicht wissen wie es passiert ist. Wenn wir sie liegen gelassen hätten, könnte man wenigstens sich selbst die Schuld dafür geben, doch wir können es uns wirklich nicht erklären wo sie abhanden gekommen ist. Vermutlich ist sie am selben Ort wie die vielen einzelnen Socken die beim Wäschewaschen immer wieder verschwinden.

Genervt über die Tatsache, dass wir die letzte Zeit unsere Reise mit dem Iphone Fotografieren müssen und doch einige schöne Bilder einfach verloren sind, fuhren wir dann einige Kilometer weiter zum Robberg Nature Reserve um eine zweistündige Wanderung zu machen.

Der ins Meer hinausragende Landzipfel ist wirklich sehr schön und man wandert der Küste entlang, über Sanddünen und bekommt auch noch einige Seehunde zu Gesicht. Um eine Unterkunft zu suchen gingen nach Knysna in ein sehr schönes Backpacker wo wir ein Doppelzimmer mit Bad beziehen durften. Kurz nach der Ankunft haben wir nochmals einen kurzen Ausflug zu einem Aussichtspunkt gemacht um den Sonnenuntergang zu bestaunen. Zurück im Backpacker lernten wir einen Norweger kennen der ca. 35Jahre als ist und seine Zeit in Südafrika mit Klettern und Surfen verbringt. Wir plauderten am Abend noch eine weile mit ihm und dem Besitzer über verschiedene Länder und psychopathische Präsidenten und und und. Es war wirklich unterhaltsam und sehr interessant und so wurde es dann doch schon wieder Mitternacht bis wir schlafen gingen.   

21.03.17 (Philip)

 

Wir planten an dem Tag Richtung Mussel Bay zu fahren und dort wiedermal wandern zu gehen. Als wir unterwegs an einer Quadvermietung vorbeifuhren, sahen wir uns die Preise an und beschlossen eine kurze Strecke, 7km, mit den Quads durch den Wald zu rasen. Die Motorisierung (500cc) war durchaus ausreichend und man konnte sogar wählen ob man lieber ein automatik oder ein geschaltetes Getriebe haben will. Wir hatten viel Spass und obwohl ich ab und zu auf Ilona warten musste kam sie nicht schlecht voran, schliesslich sass sie das erste mal auf so einem Gefährt. Der Besitzer der Quadvermietung heisst Johnnie und war schon einige male in der Schweiz im Urlaub wodurch wir dann ins Gespräch gekommen sind. Bald stellte sich heraus, dass er Gleitschirmpilot ist und auch Equipment vermietet, worauf meine Augen zu funkeln begannen. So quatschten wir nach der Quadfahrt noch lang mit ihm, hauptsächlich aber über die Politik Südafrikas. Gleich vorweg, ich habe all seine Aussagen nicht auf Wahrheitsgehalt geprüft und kann daher nur wiedergeben was er uns gesagt hat. In seinen Augen ist die ANC ein extrem korrupter Haufen die dem Land starken Schaden zuführen. Er unterstütze keineswegs die Politik der Apartheid und verstehe auch, dass das Land spezielle Werkzeuge braucht um die entstandene Schichtung auszugleichen. Es gebe jetzt aber mehr rassistische Gesetzte als es vor der Machtübernahme der ANC gab. Als Beispiel muss der Anteil schwarzer Studenten ein Minimum von 80% betragen. Auch ist jeder Arbeitgeber gezwungen, dass min 80% der Angestellten schwarz sind. Der Staat gibt Aufträge wie Strassenbau usw. ausschliesslich an Unternehmen die in Besitz eines schwarzen Südafrikaners sind. Bei den meisten geschäftlichen Formularen muss man noch immer die Rasse angeben nur ist jetzt die Hackordnung: Schwarz, Indischer Abstammung, farbig, weiss.

Die Schule in welche seine Tochter gehe, sei dazu gezwungen worden 80% der Lehrer zu entlassen um die Quote zu erreichen. Da sie jedoch keine qualifizierten Lehrer mit der richtigen Hautfarbe gefunden hatten, haben sie die entlassenen Lehrer wieder eingestellt, dadurch jedoch die staatliche Finanzierung verloren, wodurch sie nun zur kostenpflichtigen Privatschule wurden. Auch Unternehmenssteuern seien Hautfarbe abhängig usw. Südafrika sei das einzige Land der Welt wo man im staatlichen Sektor mehr Geld verdiene als im privaten und das nur weil sich die korrupten Leute dort so schamlos bereichern, dass sie es nicht mal verstecken. Die Konsequenz sei, dass die weisse Bevölkerung Südafrikas auswandere. In den letzten zehn Jahren sind zwei Millionen weisse Südafrikaner Ausgewandert, also etwa ein Drittel. Johnnie hatte noch tausend weitere Beispiele und ich habe versucht den Gegenpart im Gespräch zu übernehmen, nicht um zu diskutieren, dafür habe ich viel zu wenig Ahnung von der Südafrikanischen Politik und der Geschichte. Nein ich habe den Gegenpart übernommen um herauszufinden, ob er einfach ein alter Rassist ist, der den Zeiten der Apartheid nachtrauert, oder ob vielleicht doch etwas wahres dran ist an dem was er sagt. Ich kann diese Frage hier nicht beantworten. Ich versuche sicherlich noch vieles darüber nachzulesen, aber dazu braucht man Internet... Das mit den Quotierungen habe ich nun aber schon von mehreren gehört, und auch, dass Unternehmensteuern von der Hautfarbe abhängig sind. Aber nur weil es zwei, drei Leute behaupten, heisst es noch lange nicht das es war ist. Wenn ein Tourist in den Thurgau kommt und dort mit drei SVP-Stammtischlern spricht, könnte er nachher auch denken, dass die Schweiz ein Land ist das von Scheininvaliden und Wirtschaftsflüchtlingen ausgebeutet wird. Die Meinung eines einzelnen mag wichtig sein, sie muss jedoch noch lange nicht der Wahrheit entsprechen.

Die vielen Sachen die Johnnie gesagt hat, haben mich dazu bewogen, dass ich mich über die aktuelle Politik Südafrikas besser informieren will. Die Geschichte kann man nachlesen, aber nur weil ein beschissenes Regime beendet wurde, heisst es nicht, dass darauf ein gutes folgt. Denn die Geschichte wird schliesslich immer von den Gewinnern geschrieben. Aber genug Politik für einen Tag. Ich habe mit Johnnie dann noch eine weile übers Gleitschirmfliegen gesprochen und bin mit im so verblieben, dass ich ihn am nächsten Tag anrufen werde, um eine Ausrüstung zu mieten. Schliesslich war es schon Nachmittag und wir sind weiter nach Wilderness in ein Backpacker gefahren, wo wir ein Doppelzimmer mit Bad zu einem sehr günstigen Preis beziehen durften. Am Abend gingen wir zu Fuss ins kleine Dorf das eigentlich nur aus Restaurants, Bars und Unterkünften besteht. Nach einem medium-rare gebratenen Rinderfilet für knappe 12Sfr. Sind wir wieder zurück zum Backpackers und haben wiedermal einige Runden Billiard gespielt. Zu beginn war das Niveau Ok, beim vierten Spiel mussten wir jedoch abbrechen da wir beide so schlecht gespielt hatten, dass es sinnlos wurde.

22.03.17 (Philip)

 

Das Wetter war schön und ich war voller Elan um wiedermal einen Gleitschirmflug zu machen. Man darf die Wetterbedingungen nie unterschätzen und ich bin noch nie an einer Küste auf Meereshöhe geflogen, wo man eine deutlich höhere Luftdichte hat und die Piloten sich darüber beschweren, dass es zu WENIG Wind hat. Ich hab mir also von Anfang an gesagt, dass ich nur dort fliegen gehe wo bereits lokale Piloten in der Luft sind und alle Gefahren zuvor mit einem ortsansässigen, erfahrenen Piloten bespreche. So rief ich beim Frühstück Jhonnie an und er meinte, dass ich doch gleich vorbeikommen soll, da er heute sehr beschäftigt sei. So fuhren wir nach George zu seinem riesigen Grundstück und tranken in seinem Garten Gingerale da dies seiner Meinung nach am nächsten an unser Rivella hinkomme. Er gab mir einen ca. 5 Jährigen Ozone (Typ hab ich vergessen), den ich anschliessend sehr lange und pingelig kontrollierte. Er meinte zuerst, der Schirm habe sehr wenig Flüge und ich brauche ihn nicht komplett auszulegen. Ich erklärte ihm, dass ich ihm vertraue, dies aber nichts damit zu tun habe wie gut ich den Schirm kontrolliere. Schliesslich hängt mein Leben an diesem Schirm und so will ich jede mögliche Schwachstelle kontrollieren. Ich nahm mir genügend Zeit, bis ich alle Leinen durchgegangen bin und alles wieder zusammengepackt hatte. Das Gurtzeug war in einem sehr guten Zustand und der Notschirm ist bei der geringen Flughöhe an einer Düne sowieso nur Ballast. Anschliessend habe ich ihn über seine Erfahrungen und die Schwierigkeiten im Fluggebiet ausgequetscht, doch es war immer ziemlich mühsam Informationen aus ihm herauszubekommen. Auch musste ich etwa viermal nachhaken bis er mir erklären konnte, wo man an diesem Tag fliegen kann. Schliesslich hatte er mir dann irgendwann die Nummer seines Bruders gegeben, der kommerzielle Tandemflüge anbietet und so konnte ich dann mit seinem Bruder Deon darüber sprechen. Obwohl Jhonnie gemeint hat, ja ja heute kannst du sicher fliegen, meinte Deon, dass ich den nächsten Tag anpeilen soll, da der Wind dann besser sei. So klärte ich mit Jhonnie ab ob ich ihm die Ausrüstung, sofern das Fliegen an diesem Tag nicht möglich wäre, am Nächsten Tag zurückbringen könne. Wir einigten uns auf 500Rand für die Miete der kompletten Ausrüstung und wir gingen nach Kleinkranz um die Startplätze zu besichtigen. Eine etwa 40m hohe Sanddüne mit vielen Büschen, darauf eine kleine Wiese und mehrere Fähnchen. Doch kein einziger Schirm in der Luft, denn der Wind war viel zu schwach um den dynamischen Spot nutzen zu können. So fuhren wir weiter an verschiedene Startplätze an der Küste, doch ohne Erfolg. Der Wind wurde sogar noch schwächer. Etwas enttäuscht suchten wir nach einer anderen Beschäftigung und gingen zur nächsten Touristeninformation. Wir wollten uns erkundigen ob ein Seilpark in der Nähe ist, was leider nicht der Fall war und so kam Ilona auf die ausgezeichnete Idee, das man hier sicherlich irgendwo Wakeboarden kann. 20Min entfernt war ein kleiner See, Spiegelglatt und so konnten wir, kurz vor Feierabend des Captains, noch eine Session auf dem See herumsurfen. Ich hatte mich nach 15min derart ausgepowert, dass ich kaum noch schwimmen konnte. Anschliessend durfte Ilona das erste mal einen Wasserstart mit dem Wakeboard üben. Nein, üben ist das falsche Wort. Obwohl sie etwas unsicher bezüglich ihrer Knieprobleme war, hatte sie gleich beim ersten Versuch Erfolg und konnte kurze zeit darauf bereits die Wellen hinter dem Boot problemlos überqueren. Sie hatte wahnsinnig Freude am Erfolgserlebnis und wir waren beide froh, dass wir doch noch etwas aus dem Tag machen konnten. Zurück in Wilderness suchten wir uns wieder eine Unterkunft und gingen dann noch Pizza essen. Ein junger Musiker rockte mit seiner Gitarre und kräftiger Stimme während ein alter Hippie eine dazu passende Lichtshow machte. Er tropfte mit einer Pinzette verschiedene flüssige Farben auf eine Schablone, die von einem Projektor durchleuchtet wurde. Ist schwierig sich das vorzustellen, aber das ganze schrie nach LSD...       

23.03.17 (Philip)

 

Der Himmel war grau als ich an diesem Morgen erwachte. Die Wolkenbasis sehr tief und es sah so aus, als ob es gleich regnen würde. So schloss ich die Augen wieder und schlief nochmals ein zwei stunden. Da sich das Wetter noch nicht geändert hatte, trank ich gemütlich einen Kaffee und schrieb Deon, ob er für den heutigen „Flugtag“ noch Chancen sehe. Eine halbe Stunde später kam eine SMS zurück, dass sie im Nachbardorf am fliegen seien. Erstaunt über diese Nachricht packten wir alles zusammen und machten uns auf den Weg nach Sedgefield. Schon als wir über den Fluss fuhren, sahen wir die Schirme am grauen Himmel und wir brauchten lediglich nochmals 20min bis wir den Weg auf den Hügel gefunden hatten. Endlich oben angekommen, war niemand mehr in der Luft und ein leichter Nieselregen versaute mir die Stimmung. Geduld ist die Schwester der Hoffnung und die Mutter der Gelassenheit, dachte ich mir und so warteten wir einige Minuten ab. Ich nutzte die Zeit um mit den lokalen Piloten über Landeplatz und Wetterbedingungen zu sprechen und schon bald machten sich die Tandempiloten bereit um ihre Passagiere auszufliegen. So war ich dann schon fast startklar als mir Deon sagte, dass es sich in seinen Augen nicht mehr lohne, da am nächsten Hügel bereits wieder Regen zu erkenne war. Ich könne sicherlich noch nach unten fliegen, werde den Schirm aber vermutlich nass einpacken. Ich schaute mir die Lage nochmals an und musste ihm recht geben. Es war zwar nur ein leichter Nieselregen der keinesfalls starken Abwinde verursachen würde, jedoch ausreicht um die Thermik sofort auszuschalten. Ich packte meine Sachen wieder zusammen und übte mich nochmals in meiner Geduld. Aber die Wettergötter waren nicht auf meiner Seite. So hatte ich 500Rand für die Schirmmiete bezahlt und konnte diesen nicht einmal nutzen. Und da Johnnie ein Knallharter, vielleicht auch etwas geiziger Geschäftsmann ist, war ihm egal ob der Schirm genutzt wurde, oder ich mit dem Wetter Pech hatte, die 500 Rand waren ihm wichtig. Doch wir hatten zwar Pech mit dem Wetter, aber Glück mit mit den Leuten. Denn während dem warten auf besseres Wetter kamen wir mit drei deutschen Gleitschirmpiloten ins Gespräch. Als wir über unsere weiteren Reisepläne sprachen meinte Hannes, dass er eine Wohnung in Kapstadt habe die momentan leer stehe. Er brauche nichts dafür, er habe bereits alles was er brauche, lediglich der Frau die die Wohnung verwalte sollen wir 1000Rand für die Reinigung geben. Wir waren beide erstaunt über die lockere, offene und zuvorkommende Art von Hannes. Wir kannten ihn gerade mal eine halbe Stunde und schon bot er uns an, gratis in seinem zweiten Zuhause zu wohnen. So gibt es eben Leute und Leute. Die einen sind millionenschwere Unternehmer wie Johnnie, bei denen alles in einem Profit enden muss und andere sind..., ich weiss nicht ein mal was Hannes Arbeitet...egal, und lassen zwei „Fremde“ gratis in ihrer Wohnung wohnen. Wir haben ihm natürlich mehrmals angeboten, dass wir ihm gerne etwas für die Wohnung bezahlen, doch er wollte nichts. So luden wir ihn ein, uns doch mal in der Schweiz zu besuchen um zusammen fliegen zu gehen.

Wiedereinmal waren wir froh, dass wir nichts voraus gebucht hatten und ich nervte mich während der weiterfahrt ein wenig darüber, dass ich nicht fliegen konnte, freute mich aber auch darüber einen solch tollen Menschen wie Hannes kennengelernt zu haben.

Schon als wir beim Startplatz angekommen sind, hatte ich bemerkt, dass unser linker Hinterreifen fast keine Luft mehr hatte und so liessen wir ihn an der nächsten Tankstelle aufpumpen. Ich hätte das gerne selber gemacht, aber das kommt in Südafrika nicht in Frage, denn das ist wie tanken, Scheiben reinigen, Flüssigkeiten auffüllen usw, der Job der Jungs die an der Tankstele arbeiten. Für 5-10 Rand Trinkgeld werden einem jedes mal alle Scheiben gereinigt. Dabei gibt es keine Preise für die verschiedenen Arbeiten, man kann selber bestimmen was man gibt. Nachdem er den Luftdruck kontrolliert hatte, drückte ich dem Jungen Herrn 10Rand in die Hand und er bot mir an das Rad auf ein Leck zu kontrollieren usw. Ich erklärte ihm, dass wir bereits 4000km gefahren sind seit wir das Auto übernommen hatten und ich nie den Reifendruck kontrolliert habe. Ich wolle zuerst noch mal einige Kilometer fahren und schauen ob der Reifen dann wieder so wenig Luft hat, oder ob das Leck so gering ist, dass es dann ein Problem der Mietwagenvermietung sein wird. So verbrachten wir wiedermal zwei Stunden auf der N2, der Strasse der Garden Route, bis wir am Abend in Witsand, eine kleine „self-catering unit“ für 600Rand mieten konnten. Auf dem Weg nach Witsand war man umgeben von Farmland, riesige geschnittene Maisfelder prägten die Landschaft. Es war eine sehr angenehme Fahrt, den neben der schönen Landschaft war die Verkehrsdichte sehr gering. Allgemein ist der Verkehr südlich von Port Elisabeth viel angenehmer.

Auf die Nacht zog ein Sturm auf, wir gingen in einer Pizzeria etwas essen und bemerkten, dass bei Witsand gleich eine Kiteschule war, die auch Equipment vermietet. So hatten wir bereits einen Plan für den nächsten Tag.

24.03.17 (Philip)

 

Nach dem Sturm war das Wetter jedoch so mild, dass es an diesem Tag zu wenig Wind hatte um zu kiten. Wir organisierten uns mit Sarah, die Hannes Wohnung verwaltet und beschlossen uns auf den Weg nach Cape Town zu machen. Unterwegs fuhren wir an einer Straussenfarm vorbei und hielten kurz an um die Tiere genauer zu betrachten. Aber eigentlich haben eher die Straussen uns betrachtet. Den Sobald wir am Zaun stande kamen sie aus allen Richtungen herbei geschlichen und hunderte köpfe schauten uns mit grossen Auen an. Normalerweise hat es ja mehr Zuschauer als Darsteller und so waren wir uns nicht ganz sicher ob wir die Attraktion waren oder sie. Doch als Ilona anfing die Strausse zu dirigieren wurde es richtig lustig. Alle Köpfe runter. Alle Köpfe rauf. Und so weiter. War wirklich amüsant. Einige Kilometer weiter suchten wir eine Tankstelle auf und mussten feststellen, dass wir bereits wieder sehr wenig Luft im rechten Hinterrad hatten. So liessen wir es dann gleich an der Tankstelle reparieren. Neben einem sehr kleinen Loch in der Lauffläche, war ein alter Flick in der Seitenwand undicht geworden. Und diejenigen die jetzt denken, dass man einen Reifen in der Seitenwand nicht reparieren sollte, die haben Recht. Aber schliesslich sind wir in Südafrika. Im Gegensatz zu Bolivien musste der Reifen wenigstens nicht mit einem Bickel von der Felge geschlagen werden, sondern konnte von aussen repariert werden. So schien das Leck danach dicht zu sein und ich fragte was ich ihm Schulde. Wiedermal kam die Antwort, dass ich das selber bestimmen könne und ich fragte ihn ob 25 Rand ok seien, worauf er nickte und sich bedankte.

-Rad demontieren,

-zwei Löcher suchen und reparieren,

-Rad Montieren,

für gerade mal 2SFr. Was will man da noch sagen. Danke und tschüss.

Vier Stunden später sind wir in die Stadt hineingefahren. Der Verkehr nahm zu und neben der Autobahn sah man wiedermal die Wellblechhütten des erschreckend grossen Townschips. Im Hintergrund der Tafelberg, der Lionshead und auf der anderen Seite der riesige Hafen. Die Gebäude wurden höher und auch der Reichtum steigt je weiter man durch die Stadt fährt. Unsere Wohnung war in einem ruhigen Viertel unterhalb des Signal Hills gelegen. Zu Fuss 20min bis zur Longstreet und ca. 20min bis zum nächsten Strand. Perfekt. Wir trafen wie vereinbart Sarah um 16:00 und sie zeigte uns alles und übergab uns die Schlüssel. Wir fragten sie noch kurz aus über die Sicherheit der Umgebung und inwiefern man Nachts hier auf den Strassen unterwegs sein kann da man ja weiss, dass Kapstadt sicherlich nicht die sicherste Stadt der Welt ist. Sie meinte nur; it's not that bad, use Uber in the night. So installierten wir das Uber- app und gingen zu Fuss durch die Stadt um ein Restaurant zu Suchen. Es war Freitag Abend und so einiges Los, doch wir fanden schon bald ein gutes Restaurant am Strand, wo ich einen Burger und Ilona Spaghetti mit Pilzrahmspecksauce verspeiste. Da es erst am dämmern war beschlossen wir zu Fuss zurück zu gehen.

25.03.17 (Philip)

 

Während Ilona sich stundenlang dem Epilieren widmete ging ich einkaufen und so gab es Cornflakes und Kaffee zum Frühstück. Anschliessend stiegen wir ins Auto und fuhren über Muizenberg nach Simons Town, wo wir Pinguine besichtigen durften. Die kleinen Vögel sind dort überall am Strand entlang im Wasser am fischen, oder auf den vielen Felsen am sonnenbaden. Der Strand ist abgeriegelt, sodass man einen Eintritt verlangen kann und die Pinguine nicht auf die Strasse hinauf gehen. Es war ziemlich amüsant wie diese Pingus herumwatschelten und Blitzschnell durchs Wasser tauchten. Man kann dort auch mit ihnen schwimmen, das Wasser ist jedoch ziemlich frisch. Wir kletterten eine weile auf den Felsen herum und beobachteten gemütlich die flugunfähigen Vögel. Danach ging die Fahrt weiter bis ans Kapp der Guten Hoffnung. Dieser Nationalpark ist ziemlich gross und so kann man an der eindrücklichen Küste, diverse Wanderungen machen. Wir verbrachten nur ein paar Stunden im Nationalpark und fuhren danach der Westküste entlang zurück zu unserer Wohnung. Am Witsand Beach hielten wir kurz an, da dort sehr professionelle Windsurfer und Kitesurfer in haushohen Wellen ihr können zeigten. Wirklich eindrücklich was dort gezeigt wurde. Ich hab noch nie zuvor gesehen wie jemand mit einem Windsurfbrett mehrfache Saltos macht. Hut ab.

Zurück in Cape Town parkten wir das Auto bei unserer Wohnung und liefen zu Fuss bis zur Longstreet. Es war bereits dunkel als wir ins Stadtzentrum kamen und wir staunten wie ausgestorben die Stadt nach Sonnenuntergang war. Lediglich ein paar Obdachlose zogen noch umher. So war es uns etwas mulmig und wir liefen der Longstreet entlang um ein Restaurant zu suchen. Doch auch die Berühmt berüchtigte Longstreet war überhaupt nicht belebt. So liefen wir weiter bis zu einer Kreuzung wo es einige Flutscheinwerfer hatte und ganz viele komische bewaffnete Gestalten. Es war jedoch sofort klar, dass es sich um ein Film Set gehandelt hatte, da alle Funkgeräte hatten und diverse Kameramänner verteilt waren. Es war der Dreh des dritten Teils von Maze Runner. Ich hab nicht einmal den ersten gesehen und nachdem wir 20min ohne irgendwelche Geschehnisse zugeschaut hatten, wurde uns langweilig und wir liefen wieder der Longsteet entlang bis die Umgebung endlich etwas lebhafter wurde. Ein paar gemütliche Bars und Restaurants, jedoch deutlich weniger als ich erwartet hatte. Schliesslich hat Cape Town doch fast eine halbe Million Einwohner. Wir assen Burger, meiner hatte hässliches Trüffelöl drin, Pfui, und tranken ein Bier. Nicht weit um die Ecke blieben wir dann wieder bei einer Bar stehen, da drei ca. 120kg schwere schwarze Afrikanerinnen ABBA sangen und eine fröhliche Menschenmasse dazu feierte als wäre es ihr letzter Tag auf Erden. So beobachteten wir die lustige Stimmung und erfreuten uns an den fröhlichen Menschen die sich dort versammelten. Etwa um Mitternacht war die Musik dann aus und so bestellten auch wir unser Uber-taxi. 25Rand kostete die 5minütige Fahrt und beim Gespräch mit dem Taxifahrer ist uns wiedermal aufgefallen, dass die Schweiz überall immer mit dem Gleichen assoziiert wird. Es sind nicht die Berge oder die Schokolade die Weltweit bekannt sind. Auch nicht die Uhren oder Heidi oder die Alphörner. Nein es sind die verdammten Banken die allen bei „Switzerland“ durch den Kopf gehen. Wir haben das jetzt schon mehrmals erlebt, dass nach der Frage der Herkunft folgt, ah das Land der Banken, in welchem alle illegalen Gelder liegen. Ich bin eigentlich stolzer Schweizer, aber darauf antworte ich meistens lachend, ja das ist nicht so falsch, aber wir haben auch noch die Fifa... 

26.03.17 (Philip)

 

Wir hatten am Vorabend gerade noch den Absprung geschafft, sodass wir ohne Katerbeschwerden um 8:30 aufgestanden sind. Trotzdem tümpelten wir noch bis 10:30 in der Wohnung herum. Ja na gut, herumtümpeln ist auch einfach etwas schönes. Von der Wohnung aus machten wir uns auf, Richtung Lionshead. Der Berg ist lediglich etwa 670m hoch doch der Aufstieg ist ziemlich steil und hat einige Kletterpassagen, so dass Ilona sich zu Beginn nicht ganz sicher war ob die Wanderung das richtige für ihr Knie ist. Doch wir probierten es einfach und wie eigentlich immer, hatte sie dann schnell Freude an der Herausforderung und besonders an den Kletterpassagen. Oben angekommen hat man eine wunderschöne Aussicht auf die ganze Stadt. Die Wanderung dauerte etwa 5 Stunden und wenn es nicht steil Bergauf ging, ging es steil Bergab. So waren es bereits Nachmittag als wir wieder zurück bei der Wohnung waren und wir beschlossen mit dem Auto bis zum Camps Bay Beach zu fahren, hinter welchem sich ein Restaurant am anderen reiht. Nach einem Rindsfilet bei Sonnenuntergang zottelten wir noch den Ständen an der Strasse entlang und fuhren dann wieder zurück in die Stadt, wo wir einen ruhigen Abend in unserer Wohnung verbrachten.

27.03.17 (Philip)

 

Da die Windvorhersagen sehr gering waren, entschieden wir uns nochmals für eine Wanderung. Denn wenn man schon in Cape Town ist, sollte man die Stadt auch mal vom Tafelberg aus besichtigen. So parkten wir unser Auto nahe der Talstation und entschieden uns für den längsten Aufstieg, da man bei diesem eine Aussicht in verschiedene Richtung geniessen kann. Na gut wir dachten auch, das der längste Weg womöglich die geringste Steigung aufweist und da wir noch etwas Muskelkater von den Kletterpassagen am Vortag hatten, war dies natürlich mit ein Entscheidungsgrund. Besonders Ilona hatte zu beginn ihr Knie wieder stärker gespürt und war dann nicht sonderlich begeistert, als es zuerst mal 300m eine Treppe hinauf ging. Auch staute der Cape Doctor, (so wird der ständige SO Wind genannt, der die Emissionen der Stadt Wegbläst) einige dunklere Wolken am Tafelberg und wir überlegten, ob wir uns die restlichen 500 Höhenmeter wirklich antun wollen. Doch wir hatten Glück und die Wolken die über den Berg zogen lösten sich vor zu auf. Der Aufstieg war jedoch anstrengend, da unsere Route wie bereits erwähnt 300höhenmeter eine Treppe hinaufführte, dann einige Kilometer waagrecht dem Felsen entlang und zum Schluss nochmal 500 Höhenmeter den steilen, steinigen Hang hinauf. Ja wir hätten vermutlich einen anderen Weg genommen, wenn wir das gewusst hätten. Doch als wir dann 3h später oben angekommen sind, waren wir froh, dass wir uns für den Aufstieg entschieden haben und nicht einfach mit der Gondel hinaufgefahren sind. Die Aussicht war zu Beginn nicht sonderlich atemberaubend, da man mitten in der Wolke war und man daher 360° graues Panorama hatte. Wir gönnten uns etwas zu Essen und lernten bei einer Zigarette zwei junge Schweizer kennen. Sophie und Mauro sind aus Zürich und waren ebenfalls einige Monate am herumreisen. Wir unterhielten uns eine Weile und plötzlich lösten sich auch die Wolken auf und so durften wir dann doch noch die Aussicht geniessen. Wir gingen am Abend noch mit den zwei Zürchern Essen und spazierten dann nach Hause, da das Restaurant lediglich einen Kilometer von unserer Wohnung entfernt war. Wir begegneten schon einigen komischen Gestalten, die meisten waren jedoch Obdachlose, die um ein paar Rand bettelten. Vor dem Restaurant kam noch ein junger Student auf mich zu, der sich zuerst entschuldigte, da er in einer sehr blöden Lage war und Geld für ein Taxi brauche. Er wisse, dass er in der falschen Stadt sei um nach Geld zu fragen doch sein Konto sei leer, die Überweisung seines Vaters käme erst in 24h Stunden an und sein Iphone habe kein Akku mehr. Er müsse 80Rand fürs Taxi haben und schäme sich unglaublich uns deswegen anzubetteln. Er habe das noch nie gemacht und wisse, dass wir vermutlich denken, dass es lediglich eine Masche sei. Er bot mir an sein Iphone als Sicherheit zu behalten da er mir das Geld unbedingt zurückbezahlen wolle. Wir können auch mit seinen Eltern anrufen um zu bestätigen, dass er wirklich Student sei und kein Abzocker. Der junge Mann wirkte ziemlich verzweifelt, sah aber definitiv wie ein Student aus, hatte Sogar einen Taschenrechner und ein Etui dabei, als ich ihn nach einem Stift fragte. Ich war mir aber nicht sicher, da er seine Identität lediglich über Soziale Netzwerke bestätigen konnte, was nicht wirklich eine Bestätigung ist. Auch fand ich es merkwürdig, dass er ausgerechnet auf uns zukam und nicht Einheimische nach dem Geld fragte. Es war etwas zwiespältig, entweder war er wirklich in einer beschissenen Situation oder er hatte eine sehr gute Masche in die er viel Schauspielkunst hineinsteckte. Ich habe ihm meine IBAN Nummer notiert, damit er mir das Geld zurücküberweisen kann und ihm die 80Rand zugesteckt. Schliesslich sollte man nicht vom Schlechten im Menschen ausgehen, auch nicht in Kapstadt. Und wenn er mir die 6Sfr. Nicht zurücküberweist werde ich dadurch auch keinen Schaden nehmen. Ich hätte ihm das Geld auch geschenkt wenn ich mir Sicher gewesen wäre, dass es keinen Abzockversuch ist. Doch da es mich wirklich Wunder nimmt, ob er mich übers Ohr hauen will, gab ich ihm die IBAN an und sagte ihm, dass er mich bitte nicht enttäuschen soll. Ich bin gespannt wie die Geschichte endet.

28.03.17 (Philip)

 

Wir wussten, dass die Windvorhersagen sehr gut waren und fuhren um 8:30 nach Langebaan. Dieser Ort ist etwa 90min von Cape Town entfernt, jedoch der Nächste der eine grosse Lagune mit flachem Wasser bietet. Die vielen Spots in und neben der Stadt weisen alle sehr hohe Wellen auf und sind daher eher was für geübte, erfahrene Kitesurfer. An der Lagune angekommen konnten wir gleich bei einer Kiteschule günstig Ausrüstung mieten. So powerten wir uns bei den 45km/h Wind ordentlich aus. Es war sehr böig und wir hatten beide einige Liter Salzwasser getrunken bis wir uns geschlagen gaben. Nein der grösste Teil der Zeit hatten wir die Situation im Griff und auch einiges gelernt, doch der Wind wurde im Verlauf des Tages so stark, dass wir ziemlich erschöpft zurück an den Strand gelangt sind. Wir packten unsere Sachen zusammen und fuhren einige Kilometer weiter an die Shark Bay, da dort der Wind immer etwa 5-10kt. Geringer sei. Der Name der Bay ist natürlich keine Willkür, es hat dort wirklich viele Haie, jedoch solche die für den Menschen harmlos sind. So durften wir dort nochmal bei angenehmeren Bedingungen Zeit auf dem Wasser verbringen und ich konnte dann endlich auch mal einige Sprünge sauber landen. Lediglich 1m bis 2m hoch, aber immerhin kontrolliert. Happy über den dritten, sehr aktiven Tag in Folge fuhren wir zurück in die Stadt, liessen uns zuhause von Uber abholen und genossen in einem sehr guten Steakhouse unser Nachtessen. Schliesslich ist nicht jeder Abende der letzte einer halbjährigen Reise.  

29.03.17 (Philip)

 

Am letzten Tag sind wir nochmals in die Stadt um uns einmal mehr dem Afrikanischen Markt zu widmen. Nach einem Mittagessen am Strand begannen wir unsere Sachen zu packen und machten uns auf den Weg zum Flughafen.

Ich schreibe diesen letzten Eintrag im Flugzeug von Kapstadt nach Hause, bzw, nach Dubai wo wir dann den nächsten Flug antreten werden. Im Moment realisiere ich noch nicht, dass die Reise vorüber ist. Ich habe auch keinerlei Freude darüber wieder in die Schweiz zurückzukehren. Klar ist es schön die Familie und die Freunde wieder zu sehen, doch das wäre es ein halbes Jahr später auch noch. Nein, wir sind eigentlich wirklich nicht bereit wieder in unseren Alltag zurückzukehren. Wenn es im Nachhinein etwas gibt, das wir bei unserer Reiseplanung anders machen hätten sollen, dann ist es die Einschränkung des Gesamtzeitraums. Wir hätten unsere Jobs aufgeben und uns so lange auf den Weg machen sollen bis uns das Geld ausgeht.

Es stimmt mich traurig wenn ich daran denke, dass bald alles wieder so ist wie zuvor. Der wiederkehrende Alltag bei dem sich das meiste nur um die Arbeit dreht. Wochenende erarbeiten, Ferien erarbeiten und neue Ziele suchen...Ach wie mich das deprimiert.... Wir wussten von Beginn weg, dass dieser Zeitpunkt scheisse wird, aber jetzt wo er da ist...Wir haben keinen Grund und kein Recht uns zu beschweren. Wir durften im letzten halben Jahr so eine wunderschöne Zeit geniessen und ich bin ziemlich sicher, dass dies das beste halbe Jahr meines bisherigen Lebens war. Nicht viele Menschen auf dieser Welt haben das Glück, sich so etwas leisten zu können. Man muss dankbar sein, dass man zu diesen wenigen Menschen gehört die die Möglichkeit haben und sich die Zeit nehmen können. Wir sollten wirklich dankbar sein, dass wir diese Reise machen durften. Ich wünschte nur es würde noch weiter gehen, aber wer weiss schon was die Zukunft bringt, vielleicht ist das nicht unsere letzte längere Reise gewesen...

 

Vielen Dank an alle, die unsere Reise mitverfolgten und sich dafür interessierten wie es uns geht. Es ist schön zu wissen, dass es Leute gibt die an einen denken.

 

Philip & Ilona

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